Salam ya Amman
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Jerash: die Ruinenstadt

Veröffentlicht: 21.12.2019

Dienstag, 17. November

7 am. Heute war der Plan eigentlich, früh aufzustehen, um bei schönem Wetter zusammen einen Ausflug zu machen. Leider machen mir meine assignments mal wieder einen Strich durch die Rechnung, weshalb es schon 1 Uhr ist, als wir uns auf den Weg machen. Aber besser spät als nie, ist im Zweifel immer mein Motto. Unser heutiges Ziel: Jerash. Die gut erhaltenen Ruinen der Stadt, die im Norden Jordaniens liegt, zieht hier viele Touristen an. Heute also auch uns.

Mit Lea hatte ich ja schon einmal einen Versuch gestartet, von der Bushaltestelle im Norden Ammans nach Jerash zu fahren, woran wir damals noch gescheitert waren. Da heute aber Dienstag ist, und nicht Freitag, läuft dieses Mal alles glatt, und wir kommen eine Stunde später für einen Dinar pro Kopf in Jerash an. Und wir haben wirklich unglaubliches Glück mit dem Wetter: bei strahlendem Sonnenschein treten wir durch einen großen alten Torbogen, der ein wenig an das Brandenburger Tor erinnert, auf das große Gelände und tauchen ein in eine andere Welt. 

Unser Spaziergang durch die alte Römerstadt führt uns zunächst über eine Pferderennbahn. Von dort, weiter über einen riesigen alten Marktplatz, über holprige, von Säulen umzäunte Straßen, durch Ruinenfelder hoch zum alten Tempel, von wo aus wir das ganze Gebiet in der wunderschönen Abendsonne bestaunen können. Die Berge um Jerash herum färben sich in einem wundervollen rot, während über Jerash selbst riesige Rabenschwärme ihre Runden drehen. Das alles hat etwas Magisches.

Als die Sonne schon untergegangen ist und wir von einem sehr netten, aber bestimmten Security-Mann dazu aufgefordert werden, das Gelände jetzt zu verlassen, machen wir am Schluss noch einen Abstecher zum Römischen Theater, das dem in Amman zum Verwechseln ähnlich sieht. Die Kulisse im Hintergrund ist hier allerdings noch etwas beeindruckender. Während wir versuchen, mit unseren Kameras diese Filmszenerie irgendwie festzuhalten, rufen uns von unten jetzt zwei Security-Männer zu. Dieses Mal mehr bestimmt und weniger nett. Wir haben mittlerweile aber alles gesehen, was wir sehen wollten, und verlassen sehr sehr zufrieden das Ruinen-Gelände. Dieser Ausflug hier hat sich definitiv noch gelohnt, auch wenn wir spät gestartet sind.

Während die Hinreise mit dem Bus problemlos funktioniert hat, stellt sich das jetzt bei der Rückfahrt als etwas schwieriger heraus. An der Stelle, an der uns der Bus früher am Tag noch abgesetzt hat, steht jetzt eine Horde Taxifahrer, die sich wie die Geier auf uns stürzen. Es würden jetzt keine Busse mehr fahren, rufen sie uns zu, außerdem verschiedene Preise und Angebote, uns in ihren Taxen nach Amman zu fahren. Sowohl für Ramo als Arabisch-Muttersprachler, als auch für mich, die ich die Tricks der Taxifahrer mittlerweile schon zu Genüge kenne, ist es sehr schwierig einzuschätzen, wie viel Wahrheit in den Aussagen der Taxifahrer steckt. Ganz abgesehen davon ist das laute Geschrei und die Größe der Menschentraube um uns herum aber wirklich verstörend.

Ich weiß wirklich nicht, wie es dazu kommt, aber irgendwann sitzen wir in einem Privatauto, das seine besten Jahre schon hinter sich hat, mit einem fremden Mann als Fahrer, der wiederum schon eine für ihn offensichtlich auch fremde Frau als Beifahrerin hat. Für insgesamt 6 Dinar würde er uns mit nach Amman nehmen. Im Nachhinein ist es schwierig zu sagen, warum wir gerade ihm unser Vertrauen geschenkt haben (Verkehrsregeln, falls es sie hier gibt, sind in Amman auf jeden Fall dazu da, um gebrochen zu werden), aber wir werden nicht enttäuscht: unfallfrei erreichen wir den 2nd Circle und müssen auch tatsächlich nicht mehr als 6 JD zahlen. Das ist also nochmal gut gegangen.

Wir gehen heute Abend noch veganes Shawarma essen, in einem süßen Lokal, das erst vor drei Wochen eröffnet wurde, und genehmigen uns dann noch ein paar Weihnachtsplätzchen von Mutti. Was für ein gelungener Tag!

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