Veröffentlicht: 14.05.2023
Am Abend zuvor hatte jemand ein Gerät zum Messen des Blutsauerstoffes dabei. Bei mir waren es 52% bei den Leuten um mich herum 75% bis 80%. Am Morgen hatte ich immerhin einen Wert von 68%. Wir wollten eigentlich nur bei gutem Wetter auf den 5648 Meter hohen Kala Patthar. Irgendjemand aus dem Teehaus sagte am Morgen im Halbschlaf zu mir, dass ich mal diese Tablette für den Magen und eine andere für die Kopfschmerzen nehmen sollte. Gesagt getan, die wissen schon was sie tun...Nach ca. einer Stunde war ich eigentlich bereit direkt den Mount Everest zu besteigen, keine Ahnung was das für ein Zeug war.Trotz der Medizin habe ich mich dazu entschieden nicht auf den Island Peak zu klettern, gesundheitlich macht das einfach keinen Sinn.Meine Kopfschmerzen wurden nicht weniger, das Nasenbluten wurde stärker und die Tabletten mildern ja auch nur die Symptome und nicht die Ursache. Nachdem ich die Tabletten genommen hatte, ging es also um 5 Uhr morgens also auf den Kala Patthar, anstrengend und bei einsetzenden Schneetreiben fürchterlich kalt, eigentlich wie immer die letzten Tage. Meine Trinkblase friert ein und die Aussicht ist nicht ganz optimal, beeindruckend ist es aber trotzdem. Anschließend ging es zurück, von 5648Hm auf knapp über 4000Hm nach Dengbuche. Meine Kopfschmerzen meldeten sich nochmal kurz, nachdem die Wirkung der Tabletten etwas nachgelassen hatte.Unterhalb von 4200Hm setzt langsam wieder die grüne Vegetation ein.
Tag 11: Dengbuche - Namche BazarHeute ging es nochmal 800Hm Bergab, meine Kopfschmerzen sind weg und selbst mein Guide wird aktiver, fängt an mehr zu erzählen, zu singen und zu pfeifen. Das bestätigt zumindest im Nachhinein meine Beobachtung, dass die letzten Tage wie in Zeitlupe an mir vorbeigezogen sind. Die Aktivität lässt bei jedem nach und man wird inaktiver.Alle hatten mit irgendetwas zu kämpfen, Kopfschmerzen, aufgeplatzte Lippen, geschwollene Hände, Nasenbluten oder waren einfach nur müde.
Tag 12: Namche Bazar - Phakding
Heute ging es weiter runter auf 2600Hm. Körperlich ging es mir schon wieder besser. Die Landschaft wurde wieder grün und die Täler waren wunderschönen anzusehen.
Was war für mich im Nachhinein am anstrengensten?Sicher die Kopfschmerzen, gleichauf mit der fürchterlichen Kälte. Ich habe mir seit 10 Tagen die Hände nicht mehr richtig gewaschen, das Wasser ist einfach zu kalt, meine Hände werden ohne Bewegung sonst nicht mehr warm, aber viel Desinfektionsmittel hilft auch.Nachts auf Toilette gehen? Eine Qual. Raus aus dem einigermaßen warmen Schlafsack, mit meiner Kopflampe einen kalten langen Gang entlang (wenn man nicht das Gebäude wechseln muss) und versuchen das Loch im Boden zu treffen. Die Spülung, ein Fass mit gefrorenem Wasser, Eis einschlagen und dann Wasser abschöpfen. Immerhin kann ich jetzt unfallfrei französische Toiletten benutzen. Zurück ins kalte Bett und hoffen dass ich nicht nochmal muss.In der kältesten Nacht waren es minus 15 Grad und in meinem Raum sicher auch minus 5°C. Tagsüber waren es ohne Sonne ebenfalls zwischen minus 5°C und Minus 10°C. Aufgrund meiner Handschuhe und der Thermowäsche, war mir zumindest so lange warm, wie wir in Bewegung waren.Das dritte und eigentlich genauso große Problem, die fehlende Hygiene. Man muss schon eine starke Nase haben, die Porter, welche die schweren Taschen tragen haben schon länger nicht mehr geduscht, aber mein Körper hatte ebenfalls seit mittlerweile 10 Tagen kein Wasser mehr gesehen. Man konnte sich zwar fast überall einen Beutel lauwarmes Wasser kaufen, aber sobald ich mich bei den Temperaturen ausgezogen hätte, wäre mir bereits alles abgefroren bevor der erste Tropfen Wasser geflossen wäre, dazu hätte ich mir wahrscheinlich noch eine Erklärung eingefangen.Ein paar kleinere Dinge kamen ebenfalls noch dazu. Mein Gesicht und meine Hände waren angeschwollen, ich fühlte mich morgens ein bisschen wie das Michelin Männchen. Meine Lippen fingen trotz unmengen von Labello langsam an zu reißen, meine Haut wurde trocken. Einzig meine Beine, Knie und Füße machten keinerlei Probleme, keine einzige Blase, keine sonstigen Schmerzen.Tag 13: Phakding - Lukla
Nochmal 200Hm und dann war ich schon wieder am Ausgangspunkt. Da die Wanderung nur 2 ½ Stunden dauerte waren wir ziemlich schnell an unserer Unterkunft und ich konnte den ganzen Tag den Flugzeugen am gefährlichsten Flughafen der Welt beim starten und landen zusehen. Nach wie vor beeindruckend!Flug zurück nach Kathmandu. Nochmal ein kurzer Nervenkitzel, ob wir die nötige Geschwindigkeit auf der kurzehn Startbahn auch wirklich erreichen und 25 min später war ich zurück in Kathmandu.Jetzt war ich also 4 Tage eher zurück als gedacht, und nun? In Kathmandu bleiben? Nein! In 10 Stunden, 200 Km mit einem alten Bus bei 35 Grad und ohne Klimaanlage nach Pokhara? Ja!
Endlich wurde es wieder warm. 30 Grad und ein See zum Entspannen, das reicht für die letzten Tage in Nepal.Man kann hier diverse Aktivitäten unternehmen und das recht günstig. Rafting, Paragliding, Canyoning, Bungee Jumping und noch einiges mehr. Ich habe mich für eine Rasur, Massage und eine Bootsfahrt über den See entschieden. Ach und noch eine Fahrt mit der Seilbahn um 5 Uhr morgens um endlich den schönsten Sonnenaufgang der Welt zu sehen, so wurde es mir zumindest seit zwei Wochen versprochen.Doch auch hier waren viele Wolken zu sehen, vielleicht hatte ich einfach kein Glück oder den perfekten Sonnenaufgang gibt es hier nicht. Bislang jedenfalls kommt nichts an den Sonnenaufgang am Mount Ijen heran! Zudem musste ich das ein oder andere mal an die Natur in Indonesien denken, warum auch immer. Die Orang Utans auf Sumatra, den imposanten Wasserfall in Malang, den Mount Ijen auf Jawa oder die Komodo Warane, vielleicht ein Zeichen und gutes Reiseziel für den Dezember...
Da ich nicht nochmal Lust auf eine 10 std. Busfahrt über Stock und Stein hatte, habe ich mir einen Flug zurück gegönnt, 25 Minuten mit Yeti Airlines. Flug Nummer 6 auf meiner Reise. Denn Klimaaward gewinne ich dieses Jahr nicht mehr.
Delhi
Ich hatte irgendwie verdrängt wie interessant und nervig Indien zugleich ist.Es ist alles drei mal so laut, es gibt drei mal so viele Menschen, aber auch das Essen ist drei mal so geil.Bei 42°C im Schatten schaue ich mir die Sehenswürdigkeiten in Etappen an, 3 Stunden am Morgen, dann zwei Stunden ins Hotel, 2 Stunden am Mittag, 2 Stunden Hotel und dann am Abend nochmal los. Um 23 Uhr waren es immer noch 32°C, aber Wärme bekommt mir definitiv besser als Kälte.Ich schaue mir das Regierungsviertel ein paar Parks und alte Paläste, sowie die große Festung an. Trotz bzw. nach Corona wollen immer noch viele Fotos mit einem machen und Hände schütteln. In der U-Bahn wird gedrängelt, geschubst und geschoben, social distancing habe ich endgültig hinter mir gelassen.Für Indien Anfänger ist Delhi aber eine echte Empfehlung, sofern man sich an Körperkontakt mit fremden Menschen, entstellten Menschen, Müll, Armut, gestank, essen mit Fingern und ab und zu auch fehlender Hygiene nicht stört.