TEXAS - Ein Monat bei Cowboys, Astronauten und Ölbaronen
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New Braunfels, Texas-Deutsch, Mohnbrötchen und eine Handtasche mit Pistolenfach

Veröffentlicht: 09.02.2021

Freitag 16.05.2014

Wir verlassen das Hotel in New Braunfels und fahren sozusagen „in die Stadt“. Vor dem Fremdenverkehrsamt steht eine Statue von einem Prinzen zu Solm-Irgendwas. 

New Braunfels ist stolz auf seine Gründerväter, die echte Prinzen aus Germany waren…Die Dame im Tourist Office ist fröhlich und nett und man erzählt uns, dass man hier sog. Texas-Deutsch spricht. Sie können uns dennoch keine Kostprobe geben. Wir kriegen kleine Kopfhörer geschenkt, weil an etlichen alten Häusern QR-Codes angebracht sind, die man mit einer App abscannen kann und kleine Videos einem dann die Historie der Häuser erläutern. Freilich geht das nur mit einem Internetzugang, den wir nicht haben, nehmen aber die kleinen Kopfhörer gerne mit. Bei unserer Unterhaltung lernen wir, dass light beer in den USA mitnichten alkoholarm ist, sondern weniger Kohlenhydrate enthält! Jahrelang hat man also als Autofahrer abends tapfer Budweiser light getrunken und ist im Anschluß offenbar genauso abgefüllt wie das Gegenüber, was glücklich normales Budweiser getrunken hat. Denn normales Budweiser enthält 4,8% alc während die Light-Version noch 4,2% enthält.

Wir fahren an den Marktplatz der rund um einen kleinen Pavillon liegt. Das Denkmal für die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges mit dem Standbild eines Soldaten, der eine Handgranate wirft, empfinden wir als irritierend, um es mal freundlich zu formulieren. 

Die West San Angelo Street bietet viele alte Häuser, deren Erbauer und ehemaligen Besitzer meist Deutsche waren – so sagen die Schilder an den Hauswänden und auf diversen Aushängen und Flyer, die man bekommt. 

Mancher Text bleibt etwas rätselhaft...
Henne Hardware
Hier gibt's alles!

Der Hardware-Laden Henne existiert seit über 100 Jahren und hat im Keller sogar einen 40 Fuß tiefen Brunnen. Oben im Verkaufsraum ist so ungefähr alles zu finden, was Heimwerker, Bastler und Putzfrauen benötigen. 

Hier gibt's Leberwurst-Brötchen handgeschmiert!

Im „Friesenhaus“ einem Restaurant, das eine Elmshornerin betreibt, erstehen wir Mohnbrötchen mit Leberwurst! „Geschmiert kosten die $3,99“ sagt die Frau am Tresen und verkauft uns noch Schwarzbrot, das wir mit Stielaugen ansehen. Unglaublich – was für ein Schatz. In einer Styropor-Schachtel befördern wir diese Köstlichkeiten zum Auto. Bloß nicht der Sonne aussetzen!!!

Hauswand des Friesenhaus-Restaurants - Wurst & Gemütlichkeit ist alles!
New Braunfels


Handtaschen mit Pistolenfach. Nicht nur häßlich sondern auch noch unfassbar.

Unfassbar: In einem Laden, der mit Lederkleidung und Taschen handelt, ist die ältliche Verkäuferin bemüht, uns eine Handtasche anzudrehen, die unglaublich praktisch für den Transport von Pistolen ist. Also Damen-Chic mit tödlichem Inhalt. 

Als wir auf die ausgestellte Tasche nicht so recht anspringen, fängt sich emsig an, nach einem anderen Modell zu suchen. In Texas kann man ja mit Waffen durch die Gegend laufen, muß diese aber meist verdeckt „concealed“ transportieren. Also als texanische Frau stellt sich da natürlich eine modische Stilfrage, wie man so eine Knarre mitnimmt, ohne, dass sie sich im leichten Sommerkleid abzeichnen oder man einen Pistolengürtel wie Festus tragen muß.

New Braunfels



Souvenirs Souvenirs

Wir laufen am Faust Hotel entlang, das man in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts komplett von der gegenüberliegenden Straßenseite auf riesigen Baumstämmen an seinen heutigen Platz „gerollt“ hat. In der ältesten Bäckerei von Texas finden wir Pfeffernüsse, bunte Kekse, Brot und gottvolle Kokosberge (letztere werden gekauft und in kleinen Rationen über die nächsten Tage genossen). 

Weihnachtsgebäck schmeckt auch bei 40 Grad im Schatten

Am Marktplatz lassen wir uns an einem Coffee Shop in Schaukelstühlen im Schatten nieder und entscheiden angesichts der Zeit noch zum Outlet nach San Marcos zu fahren. Etwa um 15.00h kommen wir dort an und irgendwie verbummelt man dort ja doch immer Zeit, so dass es 18.00 ist, als wir da wegfahren. Der Plan, die kostbaren Leberwurst-Brötchen an einem unvergleichlich schönen Ort gebührend zu verspeisen, scheitert an der Uhrzeit und dem einsetzenden Hunger, so dass wir im heißen Auto auf dem Parkplatz des Outlets die Dinger genießen.

Unsere eigene Styropor-Kühlkiste auf der Rückbank, die wir morgens täglich mit Eiswürfeln in Plastiktüten versehen, hat die Brötchen gut kühl gehalten und sie schmecken zum Niederknien. Eiswürfel gibt es ja in jedem Hotel und der größte Teil hält bis abends unser Obst, Tomaten und Joghurts kalt. Abends fliegen die restlichen Eiswürfel am nächsten Hotel in die Blumenrabatte und die Essensvorräte kommen im Hotelzimmer in den Kühlschrank, bis es am nächsten Morgen wieder von vorne losgeht. Die Kiste habe ich für nicht einmal 3 Dollar in irgendeinem Supermarkt schon gleich am Anfang der Reise gekauft.

Wir fahren von San Marcos nun erst einmal nach Westen und biegen dann schräg nach Norden ab. Das heutige Ziel ist für eine Nacht der kleine Ort Brady, von wo aus wir morgen zunächst ins Fort Concho nach San Angelo wollen und dann über Lubbock nach Plainview, um uns langsam ganz nach Nord-Westen zu bewegen, um zum Caprock Canyon und dann nach Amarillo zu kommen.

Von San Marcos bis Brady brauchen wir allerdings heute noch über 3 Stunden. Die Landschaft ist zunächst noch hügelig und oft bewaldet, wenn nicht endlose Felder den Highway säumen. In der Dämmerung sehen wir jede Menge deers (mule deer und white tailed deer) an der Straße und ich bin froh, dass keines einen plötzlichen Straßenüberquerungs-Versuch macht. Die Sonne geht dramatisch über der endlosen Straße vor uns unter.


Um 21.00h erreichen wir das Holiday Inn Express. Gegenüber ist ein riesen Wal-Mart und wir holen uns noch etwas Käse, Radieschen, Tomaten und etwas Obst. 

Es ist schon verrückt, welches Volumen unser Gepäck hat, wenn wir mal alles aus dem Auto mit ins Zimmer nehmen, weil mal wieder Zeit zum Neu-Packen ist, weil die Tütenanzahl im Kofferraum überhand nimmt.

Ohne Worte!

Dazu eine Dose Bier und ab auf die Bettkante zu einem späten Dinner. Dann beginnt das ewige Preisschild-Abschneiden der neuen Errungenschaften aus dem Outlet. Meine Reisetasche ist jetzt am Anschlag mit 23 Kilo und ich habe noch locker 8 Kilo in einer Plastiktüte, die sozusagen mein Tagesgepäck ist, wenn ich die Tasche im Auto lasse und nur für 3 Tage Zeugs mit hochnehme. Entweder ich kaufe ein zweites Gepäckstück und gebe es auf (wofür die LH 100 Dollar kassiert) oder ich verschicke einiges per Post. Um das zu klären bräuchte ich aber eine Post – und die ist wie so oft, nicht vorhanden. Erst um 2h morgens machen wir das Licht aus.

Tagesstrecke: ca. 170 Meilen / 274 km

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