Veröffentlicht: 13.06.2018
Sooo, nun will ich mal versuchen ein bisschen Urlaubsfeeling und Abenteuer hier rein zu einbringen.
Am 26.05. bin ich mit einem Typ aus Sri Lanka und zwei Mädels aus Singapur zu meinem ersten Roadtrip aufgebrochen. Gefunden haben wir uns über Facebook und uns quasi erst im Auto kennen gelernt.
Es hat sich aber trotzdem von Anfang an alles entspannt angefühlt und gut gepasst zwischen uns.
Los ging es also Mittags zur Great Ocean Road. Der erste Stopp war Geelong. Hier haben wir erstmal was gegessen und sind ein bisschen durch den Hafen spaziert. War aber nicht so besonders, ich wäre am liebsten sofort richtig in die Natur und weg von all den Leuten.
Die Strecke führt fast ausschließlich direkt an der Küste entlang. Ein Traum! Der Himmel war blau, die Wellen hoch und das Gefühl endlich was von diesem riesigen Land zu sehen unglaublich. Es gab so viele verschiedene Capes und Aussichtspunkte oben auf den Klippen hatten – einfach nur wunderschön!
Da wir sehr spät in Melbourne los gefahren sind und es gegen halb sechs schon wieder dunkel wird waren wir abends etwas einkaufen und haben uns dann auf den Weg zum ersten AirBnB nach Sugarloaf gemacht. Das war sowas von anders als erwartet. Satt der ursprünglich geplanten Wohnung erwartete uns ein winziges Zimmer mit zwei Stockbetten. In einem extra Haus war eine grosse Küche, ein Aufenthaltsraum mit Kamin, Esstischen usw. die von allen Gästen gemeinsam genutzt wurden. Das Bad
befand sich in einem Container mit zwei Toiletten und drei Duschen. Die Küche war….nunja. Sagen wir mal nicht mein Ding. Aber kochen mussten wir und mein Glück war, dass die anderen mich nicht kannten und keiner wusste wie sehr eklig das alles für mich war. Also Teller und Töpfe kurz heiss ausgespült, Augen zu und durch! Gelobt sei an dieser Stelle aber nochmal mein eigenes Besteck!
Naja, für eine Nacht geht alles und ich war dann sehr stolz als ich mich morgens überwunden habe die Dusche zu benutzen. Nicht so viel nachzudenken, sondern einfach zu machen, weil es ja sowieso nicht zu ändern war. Als ich mich aus dem Zimmer geschlichen hab begrüßte mich ein wunderschöner Sonnenaufgang über den Klippen. Den roten Himmel vor mir, das Meeresrauschen in den Ohren und der Duft nach frischem Gras in der Nase - das war so ein schöner Moment, ganz mit mir alleine. Die Wiese und das Meer riechen, den Wind im Gesicht fühlen und Australien bewundern. Ich weiss noch ganz genau wie sich das anfühlte. Das sind die Momente in denen ich tatsächlich realisiere dass ich hier bin.
Nach einem schnellen Frühstück ging es dann weiter mit dem Mietwagen in Richtung der 12 Apostel, also den Felsen die aus dem Meer ragen. Ich glaube es sind nur noch 8 übrig. Den Rest haben die Wellen nieder gemacht.
Wir haben wieder an verschiedenen Stopps gehalten und heute konnten wir sogar Treppen hinunter zum Strand folgen. Traumhaft! Endlich barfuß im eiskalten Meer sein! Hab mich gefreut wie ein Kind.
An den Aussichtspunkten ist immer jeder von uns seiner Wege gegangen und irgendwann haben wir uns einfach am Auto wieder getroffen. Das war alles sehr entspannt. Die Fahrt an sich hab ich auch sehr genossen. Teilweise an den Klippen, teilweise durch den Wald, wenn wir einen Abstecher irgendwohin gemacht haben. Mitten in dieser Landschaft zu sein fühlte sich einfach nur gut an. Es gibt hier nicht nur die Great Ocean Road, sondern auch den Great Ocean Walk. Den möchte ich vielleicht irgendwann gerne laufen.
Abends wurde wieder eingekauft bevor wir das nächste AirBnB in Penshurst bezogen haben. Auch das war eine absolute Herausforderung, aber diesmal für uns alle. Ein Kaff, ein Haus aus Großmutters Zeiten mit Großmutters Dreck mitten im Nirgendwo…es fehlte nur noch dass der böse Wolf an die Türe klopfte. Aber dazu später mehr.
Leider war es diesmal wirklich ziemlich eklig. Alles voller Blümchendecken Gedöns und Muff. Ich kann es gar nicht beschreiben, denn auf den Bildern sieht es nicht mal so schlimm aus, sondern eher gemütlich. Ich hab mir ein Zimmer mit den Mädels geteilt und der Typ hat in einem anderen Raum geschlafen.
Nachts musste ich natürlich mal Wohin, hab also all meinen Mut zusammen genommen und bin durch die Bude geschlichen um niemanden aufzuwecken. Als ich wieder Richtung Zimmer ging donnert und kratzt es auf einmal an der Haustüre als ich gerade darauf zulief. Ich bin fast gestorben vor Angst! So schnell ich konnte bin ich ins Zimmer geflitzt und hab mich mit Pfefferspray bewaffnet nachts um drei aufs Bett gesetzt. Die Geräusche haben bestimmt einne halbe Stunde angedauert. Irgendwann dachte ich wenn jemand rein wollte gäbe es genug Möglichkeiten rundherum und derjenige müsste sich nicht ewig an der Haustüre aufhalten. Daher sind mir irgendwann zwischen Großmutters muffigen Decken die Augen zu gefallen.
Was das nun war weiß ich bis heute nicht. Der Typ hat es im anderen Zimmer auch gehört. Vielleicht doch der Wolf?! Das war auf jeden Fall dank meines Kopfkinos eine der gruseligsten Nächte aller Zeiten. Beim Frühstück dann die nächste Überraschung: Kakerlaken die aus dem Toaster krabbeln. Der Typ killt sie und ich nur so: “Nooo, why do you kill them?”’. Eine neue Stufe meines Veganer-Daseins ist erreicht.
Naja, irgendwann war auch das überstanden und wir haben uns auf den Weg Richtung Grampians Nationalpark gemacht. Nachdem wir uns verfahren haben sind wir über Feldwege gerammelt und haben eine Menge toter Kängurus am Straßenrand gesehen. Aber zum Glück auch einige Lebende.
Im Nationalpark angekommen haben wir uns verschiedene Aussichtspunkte und die MacKenzie Falls angeschaut. Die Landschaft hat mich ein bisschen an den Yosemite NP in den USA erinnert. Einfach nur wunderschöne unberührte Natur soweit man sehen kann. Wald und Felsen und Berge und frische Luft und Ruhe…. Ich hab mich dort sehr wohl gefühlt.
Leider hatten wir dort nur diesen einen Tag Zeit um uns umzusehen, da wir abends schon wieder in einem Motel zwischen den Grampians und Melbourne eingemietet waren.
Alles in allem kann ich sagen es hat wirklich gut geklappt mit Fremden so eine Tour zu machen. Da niemand deutsch konnte war der Trip auch eine gute Möglichkeit an meinem Englisch zu arbeiten. Aber nach drei Tagen hat es dann auch gereicht und ich hab mich tatsächlich wieder aufs Hostel gefreut. Wenn man auf so einem Kurztrip unterwegs ist gibt es selten Zeiten die man für sich alleine hat. Alles muss immer abgesprochen und Kompromisse gefunden werden. Es gab zwar keinen Streit oder Unstimmigkeiten, aber ich hab mich dann auch einfach mal wieder auf die Ruh gefreut. Zumindest außerhalb des Hostels.
Wie ich nun am Besten durch ganz Australien reisen soll ohne zu viel oder zu wenig Zeit mit andern Menschen zu verbringen weiß ich noch nicht so recht, aber da wird mir sicher noch was einfallen.
Erstmal bin ich froh wieder in Melbourne zu sein. Im gleichen Hostel, im gleichen Zimmer. Weil ich mich an vertrauten Dingen nunmal am Besten festhalten kann.