Veröffentlicht: 20.02.2019
.. Muss die Freiheit wohl grenzenlos sein, besang einst Reinhard Mey. Und ich glaube er war hier, als er den Text zu seinem Gassenhauer schrieb.
Ella ist klein, wundervoll, liebenswert und irgendwo in den Bergen Sri Lankas. Der Tag hier beginnt mit einem Blick in die unendliche Weite und endet mit dem Horn der kleinen Bergeisenbahn, die sich emsig durch die Berge und Felder schlängelt. Alles ist gemütlich hier, die Menschen sind unfassbar freundlich und die Natur einfach ursprünglich und über die Maßen intensiv.
Es fällt mir schwer das hier Erlebte in Worte zu fassen, denn ich denke, ich bin ein wenig verliebt. Vielleicht ist ja auch die rosarote Brille, mit der wir gesehen haben. Aber nein, ich glaube das ist wirklich was Ernstes.
In unserer Unterkunft, dem Onestar Homestay, starteten unsere letzten beiden Tage mit Sonnenschein und Frühstück auf dem Balkon. Die Familie hier, hat aus der Not eine Tugend gemacht und bewirtet alle ihre Gäste, aufgrund des Platzmangel, direkt auf den Zimmern. Viel schöner kann es also in einem 5 Sterne Luxus Resort auch nicht sein. Und in einem solchen, hätten sich die Angestellten wohl auch nicht so viel Zeit für die ausführlichen Gespräche mit den Gästen genommen. Auch wenn die Unterhaltungen manchmal einem Namenstanz in der Waldorfschule gleichen, am Ende versteht man sich und startet den Tag mit einem Lächeln.
Nach dem Frühstück haben wir jeweils die Gegend erkundet, alles auf eigene Faust und ohne die Zuhilfenahme von Tuktuks. Nach etwa zweihundert Metern steil abwärts durch den Dschungel kommt man auf die Gleise der Eisenbahn. Auch hier wieder haben sich die Einheimischen zu helfen gewusst und aus Steinen, Holz und Wurzeln 'kurze' Wege für den Auf- und Abstieg ins Dorf geschaffen. Ist man einmal auf den Gleisen kann man sich entscheiden welche Richtung man läuft. Wir haben beide Seiten ausprobiert und so am ersten Tag das Dorf Ella, eine Teefabrik, die Nine Arches Bridge und Little Adam's Peak und am zweiten Tag die Ravana Falls und Ella Rock 'gefunden'.
Ich sag euch das ist großartig. Man läuft auf den Gleisen der Eisenbahn, weil das einfach die schnellste und direkteste Verbindung zwischen den vielen kleinen Hotspots hier ist. Unterwegs begegnet man dann einheimischen Kindern, die auf dem Weg zur Schule sind, anderen Backpackern oder angeleinten Kühen, die über den Tag zum grasen einfach neben der Zuglinie 'abgestellt' werden. Ungefähr aller ein bis zwei Kilometer gibt es dann auch kleine Strohhütten aus denen die Anwohner Kokosnüsse, Maiskolben oder leckere Rottis verkaufen, eine Art Fladenbrot aus Kokos- und Weizenmehl.
Verlässt man die Gleise, dann meistens aus dem Grund, dass man entweder auf einen Berg klettern möchte, einen Wasserfall aus der Nähe sehen will oder weil gerade eine Zug kommt, der dann mit Tempo 20 kmh an einem vorbei rollt und weitere Menschen oder neue Handelswaren ins kleine Bergdorf bringt.
Von den Schienen sind wir dann immer durch den Dschungel und vorbei an Tee-, Reis- oder Gemüseplantagen gelaufen. Das ist einfach Natur pur und so farbenfroh und ursprünglich, wie man es sich beim Lesen auch vorstellt. Als Karte zum Little Adam's Peak hatte unser Host uns eine kleine Zeichnung auf ein A4 Blatt gemalt und für den Walk zum Ella Rock haben wir die äußerst hilfreiche Wegbeschreibung eines anderen Backpackerblogs genutzt. Beide Male haben wir unser Ziel gefunden und beide Male haben sich die Mühen des Austieges mehr als gelohnt.
Der Ausblick von den beiden Gipfeln ist einfach atemberaubend. Die grünen Berge, das weite Land, die Ruhe und dazu die Glückshormone, die man ausschüttet, wenn man das alles sieht, machen das Erlebte einfach außergewöhnlich. Zu keiner Zeit denkt man an unsere Alltagsprobleme und zu keiner Zeit haben wir jemals auch nur einen gelaufenen Meter bereut.
Die Tage vergehen so schnell und ich weiß gar nicht so richtig, wie ich das Gefühl beschreiben soll, wenn man abends erschöpft aber glücklich ins Bett fällt. Manchmal ist es wie eine Reise in die Vergangenheit. Man fühlt sich zurückversetzt ins Ferienlager oder die DDR. Alles ist einfach, günstig aber auch irgendwie liebenswert und wild und chaotisch. Ganz schön 'schön verrückt' ...
Bevor man allerdings ins Bett fällt, will man natürlich auch noch etwas essen. Naiv wie wir sind, haben wir uns also vorgestern Abend einfach zu Fuß auf den Weg gemacht und uns mit unseren Stirnlampen den Weg durch den Dschungel geleuchtet. Nach einiger Sucherei sind wir auf ein einheimisches Restaurant gestoßen. Eine kleine und offene Palmenhütte am Straßenrand, aus der gerade eine junge Französin kam, die uns mit den Worten begrüßte 'i can really recommend'. Also gut dachten wir uns, lass es uns einfach probieren.
Ich kann euch sagen, es hat sich gelohnt. Wir waren die einzigen Gäste und eine Frau mit ihren drei Töchtern bekochte uns typisch singhalesisch. Nach einer kurzen Zeit wurde aufgetan und plötzlich standen wir vor einer Art Buffet und konnten aus vielen verschiedenen Currys, Fleisch und Gemüse wählen. Es war so mega lecker, einfach Wahnsinn.
Mein Geburtstagsdinner haben wir dann gestern im Zentrum von Ella eingenommen. In einem verrückten Bambushaus, namens UFO, gab es Pizza und gedünstetes Gemüse mit Kartoffelbrei. Irgendwann braucht man eben auch mal was anderes als Reis und Curry. ;)
Apropos Geburtstag.. Vielen Dank für all die lieben Wünsche und Grüße. Ich habe mich wirklich sehr gefreut. Auch wenn wir hier einen der wohl schönsten Trips unseres bisherigen Lebens haben, wird einem gerade hier auch nochmal bewusst, wie toll es ist eine liebe Familie und gute Freunde zu haben.
Wir vermissen euch (ein bisschen zumindest) und senden euch tausend Grüße und Küsse. Bis bald ihr lieben, Sina und Matti