Salam ya Amman
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Überraschungsgast

Veröffentlicht: 21.12.2019

Samstag, 14. Dezember

7:30 am. Ich genehmige mir ein schnelles Frühstück und mache mich dann so schnell wie möglich auf den Weg. Hanni landet heute zwar erst um viertel nach 11, aber ich will mit dem öffentlichen Bus zum Flughafen fahren, was mit Abstand die günstigste Variante ist, und da kann man ja nie so genau wissen, was passiert. Ich habe mir sagen lassen, dass die Busse vom 7th Circle aus fahren, wo mich mein Taxifahrer auch hinbringt. Wo genau ich dort hinmuss, muss ich aber zuerst noch herausfinden.

Bevor mich mein Fahrer absetzt, fragt er noch, wie viel ich für den Bus bezahle, aber ich weiß schon, worauf er hinauswill. Ich bin mir sicher, dass die meisten Taxifahrer hier am großen Kreisel versuchen werden, mir eine Fahrt zum Flughafen anzudrehen. Er weiß dann offensichtlich auch nicht, wo von hier die Busse abfahren, und bringt mich zu einer kleinen Bushaltestellte unterhalb des 7th Circle. 

Nicht der richtige Ort, wie mir die Busfahrer dort sagen, die ansonsten sehr freundlich sind und versuchen, mir verständlich zu machen, wo ich mich oben am Kreisel hinstellen muss. Während ich also wieder die Treppen nach oben aufsuche, fährt mir ein Taxifahrer hinterher, der verzweifelt versucht, mich aus seinem offenen Fahrerfenster in sein Taxi zu bringen. „20 JD Airport!“, sein erstes Angebot. Ich winke ab, woraufhin er seinen Preis direkt halbiert. „The busses are finished for today. 10 JD!“. Ich weiß, dass das eine Lüge ist, und auch wenn ich weiß, dass er solche Lügen vielleicht nötig hat, ärgere ich mich trotzdem über so viel Dreistigkeit.

Wieder oben am Circle angekommen bin ich mir immer noch nicht ganz sicher, wo die Busse halten, weshalb mir am Ende nichts anderes übrig bleibt, als wieder einen Taxifahrer zu fragen. Er gibt mir Auskunft, wenn auch offensichtlich nicht bereitwillig. „Hun“, sagt er, „hier“. Ich bleibe also neben ihm stehen, ignoriere seine Versuche, mir ein Angebot für sein Taxi zu machen und hoffe einfach, dass ich hier an der richtigen Stelle bin. Ich drehe meinen Kopf durchgängig nach allen Seiten, damit ich nicht verpasse, wenn aus irgendeiner Richtung ein Bus kommen sollte, und werde dann nach etwa 15 Minuten erlöst.

Ein kleiner Bus taucht auf, auf dem vorne „Express“ geschrieben steht, so wie die Busfahrer mir es eben gesagt haben. Ich steige ein und sehe, dass es keine Plätze mehr gibt, aber kein Problem: der Busfahrer sagt etwas auf Arabisch zu dem jungen Mann, der hinter ihm sitzt, woraufhin der aufsteht und mir seinen Platz räumt. Was mir widerstrebt, aber ich will lieber keine Szene machen, bevor ich nicht am Flughafen angekommen bin. Die Hauptstraße zum Flughafen ist heute nur wenig befahren, sodass ich um kurz nach 10 schon problemlos am Flughafen ankomme. Für 3,30 JD. Da gibt’s wirklich nichts zu meckern.

Ich setze mich für eine Stunde in ein Café und stelle mich dann mit meinem „Welcome to Jordan“-Schild und den Keksen, die ich besorgt habe, ans Gate. Nach einer knappen Stunde, als Hannis Flug schon lange als „Arrived“ auf der Anzeigetafel steht, kommt ein Anruf von Hanni. Sie steht an der Visastelle, wo es offensichtlich Probleme gibt. Meine Adresse bräuchte sie. Und meine Telefonnummer, wie mir der Flughafenbeamte sagt, an den sie ihr Handy weitergibt. Meine Nachricht, die ich ihr daraufhin schicke, kommt dann aber nicht mehr an, und ich kann sie auch nicht mehr erreichen. Mir bleibt nichts anderes übrig, als weiterzuwarten.

Als ich gerade Ferhad über den aktuellsten Stand informiere und dann von meinem Handy hochschaue, steht Ramo vor mir. Ich starre ihn ungläubig mit offenem Mund an, und merke erst, dass es Realität ist, als ich Hanni im Hintergrund lachen höre. Diese Überraschung ist ihnen definitiv gelungen. In der nächsten Woche werden wir also zu Dritt unterwegs sein 😊

Hanni und Ramo haben kein Problem mit dem öffentlichen Bus, weshalb wir denselben Weg zurück zum 7th Circle nehmen, den ich gekommen bin. Dort angekommen stürzen sich die Taxifahrer auf alle Touristen, die aus unserem Bus aussteigen und bieten horrende Preise an, um ins Zentrum von Amman zu kommen. Erst der dritte Taxifahrer, bei dem wir fragen, stellt ganz normal sein Taxometer an und bringt uns schnell und zu normalen Konditionen zu unserer Wohnung. Wenn man neu hier ist, und die Preise und Gepflogenheiten nicht kennt, ist man hier echt aufgeschmissen.

Wir stellen das Gepäck ab, dann gebe ich Ramo und Hanni eine erste kleine Stadttour: zunächst zum Shawarma in Jabal Amman, dann durch die Rainbow Street und über unsere Uni-Terrasse und die Zajal-Treppen hinunter zur Downtown. Es ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt, um sich den Sonnenuntergang anzuschauen, weshalb ich die beiden dann zu meinem „Hintereingang“ der Zitadelle führe. Das klappt wie immer wunderbar, sodass wir kurz darauf auf den Ruinen der Zitadelle herumklettern und uns einen heute wirklich wunderschönen Sonnenuntergang mit pinkem Wolken-Himmel danach anschauen. Zum ersten Mal in Amman hier oben zu stehen, gibt ein wirklich beeindruckendes Bild von der Großstadt ab.

Wir laufen danach wieder runter in die Downtown, von dort hoch nach Weibdeh, wo ich den beiden erst das Manara und dann das Jungle Fever zeige. Dort trinken wir einen Kaffee zusammen, woraufhin ich mit meinem Laptop noch dort bleibe, um an noch fälligen assignments zu arbeiten, und Ramo und Hanni sich auf den Nachhauseweg machen. Da sie zu zweit sind und Ramo die Sprache hier beherrscht, kann ich sie guten Gewissens alleine losziehen lassen. Das wird ganz sicher eine richtig schöne Woche werden.


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