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Transeuropaexpress

Veröffentlicht: 17.09.2024


Slow travelling, so lautete meine Antwort auf die Frage, warum mit der Bahn. Entschleunigung bei einer Reisegeschwindigkeit von ca. 150 km/h mit dem ICE. Dabei genoß ich Beinfreiheit, meinen eigenen Kaffee aus der Thermoskanne, konnte jederzeit in meinem Gepäck kramen, auf dem Handy daddeln und meinen Blick aus dem Fenster schweifen lassen.


Meine Abneigung gegen Flughäfen und -gesellschaften war durch die landläufige Auffassung, das Reisen mit dem Flugzeug sein alternativlos, nur noch gesteigert. Der Trip von Berlin nach Bordeaux belehrte mich wieder einmal eines besseren. In neun Stunden war Paris erreicht, für 85,- mit Umstieg in Karlsruhe. Vom Gare de l'Est ging die Pariser Metro direkt zum Gare Montparnasse im Süden der Stadt. Von dort fuhr der Zug in zwei Stunden für 45,- nach Bordeaux. Alle Anschlüsse wurden erreicht, an Bord verlief alles sehr ruhig, ohne laute Gruppen, quängelnde Kinder, Dauertelefonierer oder andere Stresser.


Ein zusätzlicher Vorteil dieser sanften Art zu Reisen ist der Blick auf Land und Landschaft. Über Leipzig und Erfurt ging es weiter nach Hessen, dieses seltsame Bundesland im Zentrum Deutschlands, vorbei an Burgen und Mischwald, durch Fulda, über Neckar und Main. Ein bisschen von allem, Hessen, das Sachsen-Anhalt des Westens, Heimat der Gebrüder Grimm und Wahlheimat von Bernd Höcke, bevor er nach Thüringen weiterzog. Es folgten Frankfurt und Darmstadt.


In Karlsruhe dann zwei Kaltgetränke auf dem Bahnhof und Umstieg in den TGV, weniger elegant als der ICE, dafür mit inkludierter Platzreservierung, festgelegten Telefonierzonen im Eingangsbereich und einer gesteigerten Durchschnittsgeschwindigkeit von 250 km/h. Ohne Zwischenhalt folgte Paris direkt auf Strasbourg. Nach dem Rhein unterquerte ich mit der Metro in Paris die Seine und auf der letzten Etappe dann im Abendlicht die Loire bei Tours.


Um 21 Uhr erreichte ich Bordeaux, dann die alte Routine: Stadtspaziergang, Check-in im Hostel, Achtbettzimmer, Aus- und Umpacken, das Nötigste, dann ein Bier und Überlegen wie weiter. Es war Samstagabend.
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