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Spuren der Inkas

Veröffentlicht: 10.12.2018

Wir fahren durch das "heilige Tag", die Sonne geht gleich unter und die Bergspitzen scheinen zu glimmen. Die letzten zwei Tage haben wir in Ollantaytambo verbracht. Die meisten kommen hier her, um lediglich in den Zug umzusteigen, der sie nach Maccu Picchu bringt. Maccu Picchu ist wohl DAS Insta-Foto, was auf keinen Fall bei einer Peru-Reise fehlen darf. Bei uns wird es fehlen. Stattdessen haben wir den Ort näher erkundet, der für viele nur Absprungrampe für das Touri-Highlight ist.

Die Lage Ollantaytambos ist atemberaubend: Das "Heilige Tal der Inkas" ist im Prinzip eine massive, fruchtbare Schlucht, die von hunderten wenn nicht tausend Meter hohen Bergen eingerahmt wird. Ein Großteill der Häuser sind auf den beeindruckenden ursprünglichen Mauern der Inkas errichtet worden. Man läuft entlang dieser steinernen, gepflasterten Gassen und hört das Rauschen der bis heute intakten Wasserkanäle, die schon vorJahrhunderten die Häiuser mit frischem Bergquellwasser versorgten. Wir hatten dank unserem Freund Kenner sogar die Möglichkeit Einblick in ein Haus zu erhalten, das durch eine Familie und ca. 50 Meerschweinchen in der Weise bewohnt wird, wie es die Inkas taten. Neben dem hungrigen Gequieke der kleinen Delikatessen fielen uns sofort die an der Wand aufgehängten Kondorfüße, toten Llamababys und diverse Schädel von Familienvorfahren auf (allesamt zum Schutz des Hauses und ihrer Bewohner). Auf einer Art Altar stand zudem eine Puppe, die Wünsche erfüllt, aber nur wenn man ihr eine Zigarette in den Mund steckt und auch anzündet. Sie war behangen mit kleinen Säckchen voller Lebensmittel und mit Geldscheinen.

Da heute am Sonntag die regionalen Stichwahlen für die Wahl des Governours der Region Cusco plus eine nationale Volksabstimmung stattfanden, kamen aus allen Dörfern der Umgebung die Menschen nach Ollantaytambo, um ihre Stimme abzugeben. In Peru ist das allerdings nur bedingt freiwillig, denn wers nicht tut zahlt umgerechnet ca. 50 Euro also einen Haufen Dinero, den hier keiner inner Tasche hat. Um sicher zu gehen, dass keiner davon kommt, darf man weder Banktransaktionen starten oder gar ausreisen, ehe man die Strafe gezahlt hat. Glück für uns, denn die Sonntagskleider, die zu diesem Anlass von der Bevölkerung ausgepackt werden sind ein wahres Farbspektakel. Die Gesichter, ihre Augen und tiefen Falten lassen Sinja und mich ehrfürchtig das Leben und die wohl harte Arbeit auf den hochgelegenen Kartoffelackern erahnen, auf denen man der intensiven Anden-Sonne ausgeliefert ist.

Die Berge bilden eine der wichtigsten Quellen der Spiritualität der Menschen hier vor Ort. Deswegen ist es uns eine große Ehre mit Kenner morgen zu einer Tour aufzubrechen, heilige Stätten, Seen  zu besuchen und sogar Ritualen beiwohnen zu dürfen. In den letzten Tagen haben wir hierzu alles wichtige wie kiloweise Reis und Pasta, Nüsse, Früchte, Schmankerl wie Milchreis und Schokolade und natürlich über ein Kilo Coca-Blätter gekauft - zum selberkauen und als Gastgeschenk. Zudem waren wir auf einem wahnsinnig trubeligen Second-Hand Markt hier in Cusco, einfach riesig, wo hauptsächlich gespendete Klamotten aus den USA landen. Jackpot für uns, so konnten wir uns noch mit ein paar Extras wie Fleece-Jacken, Handschuhen und Mützen eindecken, auf die wir bei Übernachtungen auf über 4000 Meter Höhe nicht verzichten können.

Sinja und ich sind in uns gegenagen, warum machen wir eigentlich eine solche Reise zu den Q'eros? Die Verbindung dieser Menschen mit der Natur, was wir in einigen Dokus sehen konnten und aus Kenners Erzählungen erfahren durften, die Art und Weise wie Menschen sich und die Natur auf Augenhöhe begegnen können, sie verehren, respektieren, inspiriert mich. Die Menschen der Q'eros erhalten die jahrhundertealten Traditionen der Inkas, sie gehören anscheinend zu den letzten Gemeinschaften, die sie in ihrer Ursprünglichkeit praktizieren. Ich möchte von den Q'eros lernen, hautnah erfahren, was es bedeutet, in den Bergen, unter der Sonne und dem Sternenhimmel und mit Tieren zu leben. Andere Referenzpuunkte zu erleben als den Asphalt und die Lichter einer Stadt, die die Natur blenden und den Sternenhimmel nahezu verschwinden lassen....

Nun heißt es noch unsere Quechua-Vokabeln zu lernen...

Buenas noches!

Antworten (1)

Dieter
In Ollantaytambo war ich damals - vor 40 Jahren - ein paar Tage und sah auch in ein Haus, wo die Meerschweinchen herumliefen. Wer weiß, ob es dasselbe war? Ein wahrlich idyllischer Ort. - Damals streikte die Bahn nach Machu Pichu. So bin ich schließlich zu Fuß auf den Bahnschwellen dorthin gelaufen. Dementsprechend war es in Machu Pichu recht ruhig und gemütlich. Ich fand es sehr lohnend. Es war für mich aber auch der Höhepunkt, das Haupt- und Traumziel meiner ganzen Reise. - Beste Weihnachtsgrüße - Dieter