Veröffentlicht: 09.02.2021
Sonntag 18.05.2014
Um 9.30h klopft das Housekeeping und wir hechten aus den Betten, zum Frühstück, das um 10.00h abgebaut wird und duschen erst danach. Telefonisch buchen wir von hier aus noch eine Cabin in Grandpappy’s Point oberhalb des Lake Texoma für die letzten drei Nächte vor dem Rückflug.
Um 12.00h kommen wir los und haben heute auch nicht ansatzweise so viel zu fahren wie gestern. Der Caprock Canyon liegt 90 Meilen südöstlich von Amarillo.
Wir folgen völlig einsamen Landstraßen hierher, kein Mensch, kein Auto, keine Ölpumpe – nur Getreidefelder und abgeerntete Äcker, auf denen ein paar Rinder vereinsamt herumstehen, umgeben uns auf der gesamten Strecke.
Gottverlassene, teilweise verfallene Ortschaften liegen entlang der Strecke – wie Geisterstädte. Wir fahren auf einer Hochebene, die zwischen 850 und 1000 m über dem Meeresspiegel liegt.
4 Dollar Eintritt kostet der Caprock Canyon und wir rollen langsam auf die einzige Straße, die hier hindurch führt.
Schon stehen Bisons neben uns auf der Straße und geben gute Fotomotive ab. Es ist dies die einzige Bisonherde von Texas, die ein weitsichtiger Mensch hier angesiedelt hat, um sie vom Abschlachten zu bewahren.
Lake Theo sieht nicht so ganz toll aus und unseren Plan, dort zu picknicken, geben wir auf, nachdem eine 20köpfige Kindergruppe vor unseren Augen die Picknicktische überfallen.
Es ist 15.00h, rund 100°F (38°C) und es ist extrem trockene Luft. Die prairie dogs können wir nicht locken und so fahren wir weiter.
Ein kurzer Abstecher auf einem Trail zeigt uns die seltsame Bodenbeschaffenheit dieser Gegend: Unter dem roten Sand ist ein weiß-grüner Stein, der wie Schiefer schimmert und dessen schichtartige Struktur hat.
An einem Aussichtspunkt setzen wir uns mit unseren Stühlen in einen kleinen, schattigen Platz und erfreuen rastlose Fliegen und andere Tiere mit unserer Anwesenheit. Genervt verlassen wir den Ort nach 30 Minuten wieder, haben ein paar Kekse gegessen, Wasser getrunken und ein paar Tieren als Blutspender gedient. Vor der Parkausfahrt kann man noch ein paar Longhorns bewundern.
Auf fast 1100m über dem Meeresspiegel geht es durch eine Einöde aus endlosen Feldern. Nach 20 und 40 Meilen gibt es mal ein Dorf mit ein paar hundert Einwohnern – so sagt das Ortsschild jedenfalls. Warum lebt man hier? Um 18.00h sind wir im Super8 in Amarillo und fahren kurz danach zur sogenannten Cadillac Ranch, wo 10 Cadillacs schräg in die Erde eines Ackers gesteckt wurden und von zahllosen Möchtegern-Künstlern mit bunten Farben besprayt wurden. Das Licht des späten Nachmittags ist genial für Fotos.
Die Geschichte hierzu steht bei Wikipedia folgendermaßen: „1974 wurden von Mitgliedern der Künstlergruppe Ant Farm aus San Francisco, westlich von Amarillo zehn Cadillacs in einer Linie und im gleichen Winkel mit der vorderen Hälfte im Boden eines Maisfeldes eingegraben. Sie stammen aus den Baujahren 1948 bis 1963 und repräsentieren den Beginn und den Niedergang der Heckflossen-Modelle der 1950er Jahre. Der Winkel in dem die Fahrzeuge eingegraben sind, soll mit dem Steigungswinkel der Pyramiden von Gizeh korrespondieren. Sie symbolisieren die Freiheit, die das Automobil mit sich brachte, und zugleich die Faszination und Anziehungskraft, die von den „roadside attractions“ (Attraktionen am Straßenrand) entlang der amerikanischen Fernstraßen ausgeht. Der Standort liegt unmittelbar an der historischen Route 66, die an dieser Stelle heute von der Interstate 40 ersetzt wird. Gesponsert wurde die Cadillac Ranch von dem Helium-Millionär und Mäzen Stanley Marsh III., der der Künstlergruppe das Grundstück neben der Interstate 40 zur Verfügung stellte. Stanley Marsh meint, die Cadillac Ranch symbolisiere „die große Flucht, die Freiheit der Wahl, die Möglichkeit, einfach abzuhauen.“
Obgleich hier also eine tiefere Botschaft verkündet werden soll, finden wir dieses Kunstwerk einfach nur lustig und fotografieren aus verschiedenen Winkeln die bunten Autos, bevor wir uns auf die Route 66 begeben, die durch Amarillo führt.
Aber da hier nichts außer geschlossenen Kneipen und seltsamer Ruhe ist, fahren wir zum Texas Steakhouse, das auf der anderen Seite von Amarillo liegt. Da wir auf einen Tisch warten müssen, muß ich (m)einen Namen angeben. Da meinen wirklichen Namen in USA niemals jemand versteht, denke ich mir täglich einen neuen aus. Heute bin ich mal Mable Miller – und insbesondere die Reaktion der Mädels, die die Plätze verwalten finde ich täglich besonders drollig, ob solcher Namen…
Das Besondere des Texas Steakhouse ist, dass man hier ein 72 oz-Steak (ca. 2,2 Kilo) bestellen kann und wenn man es innerhalb von einer Stunde aufgegessen hat, muß man es nicht bezahlen. Wer diese Herausforderung annimmt, muß jedoch im Restaurant auf einem Podest sitzen und essen. Über ihnen läuft eine Zeitanzeige rückwärts bis 0.
Der Tisch bietet 6 Leuten Platz und als wir uns setzen, ist gerade ein Kerl bemüht, das Steak zu besiegen. Er schafft es nicht. Der nächste nimmt schon Platz und legt los.
Wir begnügen uns mit einem 20 oz Steak (ca. 500g!), was gigantisch anmutet aber zum Sitzenbleiben schmeckt. Dazu gibt’s ein Autofahrer-freundliches Miller Ultra – ohne Alkohol. Heute haben angeblich 2 Leute die 72 oz-Steaks geschafft. Die Leute, die während unserer Anwesenheit gegen das Rind kämpfen, gehen mit doggy bags nachhause und müssen 72 Dollar zahlen. Einer hat 11 Minuten vor Schluß aufgegeben, der andere hat zwar 60 Minuten gekaut, hatte aber noch sehr viel auf seinem Teller. Der Dritte hatte erst ein paar Minuten begonnen, als wir in Richtung Hotel aufbrachen.
Draußen ist es lau und ziemlich windig. Heute waren 38°C und für morgen sind die gleichen Temperaturen vorausgesagt. Aufgrund von nur 10% Luftfeuchtigkeit, gibt es eine Warnung im Wetterbericht, da die Brandgefahr extrem hoch ist, auch, weil der Wind hier kräftig bläst und gerne mal Zigarettenstummel o.ä. in die Büsche verteilen könnte.
Man selbst trocknet bei diesem Wetter völlig aus. Die Handflächen, der Hals, - sobald man ein paar Sätze sagt, fängt man an zu Husten und muß erst einmal etwas trinken. Höhe, Wind und Sand erschweren dies zudem.
Meine Füße sehen heute aus, wie sonnenverbrannt, aber nach einer langen Dusche, die den Sand des Tages aus dem Canyon und vom Acker der Cadillac Ranch, bleibt nur noch gesunde Bräune übrig.
Tagesstrecke: ca. 190 Meilen / 306 km