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La Beauté de Bordeaux

Veröffentlicht: 19.09.2024

Die Schönheit Bordeaux' war augenscheinlich. Klassizistische Bauten von mittlerer Höhe, prächtige Fassaden, ein überschaubares Gewirr aus Gassen und Prachtboulevards, gotische Kirchen und Plätze, die mit einladender Außengastronomie lockten.


Bei meiner Stadtführung zu Fuß, der ich mich am Montag anschloss, gab es zu berichten, das Bordeaux als Blaupause für den Umbau von Paris zu Beginn des 19. Jahrhunderts diente. Unser Guide Ani nahm uns mit auf einen Stadtspaziergang durch das Mittelalter. Der Hundertjjährige Krieg beendete die 300jährige Herrschaft der Engländer in Aquitanien. Dann folgte die frühe Neuzeit, als die Girondisten (von den Ufern der Gironde) die Französische Revolution einleiten und fünf Jahre später selbst von den Jakobiner hingerichtet wurden.


Über das letzte Jahrtausend häufte die Stadt gewaltigen Reichtum an, das lag vor allem am Hafen. Während der Hochzeit der Kreuzzüge und der christlichen Frömmigkeit war er Ausgangspunkt für Pilgerreisen zum Grab des Hl. Jakobus nach Santiago de Compostela. Dann stillte England von dort seinen Durst nach Rotwein.


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Exkurs: Auf der Stadtführung erfuhr ich, warum Weinflaschen exakt 0,75 Liter fassen. Sechs Flaschen pro Kiste ergeben so 4,5 Liter und das entspricht einer englischen Gallone. Good to know!
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Mit der Rückeroberung der Region durch Frankreich wurde der Handel mit England verboten. An dessen Stelle traten um 1700 neue Geschäfte. Bordeaux profitierte in großem Maßstab vom Transatlantischen Dreieckshandel und damit von der massenhaften Verschiffung geraubter Afrikanern in die Sklaverei auf den Plantagen der Neuen Welt.


Prachtbauten und Fassadenschmuck stammen aus dieser Zeit. Der Kontext zwischen altem Prunk und menschlicher Grausamkeit wird kaum thematisiert. Wie die meisten Kolonialmächte hat auch die grande nation ein verkrampftes Verhältnis zur eigenen Geschichte.


In den Bars und Cafés, bestimmen heute die BoBos das Stadtbild. BoBo steht für Bohemien Bourgeois. Die französische Wortschöpfung beschreibt junge Städter mit alternativem Lebensstil, welche außerdem über das nötige Kapital für Weinbars und Cityappartements verfügen. Hipster mit Geld!


Als Zaungast dieses Treibens zieht es mich an meinem letzten Abend an den Quai Richelieu am Ufer der Garonne. Hinter mir liegt die Place de la Bourse, das kommerzielle Zentrum der Stadt aus dem 18. Jahrhundert, vor mir das Wahrzeichen der Stadt, die alte Steinbrücke, im Mondschein.


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