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Destination: Arcachon

Veröffentlicht: 18.09.2024

Sonntagmorgen, ich wachte in meiner Schlafkoje auf. Trotz des kleinen Hostelzimmers waren die Betten komfortabel ausgestattet: USB-Anschluss und Steckdose, Lampe und Ablagefläche, dazu ein Vorhang, der für Diskretion sorgte.


Meinen Wecker hatte ich nicht gestellt, als ich aufwachte war es 12:30 Uhr. Meine für den Vormittag geplante Stadtführung konnte ich an diesem Tag abhaken. Beim Kaffee in der Hostelbar mit Buchregal lernte ich dann meinen Reisebegleiter für die nächsten Tage kennen, den Dumont-Reiseführer "Bordeaux & Atlantikküste" von 2002.


Die Entscheidung fiel auf ein sonntägliches Alternativprogramm mit Besuch des Atlantikbads Arcachon, eine Stunde mit dem Zug von Bordeaux. Mein Reiseführer sorgte für Kurzweil und ich erfuhr Einzelheiten zur besonderen geologische Beschaffenheit der Region, über historische Zusammenhänge und über den Desman, einen spitzmäuligen Maulwurf aus den Pyrenäen.


Arcachon empfing mich mit Sonnenschein und endlosen Sandstränden. Der Ort selbst lag an einer gewaltigen Bucht (Bassin). Als Kurort lud er seit Ende des 19. Jahrhunderts Frankreichs Oberschicht zum Erholungsaufenthalt. Verspielte Villen mit Türmchen im dekorativen Stil überall. Bäderarchitektur, Strandpromenade und mondäne Boutiquen sprechen auch heute noch ein überwiegend älteres Klientel an. Urlaub mit den Großeltern. Ein ziemlicher Gegensatz zur vorangegangenen Kneipennacht, die sich anfühlte wie eine Abifahrt.


An dieser Stelle sei die besondere élégance französischer Pensionäre hervorgehoben: gemachte Haare, große Sonnenbrillen, aufrechte Haltung. Eine Dame nahm neben mir auf einer Parkbank platz und bedankte sich mit den vornehmen Worten: "Merci, Monsieur!" Als ich mich mit einem einfachen "Au revoir!" verabschiedete, erwiderte sie ebenso vornehm: "Au revoir, Monsieur!"


Ein Kontrast zur Ernsthaftigkeit deutscher Rentnerpaare oder zur lauten Fröhlichkeit betagter Briten und Amerikaner.


Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit blieb es bei einem Spaziergang, den ich gleichermaßen nutzte um meinen zweiten Besuch am Montag zu planen. Ziel war der Besuch der berühmten Dune der Pilat. Die größte Wanderdüne Europas. 


Zwar hatte ich die Ausmaße im Kopf (4 km lang und mehr als 100 m hoch, vergleichbar mit den höchsten Hochhäusern in Berlin) und trotzdem blieb eine Düne in meiner Vorstellung nicht mehr als ein Sandhaufen. Umso überraschter war ich, als ich das Ungetüm dann vor mir sah.


Die Strömung der Biskaya schuf entlang der Küste Sandbänke und eine endlose Dünenlandschaft, welche mit der Anpflanzung von Kiefernwäldern gezähmt wurde, so dass die Dünen nicht weiter landeinwärts wandern. Bei der Dune de Pilat gelang dies nicht und man erlebt wie der Sand Bäume und Sträucher unter sich begräbt. Ein Naturschauspiel.


Bei der Rückfahrt mit dem Zug hieß es dann wieder: "Destination: Bordeaux San Jean"


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