Salam ya Amman
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Turkish Hamam

Veröffentlicht: 03.12.2019

Samstag, 30. November

„Girls. I have a project idea. It’s definitely not an academic one. Have you ever been to a Turkish bath before?”

So Rudainas Projekt-Vorschlag vor einer Woche in unserer Whatsapp-Chaosgruppe, den wir heute umsetzen. Nach Joggen und gemütlichem Frühstück holt uns Rudaina am 3rd Circle ab, und los geht es zu einem Turkish Hamam, bei dem sie zuvor einen Termin für uns ausgemacht hat. Wir fahren durch West Amman, vorbei an den riesigen und modernen Gebäuden, bis auf einmal ein Anwesen auftaucht, das aussieht wie das Weiße Haus. Das Haus von Jordaniens reichstem Mann, wie Rudaina uns aufklärt. Verheiratet mit der Tochter eines mächtigen russischen Mafia-Chefs. Eine sehr nette Mischung. „People here are either super rich, or super poor. There is nothing in the middle”, Rudainas Kommentar.

Gegen 2 Uhr, eine halbe Stunde nach unserem vereinbartem Termin, kommen wir an unserem Zielort an. Unsere Bedenken für das Zuspätkommen winkt Rudaina mit einem „The appointments here are flexible!“ ab. Solche appointments sind mir die liebsten. Nach kurzer Verwirrung, in welchem Haus genau das Hamam ist, finden wir das richtige Gebäude. Es sieht aus, wie ein verlassenes kleines Einkaufszentrum, in dem sich das Hamam die ungeputzten Treppen hinunter im Keller befindet. Wir klopfen an der Tür, die sich kurz darauf einen Spalt weit öffnet. Eine Frau, die so etwas wie ein Nachthemd trägt, empfängt uns mit einem Schwall Zigarettenrauch. Auch, wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht – wir sind hier richtig. Und so wie es aussieht, sind wir außerdem die einzigen Gäste.

Nachdem wir an der Rezeption bezahlen (15 JD sind nur etwa die Hälfte von dem, was man in anderen Hamams in Amman bezahlt), werden wir zu den Schließfächern geführt. Die alten Holzfächer haben definitiv ihre besten Zeiten schon hinter sich, die kleinen Schlösser mehr Attrappe als Diebstahlschutz. Aber außer uns ist ja ohnehin niemand da. Wir bekommen nun alle ein Handtuch, dann sind wir bereit. „The steps in the Turkish Hamams are everywhere the same”, erklärt uns Rudaina noch. Also dann - los geht’s.

Step 1: ein Whirlpool. Gefüllt mit Schaum, und unglaublich heiß. Wir bekommen alle einen Becher Hibiskussaft gereicht und entspannen eine Weile im warmen Schaum. Im heißen Schaum, eher gesagt. Nach einer Zeit haben wir alle das Gefühl, dass unsere Haut schon halb gar gekocht ist, und warten auf dem Poolrand, bis uns die Rezeptionistin sagt, dass die Sauna bereit ist.

War das Bad eben noch fast unerträglich heiß, fangen wir nun in der Sauna fast das Frösteln an. Offensichtlich haben die Hamam-Ladies die Sauna ein wenig zu spät angestellt, weshalb sie sich nur sehr langsam aufwärmt. Da unsere Haut von dem warmen Wasser immer noch aufgehitzt ist, für uns nicht weiter schlimm. Zumindest riechen die Holzbänke hier nach Sauna. Als die Temperatur gerade anfängt zu steigen, werden wir auch schon wieder abgeholt, zum nächsten Schritt: Dampfsauna.

Viel wärmer als in der ersten Sauna ist es hier zwar auch noch nicht, aber Dampf gibt es. Ich atme tief durch und merke, wie der Dampf meine Nase befreit. Gut fühlt sich das an. Auch hier bleiben wir, bis es langsam anfängt, warm zu werden, und wir dann in Zweier-Gruppen nach abgeholt werden. Rebecca und Rudaina sind die ersten, und ich frage mich, was mit ihnen wohl gerade passiert, als ich lautes Gequieke und Gekicher von außen höre. Sophia und Lea gehen als nächstes, bis ich dann als Letzte an die Reihe komme.

Als ich aus der Dampfsauna trete, sehe ich Lea noch auf einer riesigen Steinplatte neben dem Whirlpool liegen, ihr Körper unter einer Schaumschicht begraben. Ich bekomme die Anweisung, mich neben sie auf die glitschige Steinfläche zu legen, dann startet die Behandlung. Zunächst wird mein Körper mit einem rauen Waschlappen von allen Seiten abgeschrubbt. Nachdem die Hamam-Mitarbeiterin warmes Wasser über mich schüttet, spüre ich mit geschlossenen Augen, wie nun auch auf mir ein Schaumberg gebildet wird. Weich, warm und wohl duftend. Langsam soll ich mich dann umdrehen. „Don’t be too excited!“, höre ich, wie Leas Behandlerin sie davor warnt, sich zu schnell umzudrehen „You will fall down!“. Wir fühlen uns wirklich, wie zwei glitschige Fische auf einer Arbeitsfläche. Nach dem Schaum kommt wieder warmes Wasser, dann der nächste Schritt: Salzpeeling.

Heute morgen meine Beine zu rasieren, war vielleicht nicht die klügste Entscheidung gewesen. Zusätzlich zu dem Peeling, das ohnehin schon scharf ist und auf der Haut kratzt, bringt das Salz nun meine Haut zum Brennen. Aber wer schön sein will, muss eben leiden. Wir sollen uns nach dem Peeling noch einmal in die Dampfsauna zu setzen, wo die Wärme das Salz langsam schmelzen lässt, dann werden wir zum „Final Shower“ aufgefordert – es folgt jetzt nur noch die Massage, wonach wir nicht mehr duschen sollen. 

Ich habe ewig keine Ganzkörpermassage mehr bekommen und merke, wie sehr ich mich in den letzten Wochen verspannt habe. Unter wohl riechendem Massage-Öl lockern sich langsam meine Muskeln und ich fühle, wie ich mich mit jeder Minute mehr entspanne. Als die Masseurin mir sagt, dass sie fertig ist, bin ich bei der Tiefenentspannung angekommen. Ich hätte definitiv noch stundenlang hier liegen können.

In dem 15 JD-Programm ist auch eine Shisha inbegriffen, die wir nun mit babyweicher Haut vor einer großen Glasfront mit Blick auf über Hügeln untergehender Abendsonne genießen. Es ist kurz vor 5, als uns die Hamam-Ladies dazu auffordern, langsam zum Ende zu kommen – sie wollen schließen. Wir haben ihren Arbeitstag heute also begonnen und beendet.

Unseren Tag beenden wir nun in einem kleinen Lokal in Weibdeh mit verboten leckerem Essen. Heute war wirklich pure Entspannung und self-care von Anfang bis Ende. Ich hoffe, ich kann die Energie, die ich heute gesammelt habe, speichern, und später wieder abrufen. Die nächste Zeit vor Weihnachten wird stressig werden. Sehr stressig.

Antworten (1)

Hannah
Ich denke du könntest Recht haben, der richtige Stress wird am 14. dann mit mir kommen. :P :D Bekommst dann auch mal eine Ganzkörpermassage von mir. Freu dich drauf. :D Wo sind die alltäglichen Vokabeln? Ich vermisse sie. :P