Veröffentlicht: 09.02.2021
Montag, 19.05.2014
Die Nacht in dem zwar sehr geräumigen Zimmer mit Sitzecke war für mich ziemlich schlaflos. Vor dem Haus stehen hohe Lampen, ähnlich wie Flutlicht, die direkt auf der Höhe unseres Zimmers sind und volle Lotte auf mein Bett scheinen, weil die Vorhänge nicht komplett zugehen.
Nachdem Samstag eine vergessene Einkaufstüte in einem Kofferladen in San Marcos nach mehreren Telefonaten lokalisiert wurde, wird heute noch geklärt, ob der Laden die Tüte ins letzte Hotel vor der Abreise schickt. Sie machen es! Wir kommen nach dem „Frühstück“ los. Es liegen genau zwei Muffins und sieben Marmeladen-Päckchen und ähnlich viel Ketchup bereit. Toll. Heute Muffins mit Ketchup?! Auf Nachfrage rückt man dann fünf Toastscheiben raus. Es ist 8.45h. Wir sind nicht zu spät oder zu früh. Und nachdem wir gegangen sind, sperrt man sofort den Frühstücksraum ab.
Der alte Inder liegt wieder in den Sesseln der Lobby und schläft. Seine Frau/Tochter, die am Empfang arbeitet, telefoniert aufgeregt in ihrer eigenen Sprache – vermutlich privat.
Bei TJ Maxx kaufe ich eine neue große Reisetasche und eine kleinere, die ggf. als Kabinengepäck dienen könnte oder als zweites Gepäckstück aufgegeben wird. Nun fahren wir etwas nach Süden, biegen auf die 217 ab, die zum Palo Duro Canyon führt, dem zweitgrößten der USA. Die Umgebung hier, auf rund 1100 Höhenmetern ist weiterhin sehr, sehr einsam. Felder oder Weiden, soweit das Auge reicht. Kein Hügel „stört“ die Weitsicht bis zum Horizont in alle Richtungen.
Der Canyon gehört zu einem sehr großen State Park, ehemals natürlich Indianergebiet, später dann eine gigantische Ranch (J.A. Ranch) mit über 1 Mio Acres und einer sechsstelligen Anzahl von Rindern, Bisons und Longhorns. Die Bisons hat man teilweise nach Ende der Ranch-Existenz an den Caprock Canyon gespendet, die Nachfahren von diesen haben wir gestern dort gesehen.
Durch den Canyon führt nur im norwestlichen Zipfel eine Straße, die auch zu etlichen Campingplätzen geht. Es ist extrem warm, wir haben über 110°F (über 40°C) und es bläst ein guter Wind.
Warum allerdings Menschen unten im Canyon ihren Urlaub verbringen möchten, wundert uns schon, denn das Klima, die extreme Trockenheit ist nichts, wobei man sich als Mensch so richtig wohlfühlt und Wandern geht nur in den allerfrühsten Morgenstunden, um nicht mit 10 Litern Trinkwasser im Rucksack zu laufen. Den Rest des Tages muß man versuchen, die Hitze zu überleben. Stelle ich mir etwas öde vor.
Die Farben des Canyons sind schön: rot, hell, terrakotta. Dazu grüne Büsche. Es gibt hoodoos und schroffe Felsen. Leider sehen wir außer ein paar wilden Truthähnen nur noch ein paar mule deer.
Wir fahren im Schritttempo durch den Park, wundern uns über ein paar Bäche, die offenbar bei entsprechenden Regenfällen (wann sind die wohl???) rasant ansteigen. Da möchte man auch hier nicht campen.
Im Park gibt es ein Amphitheater, dessen Musical „Texas“ aber erst ab 31. Mai bis Mitte August gespielt wird.
Wir verlassen den Park am Nachmittag und fahren zurück nach Amarillo. Downtown ist völlig öde und menschenleer. Einzelne seltsame Geschäfte, kein Shoppingmeile oder Mall – nicht einmal Geschäftsleute mit den obligatorischen Kaffeebechern oder mal ein Starbucks oder sowas. Nichts. Absolut gar nichts. Da im Reiseführer steht, dass dienstags die Viehauktionen in der Auktionshalle an der Manhattan Street stattfinden, fahren wir mal gucken, wie wir da morgen hinkommen können, zumal dort auch ein Café ist, das wohl Frühstück hat.
Als wir dort ankommen, belädt man schon die Viehtrailer und ich erfahre, daß das in den Reiseführern überall falsch steht, da seit 2 Jahren die Auktionen montags sind…So erleben wir nur noch, wie Cowboys die gekauften Rinder aus einem Gewirr von abgeteilten Bereichen in die entsprechenden Trailer treiben, die teilweise extrem eng für die Tiere sind und die fast aufeinander stehen.
Wir kommen mit einem Mann ins Gespräch, der hier nur Schlachtvieh ersteigert und heute nur eine ausgewachsene Kuh und ein Kalb gekauft hat. Die Kuh für $ 1,300, das Kalb für $ 284. Er sagt, dass er mit Glück $ 200 am Verkauf des Fleischs verdienen kann und dafür den Tag dort verbracht hat, die Fahrtkosten auch noch decken muß. Da er bei der Army war, pensioniert ist und somit sicher nicht von diesen Einkünften abhängt, ist es vermutlich eher Zeitvertreib, als Lebensunterhalt.
Wir fahren zur Westgate Mall, einer trostlosen Ansammlung von ein paar zweitrangigen Department Stores wie Dillard’s und JC Penney. Bei Walmart decken wir uns mit Lebensmitteln für heute Abend und die nächsten Tage ein.
Im Hotel gibt’s also Dinner auf der Bettkante aus Plastikbehältnissen und irgendwann ist Licht aus.