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Ella Ella...

Veröffentlicht: 18.02.2019

Hallo ihr lieben, 

Es gibt viel zu erzählen. ;) 

Am besten ich fange mit dem gestrigen Tag an und erzähle euch erst einmal von unserer Fahrt nach Nanu Oya. 

Wie gesagt mussten wir uns ja einen privaten Fahrer gönnen, da es in Kandy keine Zugfahrkarten mehr gab. 

Wie sich im Nachhinein herausstellte, war das auch definitiv die beste Wahl. Denn es ist schon wirklich komfortabel, wenn man nach dem Frühstück direkt ins Auto steigen kann und sich nicht erst mit dem Tuktuk und dem schweren Gepäck durch die Menschenmassen Richtung Zug oder Bus quälen muss. Unser Fahrer (dessen Namen wir leider vergessen haben) war großartig. Super lieb und nach etwas Auftauphase auch sehr gesprächig. Er hat uns viel über sein Land, die Geschichte und die vielen schönen Orte erzählt, die wir auf unserem Weg durchfahren haben. An den Highlights hielten wir immer an und konnten etwas Zeit alleine verbringen. Unsere Fahrt führte uns durch das Tee- und Bergland. Wir haben einen Wasserfall erklommen, uns eine Teefabrik angeschaut und unglaubliche schöne Landschaften gesehen. Es hatte etwas von den Alpen, nur irgendwie komplett anders. Serpentinenstraßen führten uns hoch auf die Gipfel und steile, enge Hauptstraßen wieder herunter. Überall am Straßenrand waren kleine Wellblechhütten, aus denen die ansässigen Bauern ihr Gemüse verkauften. Überall sah man Teeplantagen, kleine Gemüsefelder oder Blumenbeete. Das Grün, dass überall um einen herum war, kann man nicht beschreiben, man muss es selber gesehen haben. Aber das betrifft hier so viele Dinge. Selbst wenn uns immer mal wieder ein gutes Foto gelingt, so wird es nicht dem gerecht, was man hier tatsächlich sieht. 

Kurz vor Nanu Oya, unserem Übernachtungsort, sind wir durch Nuware Eliya gefahren. Eine kleine Stadt mitten im Hochland, erschaffen durch heimwehkranke und tropenmüde Briten. Mitten aus dem Nichts auf einmal ein Golfplatz, Gebäude im viktorianischen Stil, eine Pferderennbahn und wieder Massen von Menschen und tosender Verkehr. Total verrückt und im ersten Moment gar nicht nachvollziehbar, kam man doch eben erst quasi aus dem Niemandsland. 

Im ersten Moment freuten wir uns, als wir Nuware Eliya wieder verließen und hofften darauf im nächsten Ort (Nanu Oya) eine Ruheoase zu finden. Schließlich gab es dort, nach unserer Recherche, nur eine handvoll von Übernachtungsmöglickeiten, einen kleinen Bahnhof und rundherum viel Natur. 

Im Prinzip war es dann auch so oder so ähnlich. Denn Nanu Oya ist quasi eine Art Vorstadt von Nuware Eliya und hauptsächlich bewohnt durch die ärmeren Arbeiter und Einheimischen. Der erste Eindruck erinnerte uns an brasilianische Favelas, als wir mit dem Auto Richtung Unterkunft fuhren. Zugegeben, es war schon ein kleiner Schock. Aber eine Übernachtung für 17€ inklusive Frühstück, ist eben auch hier kein Luxussegment. 

Nachdem wir einmal tief durchgeatemet hatten und uns der freundliche Host das Zimmer gezeigt hatte, sind wir dann auch noch einmal losgezogen, um uns unter die Einheimischen zu mischen. Das hat ganz gut funktioniert. Wenn man nämlich die europäische Brille einmal abnimmt und sich auf die hiesigen Gegebenheiten einlässt, dann sieht das auch alles gar nicht mehr so schlimm aus. Zu guter letzt hilft einem auch tatsächlich immer wieder die unglaublich freundliche und aufgeschlossene Art der Singhalesen, die Ängste und Befindlichkeiten zu überwinden und sich wohlig und willkommen zu fühlen. 

Der Rest des Tages war dann eigentlich nur noch von Essen, ausruhen und einem tollen Gespräch mit einem anderen Gast geprägt. Cabi, eine Schweizer mit tamilisch, singhalesischen Wurzeln. Unglaublich nett und irgendwie auf der Suche nach seiner Herkunft und Identität. Spannend war es auch, weil es hier einen immernoch währenden Konflikt zwischen den Singhalesen und den singhalesischen Tamilen gibt, auch wenn der Krieg schon viele Jahre her ist und nahezu alle Erinnerungen daran beseitigt wurden. Wir haben viel über die Herkunft gesprochen, über Familie, Toleranz und über Parfüm. Denn Cabi liebt gutes Parfüm, was naturlich für Sina ein gefundenes Fressen war. 

Heute morgen sind wir dann sieben Uhr aufgestanden mit der Hoffnung, dass wenn wir nur zeitig genug am Bahnhof sind, wir bestimmt noch einen Platz in der 1. oder 2. Klasse des Zuges bekommen. Dem war natürlich nicht so. Unser Los war es, in der 3. Klasse zu fahren. Und dann auch noch mit dem Morgenzug, der aufgrund seiner zusätzlichen Transportwagons, wesentlich länger fährt, als die anderen Züge später am Tag. Mit wesentlich länger meine ich etwa viereinhalb Stunden Fahrzeit insgesamt. Und das Ganze stehend!! und eng aneinander gepresst mit anderen Touristen, Einheimischen Familien und Tagespendlern. Aus der wohl schönsten Zugfahrt der Welt, wurde ein kleines Desaster und ein anstrengender, nicht endenwollender Trip ins Ungewisse. 

Wir waren so erleichtert als wir endlich in Ella angekommen sind, dass wir uns erst einmal eine Cola und eine Zigarette gegönnt haben. Als alle anderen Touristen weg waren, haben auch wir uns dann ein Tuktuk genommen und sind in unsere Unterkunft für die nächsten drei Tage gefahren. 

Tja, was soll ich sagen... Das mit dem aufgefüllten Karmakonto scheint funktioniert zu haben. Ich glaube wir sind hier an einem der schönsten Orte der Welt und haben direkt von unserem Bett aus auch noch den schönsten Ausblick der Welt. 

Auch wenn wir jetzt erst einmal wieder etwas Kraft tanken müssen, haben wir bislang alles richtig gemacht. Das Land ist jeden Tag aufs Neue faszinierend, die Menschen sind unbeschreiblich lieb und gastfreundlich, das Essen schmeckt super und selbst das Wetter ist bislang auf unserer Seite. Wir finden es läuft.. ;) 

Viel Spaß mit den Bildern. Morgen geht es dann auf unsere erste längere Wanderung zum Little Adams Peak und der Nine Arches Bridge. Wir sind schon mega gespannt. 

Bis bald und dicker Drücker, Sina und Matti 

Antworten (2)

Kati
Krasse Zugfahrt :O! Ihr seid stark!!!

Matthias
Das stimmt... ;)