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A Walk Through The Wild Side

Veröffentlicht: 27.02.2022

Trotz des weiter anhaltenden schlechten Wetters, wollte ich mich nicht von kleineren Unternehmungen abhalten lassen, mehr war leider nicht möglich. Aber so langsam machte mich das ewige rumhängen auf der Veranda ramdoesig und genervt. Da konnte nur Bewegung helfen. 

Sobald es das Wetter zuließ, setzte ich mich auf den Scooter und fuhr Richtung Mae Haad, parkte den Roller etwa einen Kilometer vor der Abzweigung zum Meer an der Hauptstraße und marschierte den Berg hinauf. Ich hatte diesen Weg vorher auf der Karte ausgecheckt, er sollte mich über Land direkt zu meinem alten Resort bringen, sozusagen der Hintereingang. Man könnte den unbefestigten und vom Regen stark ausgewaschenen, steinigen Weg auch mit einem Jeep oder einer anständigen Geländemaschine befahren, aber mit einem Scooter war des nicht zu empfehlen. Außerdem wollte ich mich ja bewegen und solange es trocken blieb, war das hier das beste Wetter dafür, bewölkt und nicht zu warm.

Anfangs ging es recht steil den Berg hinauf  und ich kam schnell außer Atem, aber allmählich verringerte sich die Steigung und ich kam gut voran. RechterHand ging der Blick meistens frei über das Tal von Mae Haad hinaus auf die gegenüber liegenden Hügel. Ich konnte den Wangsai Wasserfall gut hören, der jetzt deutlich mehr Wasser führen musste, als vor einiger Zeit als ich ihn besucht hatte. Das Geräusch hatte jetzt tatsächlich etwas rauschendes an sich und strahlte Kraft aus. Ich wusste, dass es irgendwo hier oben einen Pfad geben mußte, auf dem man von oben an den Wasserfall gelangen konnte - ich war bisher immer von unten gekommen. Als sich tatsächlich auf der rechten Seite ein Trampelpfad öffnete, zögerte ich nicht lange und folgte ihm den Hang hinunter dem Rauschen entgegen. Nach wenigen Minuten staunte ich nicht schlecht als ich auf ein abgestellter Moped stieß,  dass unter einer zusammengeflickten Überdachung abgestellt worden war. Weiter unten konnte ich sogar eine vollkommen intakte Hütte ausmachen. Wer in aller Welt wohnt in dieser Wildnis? 

Das Rauschen war jetzt unüberhörbar und unterhalb der Hütte konnte ich sogar den jetzt weiss schäumenden und reißenden Bergbach ausmachen. Das war jetzt kein plätscherndes Bächlein mehr. Umso neugieriger war ich, mir den völlig veränderten Fluss anzuschauen, war aber irritiert von einem vor der Hütte aufgestellten Schild,  Waterfall 20 Bath. Ich hatte mit allem möglichen gerechnet, aber sicher nicht mit einer Eintrittsforderung. 20 Bath sind nicht viel, ca 60 Cent, aber mir gefällt die Einstellung nicht, ganz und gar nicht und deshalb machte ich umgehend kehrt. Ich wusste nicht mal ob die Hütte überhaupt bewohnt war bzw ob der Bewohner Zuhause war, aber ich hatte keine Lust das herauszufinden. Ausserdem hat jeder der so abseits in der Wildnis lebt mit Sicherheit einen Hund und mit dem wollte ich ganz sicher nicht Bekanntschaft schließen. Eher verärgert als enttäuscht marschierte ich also wieder den Hang hinauf zum eigentlichen Weg, dem ich jetzt weiter folgte und der kaum noch anstieg, sondern eher parallel zum Hang verlief. Ich kam an einer Stelle vorbei,  wo der Hang linkerhand auf breiter Front abgerutscht war und wo nun der blanke Fels zum Vorschein trat, sah fast aus wie ein Steinbruch, was es aber nicht war. Der Regen hatten tiefe Furchen ins Gelände gegraben, eine steinerne Ödnis. Auf der rechten Seite kam ich an einem unverhältnismäßig großen Gebäude vorbei, das augenscheinlich bewohnt war. Wäsche hing an einer Leine, Mopeds parkten in einer Ecke und diverses Zeug stand wild durcheinander herum, sogar ein Betonmischer wie man sie von jeder Baustelle kennt. Ich sah oder hörte aber niemanden und marschierte zügig weiter.

Ich hatte mir einen großen Stock zugelegt, den ich zufällig passend auf der Erde gefunden hatte und der mir jetzt den Laufrythmus vorgab. So langsam ging es jetzt bergab, wobei mir der Stock eine gute Hilfe war, weil ich mich über ihn gut abstützen konnte. Ich befand mich inzwischen oberhalb des Strandes von Mae Haad und war mir sicher,  dass ich auf dem richtigen Weg war.

Ich stieß auf ein kleines Häuschen,  das sich hier jemand in den Dschungel gebaut hatte, hoch über dem Strand. Die Tür war verschlossen,  aber es war eindeutig verlassen und schon einige Zeit nicht mehr in Benutzung. Ich lief seitlich vorbei nach hinten in den verwahrlosten Garten,  von wo ich durch die Panoramafenster ins innere schauen konnte, alles leer. Der Erbauer hatte sich sogar einen kleinen Whirlpool in den Garten installiert, mit Blick aufs Meer. Die Leitungen waren allerdings alle gekappt und überhaupt war alles total verwahrlost. Ich verließ diesen trostlosen Ort und begab mich weiter auf meinen Weg,  der jetzt steil bergab verlief, es konnte nicht mehr weit sein. Nach einer letzten Kehre erblickte ich die Hütten meines alten Resorts und ich freute mich darauf Shantaram,  meinen Hundefreund, wiederzusehen. Der war aber irgendwo unterwegs und ich begrüßte als erstes die beiden Resortbetreuer aus Myanmar, die wie fast immer vor ihrer Hütte saßen und in ihre Handies schauten. So, der Mann, staunte nicht schlecht, dass ich den ganzen Weg zu Fuß gelaufen war, aber er freute sich über die kleine Abwechselung und wir plauderten ein wenig darüber wieviel Squids er in den letzten Tagen gefangen hatte. Die Frau war wie immer keine Gefühlsregung zeigend unbeeindruckt und beließ es bei einem kurzen Nicken zur Begrüßung. 

Schließlich machte ich mich auf die Suche nach Shantaram,  den ich auch sogleich am Strand fand, wo er die zwei Nachbarhunde intensiv im Auge behielt wie sie sich auf seinem Strand breit machten. Ich rief nach ihm und er blickte sich irritiert um, sah mich, blickte wieder auf die Eindringlinge, dreht sich dann aber doch um und kam auf mich zugelaufen. Je näher er kam desto schneller wurde er und schließlich sprang er mich freudig an und wir tollten ein wenig herum. Ich streichelte ihn ausgiebig und begrüßte ihn freudig, was er mit angelegten Ohren und züngelnden Schmatzgeräuschen quittierte. Wir tollten noch ein wenig am Strand herum,  aber das ist nach wie vor schwierig. Er scheint da schnell die Lust daran zu verlieren oder versteht das Spiel nicht. Bald zog er sich zurück und widmete sich wieder der Beobachtung der beiden Nachbarshunde.

Ich ging zum Resort zurück und begrüßte den vor seinem Bungalow stehenden Russen, der letzte verbliebene Gast im Resort, zusammen mit seiner unsichtbaren Frau. Wir hatten schon ein paar mal kurz miteinander gesprochen und bei meinem letzten Besuch hatte ich beobachtet, dass auch er sich mit dem Hund angefreundet hatte und umgekehrt. Er beklagte sich vehement über Putins Einmarsch in der Ukraine und wie sehr er sich dafür schäme. Er arbeitete für eine amerikanische Firma, deren halbe Belegschaft aus Russen und Ukrainer bestehe, die alle wunderbar miteinander auskommen. Er lebt schon seit vielen Jahren nicht mehr in Russland und will auch nicht mehr zurück. Irgendwie kamen wir auf Meditation zu sprechen und ich erfuhr, dass er und seine Frau regelmäßig in Hof in Deutschland an einem Vipassanaretreat teilnehmen.  Ich erzählte ihm von Osho's aktiven Meditationen,  die er noch nicht kannte. Von Osho selbst hatte er aber schon gehört. Wir unterhielten uns noch eine ganze Weile bis er wieder in seinem Bungalow verschwand und ich meine Kamera auspackte, um den Flussdurchbruch im Strand zu fotografieren . Kurze Zeit später kam er wieder auf mich zu, diesmal in Begleitung seiner Frau, die ich noch nie zuvor  zu Gesicht bekommen hatte und die er mir nun vorstellte. Gleichzeitig überreichten sie mir in einer leeren Plastikflasche eine kleine Portion von ihrem aus der Heimat mitgebrachten sibirischen Honig. Ich war völlig von den Socken und fühlte mich überaus geehrt. Katharina,  seine Frau,  fragte mich wo ich in Deutschland lebe und als ich ihr mit Heidelberg antwortete, überraschte sie mich als sie sagte, dass sie in Heidelberg zu einem Schüleraustausch war und dass ihr die Stadt sehr gut gefallen hat. 

Wie klein die Welt manchmal ist....

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#thailand #koh pangan#mae haad #wasserfall