Veröffentlicht: 13.06.2019
10.06.19
Wir haben die Fahrt, mit einigen Zwischenstopps, hauptsächlich schlafend verbracht und erreichen gegen 06:00 Uhr die Hauptstadt, Phnom Pen, welche nur ein Zwischenstopp zur Küste ist. Wir holen uns Kaffee und steigen eine Stunde später in unseren Anschluss-Bus.
Die Fahrt ist, der kambodschanischen Straßen geschuldet, holprig; dementsprechend kommen wir mit zwei Stunden Verspätung in Sihanoukville an. Zu der Stadt: Wir haben schon vorher gelesen, dass Sihanoukville nicht gerade die schönste Stadt sein soll und sich momentan noch etwas im Aufbau befindet, aber was wir dort durch die Busfenster sehen versetzt uns in Fassungslosigkeit. Sihanoukville ist, ohne zu übertreiben, die hässlichste Stadt, die wir je gesehen haben. Sie besteht zu 80% aus Baustellen von Hotels und Casinos. Die Skyline besteht ausschließlich aus Kränen und unfertigen Hochhäusern. Dazu ist sie absolut willkürlich aufgeteilt und ziemlich dreckig - gut also, dass wir hier nur zur Überfahrt sind.
Der Bus hält in der Stadt regelmäßig, um Einheimischen an ihren gewünschten Haltestellen rauszulassen. Etwas später hält der Bus und zwei TukTuk Fahrer betreten das Fahrzeug und teilen den Passagieren mit, dass, wenn man mit der Fähre nach Koh Rong möchte, hier aussteigen müsste. Jonna und Ich tauschen Blicke mit dem touristischen Pärchen neben uns aus und sind unsicher. Nach etwas Zweifel, geben wir nach und verlassen den Bus. Während ich die Rucksäcke hole, höre ich, wie die Diskussion zwischen den britischen Touristen und dem einen verbliebenen TukTuk-Fahrer etwas energischer wird. Es stellt sich heraus, dass die beiden, weil die ihr Fährticket schon gebucht haben, zu dem südlicheren von den zwei Fähranlegern müssen. Problem ist nun, dass der Bus genau dahin gefahren wäre. Der Fahrer beteuert, dass ihr Ticket, obwohl sie die eigentliche Fähre durch die Verspätung verpasst haben, noch für eine weitere Fähre, des gleichen Unternehmens, gültig ist; die letzte fährt jedoch um 15:00 Uhr (Es ist 14:30 Uhr). Jonna und ich haben unsere Fähre noch nicht gebucht und können deshalb auch zum näher gelegenen Anleger, wir haben aber Mitleid mit den beiden sehr sympatischen Backpackern und schließen uns an. Problem ist nun, dass der Fahrer 12$ für die Strecke haben will, die wir mit dem Bus sowieso gefahren wären, was auf großen Frust stößt. Nach langem Hin und Her haben wir die Nase voll und geben nach.
Wir fahren 25 Minuten zu dem Fähr-Büro und sind somit zu spät für die Fähre des erwünschten Unternehmens. Etwas patzig verabschieden wir uns vom Fahrer, wechseln die Straßenseite und besuchen das andere Fährbüro, welches Jonna und ich sowieso nehmen wollten. Wir buchen Hin- und Rückfahrt und warten danach gemeinsam mit den Briten, die wir ein wenig kennenlernen - ein Tatto-Künstler und eine Mitarbeiterin in einer NGO, beide sehr nett und witzig (es ist übrigens das erste Mal seit Antritt der Reise, dass wir länger als 5 Minuten mit anderen Touristen reden - zugegeben, etwas traurig).
Nach gut einer halben Stunde, kommt der Shuttlebus, den wir, mit der festen Überzeugung, jetzt würde alles glatt laufen, betreten. Nach fünf Minuten Fahrt, kommt uns die Strecke jedoch äußerst bekannt vor und wir stellen fest, dass der Bus wieder an den anderen Fähranleger fährt, an dem wir quasi schon waren, als wir aus dem Bus gestiegen sind / gebeten wurden. "What a fucking Joke" lacht der Brite und wir können nicht anders als das mehr witzig als ärgerlich zu finden. Es fängt während der Fahrt so sehr an zu regnen, wie wir es bis jetzt noch nicht erlebt haben, was sich nicht unbedingt positiv auf den Eindruck der Stadt auswirkt.
Nach wieder 25 Minuten Fahrt kommen wir am Anleger an. 30 Touristen haben alle ihre Rucksäcke mit den Regencapes geschützt und laufen panisch durch den Regen. Erneut warten wir 15 Minuten am sehr dreckigen Pier.
Ein junger einheimischer Mann stößt zu der Gruppe und bittet uns zu dem "Speed-Boat" zu kommen. Die Lücke zwischen Pier und Boot ist gut einen Meter breit, was den Einstieg, vor allem mit 15 Kilo auf dem Rücken, nicht ganz einfach macht. Es entsteht eine spontane Gruppensolidarität, bei der derjenige, der gerade eingestiegen, dem Hintermann durch Festhalten etwas Sicherheit gibt. Nach kurzer Zeit haben alles das Boot betreten und es geht los. Trotz Sturm ist das Meer relativ ruhig; dennoch kann man die Fahrt durch die Irre Geschwindigkeit, die das Boot erreicht als aufregend bezeichnen. So "aufregend", dass eine Mitreisende ihren Mageninhalt leider nicht bei sich halten kann und zur Reling, des Boots läuft.
Der Anblick der beiden Inseln (Die größere Koh Rong, die kleine Koh Rong Samloem) ist selbst bei Regen sehr beeindruckend. Wir setzen uns kurz mit dem Kapitän auseinander, um uns zu vergewissern, wo unser Ausstiegspunkt ist. Die Briten müssen eine Station vorher raus und so verabreden wir uns zu einer Party am Strand, die übermorgen stattfinden soll. Unsere Station ist die Nächste, die wir um 18:30 Uhr erreichen. Wieder ist der Ausstieg abenteuerlich aber erfolgreich. Wir schleppen uns und unser Gepäck den Strang entlang bis zu unserer Unterkunft "Reef on the Beach". Wir checken an dem (ENDLICH) gut besuchten Resort ein und werden von einer Frau zu unserem Zelt geleitet - Ja, richtig, ein Tipi mit ca 5 Meter Durchmesser. Von außen fallen uns jedoch mehrere Löcher auf und als uns dann noch 3 Wespen im Inneren entgegen kommen, nachdem die Frau literweise Wasser aus dem Zelt gefeudelt hat, bitten wir um ein Objekt, was uns ohne Probleme zugesichert wird. Zehn Meter weiter, ebenfalls ein Zelt, dafür ohne Löcher, trocken und ein bisschen im Schatten. Wir lagern unsere Sachen ab, gehen ins Restaurant und essen eine Kleinigkeit. Es ist zwar deutlich teurer, weil touristisch und auf der Insel, dafür sehr lecker und ausreichend (3,25$ für gebratene Nudeln mit Gemüse (8/10) und 2,50$ für gebratenen Reis mit Gemüse (8/10). Zusätzlich ist die Unterkunft unglaublich günstig (4€ pro Nacht), was es einem erleichtert mehr Geld für Essen auszugeben.
Nach dem Essen machen wir noch, während der Abenddämmerung, ein Spaziergang am Strand, entdecken dabei den See der direkt hinter dem Strand liegt und einige andere Bars. Wieder am Zelt angekommen, gehen wir Zähne putzen und wollen dann schlafen gehen.
... wollen.
Ich suche mein Handy um es zum Aufladen anzuschließen, finde es aber nicht. Keine große Sache, passiert mir ja nur 10 Mal am Tag. Nach einer zehn minütigen Suche, sind wir uns aber sehr sicher, dass es sich nicht im Zelt befindet - Scheiße. Wir machen einen Test, in dem ich mir Jonnas Mobiltelefon in die Tasche tue, und schaue ob meins vielleicht herausgefallen ist. Bei der kleinsten Bewegung fällt Jonnas Handy aus meiner Hosentasche - Scheiße!!
Ich gehe, mit Jonnas Handy als Taschenlampe, weil es schon sehr dunkel geworden ist, zu den Duschen und Toiletten und suche den Weg ab - Nichts! Ich werde deutlich nervöser und entscheide die Strecke am Strand noch einmal abzulaufen (Jonna hilft mit Stirnlampe mit) und frage an den Bars, ob irgendwer ein Handy vielleicht gefunden hat - Nein, weder am Strand liegt etwas, noch haben die Barkeeper etwas bekommen - Scheiße!!!.
Absolut verzweifelt gehen wir zurück zum Zelt und malen uns aus, wie die Weiterreise wohl ohne Mobiltelefon ist: Ohne Notizen, ohne direkte Kommunikationsmöglichkeit, ohne Musik. Jonna ruft meine Nummer an und wir hoffen, von irgendwo im Zelt ein Brummen zu hören. Genau das Gegenteil tritt ein; der Anruf kommt gar nicht durch, was bedeutet, dass Handy kein Empfang hat oder aus (kaputt) ist.. Jonnas Handy hat jedoch vollen Empfang, weshalb wir uns sicher sind, dass das Handy von der Brandung ins Wasser gespült wurde - Scheiße!!!!. Die Stimmung ist am absoluten Tiefpunkt. Mit den Nerven am Ende, gehe ich als letzter verzweifelter Versuch zu unserer Bar und frage noch ein Mal die Barkeeperin, ob irgendwer ein Handy gefunden hat.
... "Ja, hier war ein Typ".
Die Nachricht trifft mich wie ein Stromschlag und mein Kopf fällt auf den Tresen. Die Dame hält meine Reaktion zurück: "Warte mal, vielleicht ist es nicht deines". "Wann war er denn da?" will ich wissen und bekomme "Vor 20 Minuten" als Antwort. Sie zeigt mir ein Foto des Sperrbildschirms. Er zeigt Jonna und ich lasse den Kopf erneut auf den Tresen fallen. Sie hat die Facebook-Daten von dem Mann gespeichert und kontaktiert ihn prompt. Jonna kommt vom Zelt hinzu, und sagt sie wäre mit einem Anruf durchgekommen (Es hat geklingelt). Ich teile ihr die gute Nachricht mit und wir beide können mein Glück nicht fassen. Ich bedanke mich überschwänglich bei der Barkeeperin, welche unsere Euphorie teilt und mit in die Freude einsteigt. Während wir auf die Rückmeldung des Mannes warten bestellen wir uns zwei Cocktails (2,50$, sehr lecker!) und bekommen von der Frau hinter dem Tresen noch zwei Kurze ausgegeben (Eigentlich müsste ich ihr was ausgeben). Der Typ meldet sich kurze Zeit später und fragt nach dem Sperr-Code (Ob ich auch Eigentümer des Handys bin), den ich unmittelbar weiterleite, danach teilt er uns mit, dass er das Telefon bei der Rezeption im Resort einen Kilometer weiter abgegeben hat. Wir versichern ihm, dass wir ihn definitiv morgen Abend auf ein Getränk einladen und machen uns auf den Weg zum anderen Resort. Dort angekommen, kämpfen wir uns durch eine gerade stattfindende Party. Wir gehen zur Rezeption und teilen dem Mitarbeiter unser Anliegen mit. Dieser holt mein Handy hervor und verlangt (zurecht), dass ich es entsperre. Gesagt, getan. Der Mann lächelt uns an: "There you go!" Auch ihn fragen wir, ob er dem Finder, der gerade in dieser Unterkunft ist, sagen kann, dass wir uns gerne revanchieren möchten.
Vollkommen erledigt von dieser emotionalen Tortur gehen wir zurück zu unserem Zelt, mein Handy sehr fest in der Hand haltend, und fallen wie Steine ins Bett - was ein Tag.
- Alex