Veröffentlicht: 21.12.2019
Sonntag + Montag, 15. + 16. Dezember
8 am. Hanni und Ramo sind wohlbehalten aufgewacht. Ich habe beiden gestern Abend noch eine Wärmflasche gebracht (Danke dafür, Mama!), damit sie in unserem kalten Wohnzimmer nicht erfrieren, und es hat funktioniert: sie haben überlebt. Ich besorge mit Ramo bei unserer altbekannten Futterstelle Ful und Fatteh, und wir machen uns zu Hause ein ausgiebiges arabisches Frühstück. Mhhh. Dann steht allerdings Arbeit an: Ich habe immer noch drei assignments zu erledigen. Zum Glück ist Hanni nicht alleine, und kann sich mit Ramo gut in der Stadt beschäftigen. Während ich mich ins Roamers setze, das Café vor der Uni, und meinen Pflichten nachgehe, vergnügen die anderen beiden sich also in der Stadt.
Um 2 Uhr hätte ich dann eigentlich arabisch, aber heute fehlt mir die Zeit an allen Ecken und Enden. Wie gut, dass Hanni da ist! Sie setzt sich kurzerhand als meine Vertretung zusammen mit Ramo in unseren Unterricht und schreibt für mich mit. Unser Arabisch-Lehrer war wohl kurz verwirrt, die beiden neuen Gesichter zu sehen, aber hat meinen Ersatz dann akzeptiert. Für mich gibt es den Rest des Tages nur noch Uni, Uni, Uni.
8 am. Neuer Tag, neues Glück. Heute ist Tarabot-day, und natürlich will ich auch Hanni und Ramo meinen Arbeitsalltag dort zeigen. Bei strahlendem Sonnenschein laufen wir ein wenig später als sonst durch die Downtown nach East Amman, wo Sophia schon bei Tarabot auf uns wartet. Dort findet heute mal wieder das übliche Programm für externe Kindergruppen statt: nachdem Sophia schon mit der Rasselbande gebastelt hat, platzen wir gerade in ein Spiel hinein, woraufhin alle Kinder noch einen Rucksack als Geschenk bekommen und Tarabot dann wieder verlassen.
Dann, der nächste Programmpunkt: Ich habe schon ganz vergessen, dass heute am Montag wieder Aerobic stattfindet. Für Ramo ist das natürlich leider tabu, aber Sophia nimmt Hanni mit, sodass sie heute auch in den Genuss der Hüfte-kreisenden Aerobic-Lehrerin kommt. Ramo und ich basteln derweil mit unseren bekannten syrischen Kindern kleine Kunstwerke aus zusammengeklebten Papierrollen. „Eva?“, strahlt Sara mich an, die wir schon vom ersten Tag an bei Tarabot kennen. Ob das andere Mädchen meine Schwester ist, will sie wissen. Ich nicke lächelnd, woraufhin ihr Strahlen größer wird. Hanni und Ramo sind heute definitiv die größte Attraktion.
Als die Kinder weg sind und Sophia und Hanni mit roten Köpfen aus Aerobic zurückkommen, steht die Mittagspause an. Natürlich kommt dafür nur ein Ort in Frage. Abu Wahid freut sich immer, wenn Sophia und ich ihm noch mehr Gäste bringen. Und wie immer schmeckt alles wirklich hervorragend.
Am Nachmittag, dann ein weiteres bekanntes Programm: Dabke mit Kemo. Wir müssen Hanni und Ramo erst gar nicht sagen, dass Kemo oft sehr ungeduldig mit seinen kleinen Schüler*innen ist. Sein Unmut über jeden falschen Schritt ist manchmal wirklich komisch und manchmal wirklich übertrieben. Aber so kennen wir ihn. Heute wird außerdem ein neuer Schritt gelernt, was wir uns natürlich nicht entgehen lassen wollen. Ich glaube, keiner im Dabke-Raum beachtet die korrekte Schrittfolge, als Sophia, Hanni, Ramo und ich zusammen mit den Kindern durch den Raum hüpfen, aber alle haben bei dem wilden Rumgehüpfe so viel Spaß, dass sich auch Kemo nicht mehr traut, mit uns zu schimpfen, und lachend mit seiner Trommel den Beat vorgibt. Das war ein wirklich sehr geeigneter Tag, um meinen beiden Gästen Tarabot vorzustellen.
Bei unserem Rückweg zeigen wir Hanni und Ramo dann ein weiteres absolutes Muss in Amman: den Markt. Meine Freunde (also die Verkäufer, bei denen ich Stammkundin bin), sehen direkt, dass meine Begleitung meine Schwester ist, und strahlen mit uns um die Wette. Am Süßigkeitenstand dürfen wir uns durchprobieren, woraufhin Sophia und ich uns dann verabschieden, um an unseren assignments zu arbeiten, und Hanni und Ramo sich bei Sonnenuntergang noch das römische Theater anschauen.
Am Abend gehen wir zusammen mit Sophia in dem kleinen Lokal in Weibdeh essen, in dem wir schon einmal waren und das mal wieder super lecker ist. Danach, nur noch Uni-Kram. Erst im Manara, dann zu Hause. Es ist 3 Uhr, als mir die Augen zufallen, und mir nichts anderes übrig bleibt, als den Rest meines assignments auf morgen zu verschieben.