Spätzle süßsauer
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Ho-Chi-Minh-Stadt (Saigon) und unser Tagesausflug ins Mekongdelta - Plus das Fazit zu Vietnam

Veröffentlicht: 13.06.2019

Es war schon später in der Nacht als wir endlich in Ho-Chi-Minh-Stadt landeten. Mit dem Wissen nicht auf die uns ansprechenden Taxifahrer einzugehen suchten wir den Weg zum offiziellen Taxistand. Schnell hatten wir den Besagten gefunden und saßen noch schneller in einem Taxi, welches uns zum Hotel bringen sollte. Wir betonen an dieser Stelle „sollte“. Denn wir standen um circa 2:00 Uhr nachts vor verschlossener Türe. Ein Schild wies darauf hin, dass aufgrund eines „Upgrades“ das Hotel gerade geschlossen sei. Und wir standen erstmal baff davor. Uns hatte davon niemand in Kenntnis gesetzt. Glücklicherweise stand auch eine Nummer dabei, die wir postwendend anriefen. Die durch unseren Anruf wahrscheinlich gerade aufgewachte Dame am anderen Ende der Leitung meinte, dass Sie auch ein anderes Hotel besäße. Dort könnten wir unterkommen. Der freundliche Taxifahrer brachte uns dorthin dann auch noch. Nach einer kurzen Instruktion des Herren an der Rezeption konnten wir schnell ein Zimmer beziehen. Damit soll die Geschichte jedoch noch nicht zu Ende sein.

Der nächste Morgen brach an, und mit ihm erwartete uns an der Rezeption die nächste Überraschung. Die verschlafene Dame von letzter Nacht, der nach eigener Aussage dieses Hotel ebenfalls gehörte, wies uns mit ihren Kollegen daraufhin hin, dass wir jetzt noch das zusätzliche Geld für dieses Hotel zahlen müssen, oder sofort auschecken. Wir waren baff. So viel Kulanz auf einmal. Da kommt man doch gerne wieder. In der Nacht hatten wir uns mit dem Herren an der Rezeption darauf verständigt, dass keine Extrakosten entstehen. Wir hatten sogar eine Rechnung, auf welcher alles bestätigt war. Diese genießt in Vietnam aber offenbar keine vertragliche Gültigkeit, was uns etwas in Staunen versetzte, aber wir hinnahmen, da uns das Hotel was den Mehrpreis für die Zimmer anging entgegenkam. Diese Geschichte wäre somit in aller Kürze erzählt. Kommen wir zu Ho-Chi-Minh-Stadt, das ehemalige Saigon.

Vorab: Auf circa 8 Millionen Einwohner kommen 5 Millionen Roller. Und das spiegelt sich genauso auf den Straßen dieser Großstadt wider. Mehr als dieses Bild braucht es wahrscheinlich nicht, um die Situation vor Ort ganz gut zu beschreiben.

Ein Ausschnitt der Roller-Schlange


Zuallererst suchten wir ein Café auf um etwas zu frühstücken. Die Lage unseres jetzigen Hotels war wie unser ursprünglich gebuchtes sehr zentral. Im Umkreis von 100 Metern waren gefühlt 20 Cafés angesiedelt, sodass wir nicht lange hungern mussten.

Saigon (Wir nennen die Stadt nun einfach mal bei ihrem alten Namen, da dieser für uns schlicht schöner ist) bietet nicht allzu viele Highlights. Zwei davon stehen allerdings auf der Liste der Top-10-Sehenswürdigkeiten von Vietnam: Das Kriegsopfer-Museum und die Pagode des Jadekaisers. Das letztere hat uns persönlich mehr als enttäuscht. Wenn man bedenkt, welchen Prachtbauten wir auf unserer Reise schon begegnet sind, dann lässt sich diese für uns persönlich in keiner Weise als Highlight betrachten. Aber seht selbst…

Die besonders schön anzusehende Pagode des Jadekaisers


Und ein Teil seines Innenlebens...


Umso interessanter war tatsächlich das Kriegsopfer-Museum. Der Vietnamkrieg wird dabei sehr, sagen wir „lebendig“ dargestellt. Besondere Ausstellungsstücke können ebenfalls betrachtet werden.


Ohne Worte...

Zuerst dachten wir „Okay, eine wichtige Sehenswürdigkeit, da muss man hingehen“. Dass uns das, was uns in diesem Museum erwartete, jedoch so nachdenklich stimmte (Nadine war richtig mitgenommen), hätten wir zuvor nicht gedacht. Der Vietnam-Krieg war in unserer Schulzeit kaum ein Thema gewesen. Der unglaublichste Fakt: Die Amerikaner sprühten in der Zeit von 1961 bis 1971 80 Millionen Liter giftiger Chemikalien auf eine Fläche von 3,06 Millionen Hektar - manche Flächen wurden sogar bis zu zehn Mal mit Gift besprüht! Hat jemand schon einmal von „Agent Orange“ gehört? Nachlesen lohnt sich...


Eindrucksvoll war außerdem unser Besuch des Ben Thanh Market. In dieser riesigen Halle tummelt sich Verkäufer an Verkäufer. Jeder Quadratmeter wird als Verkaufsfläche genutzt und die Gänge sind teilweise nicht breiter als circa ein halber Meter.

Ben Thanh Market - Verkäufer an Verkäufer

Kommen wir aber zu unserem Tagesausflug ins Mekongdelta, für welchen wir eine Tour buchten. Morgens um circa 7:45 Uhr ging es los mit dem Bus. Unterwegs machten wir Halt an einem beeindruckenden buddhistischen Tempel. So sehr wir langsam auch „templed out“ (deutsch: Genug von Tempeln haben) sind, nahezu jeder von ihnen ist irgendwie anders, schön anzusehen und auf seine Art und Weise besonders.

Angekommen mit dem Bus am Zielort ging es auf ein größeres Boot, welches uns den Tag über zu den verschiedenen Zielen brachte. Das absolute Highlight war für uns die Fahrt in einem kleinen Boot durch das Mekongdelta. Dabei wurden wir von einer netten Dame durch enge Flusskanäle manövriert.

Einmal durch das Mekongdelta, bitte!

Die engen Kanäle des Mekongdelta


Aber auch der Besuch der Kokosnuss-Insel und Einhorn-Insel waren interessant bis kulinarisch wertvoll. Auf ersterer erfuhren wir vieles über den Herstellungsprozess diverser Kokosnuss-Produkte wie beispielsweise Kokosmilch. Diese wird durch ein reines Pressverfahren aus dem Fruchtfleisch der Kokosnuss gewonnen. Auf der Insel werden außerdem sogenannte Coconut-Candys gefertigt. Wir nahmen gleich ein zwei Packungen von dieser leckeren Süßigkeit mit, wobei mittlerweile nur noch eine existiert.

Einer der Herstellungsschritte der Coconut-Candys


Auf der Einhorn-Insel kamen wir in den Genuss lokale Spezialitäten zu probieren. Allen voran ein Honig, der wirklich lecker schmeckte.

Das waren die Highlights unseres Tagesausflugs. Wir können wirklich allen, die mal Vietnam besuchen, einen Ausflug ins Mekongdelta an‘s Herz legen.


Unser Fazit zu Vietnam

Nach Japan und China reisten wir weiter gen Süden. Unsere Erwartungen Vietnam betreffend waren nicht allzu groß. Wobei man an dieser Stelle vielleicht das Wort „Erwartungen“ genauer definieren sollte, da diese absolut mehrdimensional auftreten. Enttäuscht wurden wir gar bei unseren Erwartungen die Infrastruktur betreffend. Das Straßen- und Verkehrsnetz ist katastrophal, wobei wir wirklich mit nichts Gutem gerechnet hatten. Ansonsten wurden wir tatsächlich nicht enttäuscht. Im Gegenteil…

Besonders schön machen dieses Land, neben seiner teilweise atemberaubenden Landschaft, die Einheimischen selber. Die Vietnamesen sind wunderbar gastfreundliche und hilfsbereite Menschen. Natürlich verdienen sie an uns Reisenden, aber unabhängig davon würden sie sich gegenüber uns wahrscheinlich nicht anders verhalten. Das ist zumindest ein Gefühl… Man kann bezüglich dieser und vieler anderer Eigenschaften getrost vom Gegenentwurf zum Chinesen sprechen. Wir beziehen uns mit dieser Aussage natürlich auf die Allgemeinheit und unsere Erfahrungen. Dass es Ausnahmen gibt ist uns absolut bewusst.

Man kann sich als Deutscher schwer vorstellen, dass es so etwas gibt, wie dass man arbeitet um sein eigenes Überleben und das seiner Familie zu sichern. Aber genauso geht es den Vietnamesen. Spätestens an diesem Punkt haben wir gemerkt, dass wir mittlerweile in vollkommen anderen Verhältnissen angekommen sind. Und wir sind ein Vorbild der Einheimischen. Dabei kommt uns ein Satz in den Kopf, den unser Tourguide auf dem Ha Long Bay-Ausflug gesagt hat: „Wir können so viel von euch lernen“ (übersetzt). Auch das verdeutlicht, wie gut es uns eigentlich geht.

Eine Sache ist uns außerdem aufgefallen: Man könnte meinen, dass die Vietnamesen - sowie auch Teile Chinas - einen (wenn nicht mehrere) Entwicklungsschritte übersprungen haben. Trotz der Armut ist nahezu jeder mit einem Smartphone ausgerüstet. Auch die digitale Infrastruktur scheint gut ausgebaut zu sein. Und das steht im totalen Gegensatz zu der eben verkehrstechnischen Infrastruktur, an welcher noch schwer gearbeitet werden muss.

Nichtsdestotrotz überwiegen die absolut positiven Erfahrungen und Erlebnisse in Vietnam. Wer mal nach Südostasien reisen möchte, der wird um dieses bezaubernde Land nicht drumherum kommen.

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