Salam ya Amman
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Career Day

Veröffentlicht: 05.12.2019

9 am. Heute tauchen wir außerplanmäßig bei Tarabot auf – es ist Career Day, und den wollen wir uns nicht entgehen lassen. Als Sophia und ich ankommen, ist schon alles vorbereitet: im großen Saal in der Mitte sind heute Mitarbeiter*innen der International Medical Corps zu Gast, eine NGO, die sich im gleichen Gebäude wie Tarabot befindet, und Gesundheitsleistungen und psychosoziale Beratung und Unterstützung anbietet. Sie werden den Kindern Allgemeines zum späteren Berufsleben erzählen und ihnen verschiedene Alternativen aufzeigen. Am anderen Ende des Saales stehen Mahmoud und Samer als Barbiere bereit. In dem Raum, in dem wir sonst immer mit den Kindern malen und basteln, haben Hana’a (eine neue Kollegin bei Tarabot) und Fuad eine kleine Schreinerei aufgebaut, um mit den Kindern kleine Miniaturmöbel aus Pappe herzustellen. Im Saal daneben, Tarabots „Bibliothek“, ist Sarah als Chemikerin zugange und hat verschiedene Experimente für die Kids vorbereitet. In unserem Englisch-Klassenraum nebenan findet unter externer Anleitung ein Elektrik-Kurs statt, und im letzten Saal ein Kreativ-Workshop, eine Mischung aus Musik, Theater und Puppenspiel. Zwischen allen Räumen hüpft außerdem Amer als Event-Koordinator in einem lustigen orientalischen Kostüm hin und her und überprüft, ob alles wie geplant läuft. Es ist also für jeden Geschmack etwas dabei.

Sophia und ich schauen uns zunächst die Schreinerei und das Chemielabor an, und bleiben dann im Kreativ-Workshop hängen, den Kemo anleitet. Wir sind zusammen mit einer reinen Mädels-Gruppe, die zunächst mit ein paar bunten Plastikrohren unterschiedlicher Länge eine kleine Musik-Session macht, an der wir auch teilnehmen dürfen. Als es mit dem Handpuppenspiel losgeht, klinken Sophia und ich uns dann aber aus. Die Sprachbarriere gilt immer als Entschuldigung, aber auch mit Arabisch-Kenntnissen hätte ich mich eher nicht getraut, mitzumachen. Wirken die Bewegungen mit den Puppen bei Kemo total leicht, geschmeidig und im Einklang mit den Stimmen, die er macht, haben die Mädels noch einige Schwierigkeiten, die Puppen zu kontrollieren. Es ist wirklich zum Schießen, wie Puppen miteinander reden, deren Köpfe teilweise in die komplett entgegengesetzte Richtung schauen. Aber Sophia und ich haben gut Reden, von den Zuschauerrängen aus.

Danach, eine Schauspielübung. Auch hier sind Sophia und ich nur Beobachterinnen, wie die Mädels schüchtern sich spontan überlegte Texte vortragen. Die Freude in ihren Augen ist jedoch hinter ihrer schüchternen Fassade zu sehen. Ich bin mir sicher, dass viele von ihnen noch richtig aufblühen würden, wenn sie solche Übungen öfter machen würden. Am Ende bekommen alle noch eine Theater-Maske als Erinnerung, dann ist der Zauber auch schon wieder vorbei.

Sophia und ich machen auf unserem Rückweg noch einen Abstecher zu Abu Wahid, dann geht es zu Arabisch (39 von 40 Punkten im Test 😊), später zur Vorlesung, danach ins Jungle Fever zum Uni-Kram. Wie so oft treffe ich Bashar, der gerade mit seiner Abschlussarbeit beschäftigt ist und daher in der Regel an Orten zu finden ist, die sich zum Lernen eignen. Er hätte letzte Woche im Manara ein bisschen unserer Arabisch-Stunde mit Rose gelauscht, sagt er (natürlich nicht mit Absicht), und macht mir dann ein Kompliment für meine Aussprache. Immerhin eine kleine Aufmunterung, nachdem ich sonst immer von allen immer für meine Arabisch-Aussprache ausgelacht werde. Wobei mir das relativ egal wäre, wenn ich mich nur schon anständig unterhalten könnte. Aber ein bisschen Zeit habe ich ja noch - genau Halbzeit, übrigens!

Abgesehen von dem Career Day läuft der nächste Tag nach sehr ähnlichem Muster ab: basteln, spielen und Dabke bei Tarabot, danach kurz Uni-Kram im Roamers (ein kleines Café gegenüber der Uni, in dem es verboten leckere Cookies gibt), Vorlesung, Uni-Kram im Manara. Ich schreibe heute schon meinen letzten Praktika-Bericht für die GJU – Sophia und ich waren so oft bei Tarabot, dass wir die benötigte Praktika-Stundenzahl schon erreicht haben. Wir haben allerdings beschlossen, bei Tarabot auch schon unsere Praktika-Stunden für unser nächstes Semester in Würzburg zu sammeln. Aber auch abgesehen von allen Pflicht-Stunden – wir würden auch so noch weiter hingehen. Wir lieben die Kinder dort wirklich sehr.

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