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...über den Anfang, den Abschied und die Ankunft

Veröffentlicht: 06.11.2017

Der Anfang..

Wo soll man anfangen mit erzählen, wenn man gerade eine solch aufregende Zeit erlebt? Eine gute Frage, dessen Antwort wahrscheinlich nicht existiert. Ich versuche es einfach mal so gut es geht, von Beginn an.

Während meiner Schulzeit kam oft die Frage auf, was ich denn nach dem Abitur machen will. Ich habe es gehasst, wenn mich das jemand gefragt hat. Aus Höflichkeit antwortete ich jedoch immer. Die Gespräche verliefen dann zumeist immer gleich:

Pauline: "Ich möchte einige Zeit im Ausland verbringen und danach in Deutschland studieren."

Bekanntschaft: "Achso? Wo geht es denn hin? Australien?"

"Nein. Dieses Land schließe ich aus. Ich weiß noch nicht so recht wohin."

Bekanntschaft (vollkommen entsetzt): "Okay. Und das willst du ganz alleine machen?"

Mehr als ein Lachen und Kopfnicken gab es dann nicht mehr und damit war die Konversation zumeist, zu meiner Freude, auch beendet.

Was mein Vorhaben aber so alles mit sich bringt, hätte ich damals nicht einmal ansatzweise erahnen können. Man denkt, dieses Jahr ist wie eine Auszeit, oder, wie ich mir auch anhören musste, es sei vergeudete Zeit, aber schon jetzt weiß ich, dass es genau das Gegenteil ist. Ich gebe zu - ich hätte es auch einfacher haben können und mir einfach eine Organisation suchen können, die alles für mich regelt. Aber das wollte ich von Beginn an nicht. Die Herausforderung nehme ich gern an. Ich habe schon so oft gehört, man könne auch alles alleine Planen und muss nicht Geld dafür bezahlen, dass andere das machen, also versuche ich es einfach selbst. Eine Alternative gibt es immer. 

Mit der genauen Planung habe ich erst im Juli 2017 begonnen und nach und nach hat sich dann alles ergeben. Meine Schwester Aline hatte über Bekannte von einem Projekt in Indien gehört und es mir als Start vorgeschlagen. Indien.. da wo ich eigentlich nicht unbedingt hin wollte- schon gar nicht als erstes Reiseziel. Einfach, wegen dieses riesigen kulturellen Unterschiedes und den vielen Gefahren die dort lauern.

Aber Essen, Unterkunft und Transport dafür, dass ich mit Kindern in einer Schule tanze und Theater spiele?! Da habe ich mir das prompt anders überlegt und gar nicht lange gezögert. Nach und nach ergab ich dann alles. Ich hatte ein erstes Ziel. Einen ersten Termin beim Arzt für meine Impfungen und wusste, wo ich das Visum beantragen muss. 

Die Zeit verging recht schnell, denn ich war viel arbeiten um mir das Geld zusammen zu sparen. Um so näher das Datum der Abfahrt dann rückte, desto stressiger wurde mein Alltag. 

Es gab so unglaublich viel zu organisieren - das glaubt man gar nicht. Auslandsführerschein beim Amt beantragen; Auslandskrankenversicherung abschließen; Reiseapotheke besorgen; angemessene Kleidung kaufen, Visum und Flugunterlagen ausdrucken, Hygieneartikel kaufen; Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht ausdrucken, ausfüllen und unterschreiben; Reisetasche packen; Abiturzeugnis beglaubigen lassen und und und. Nichts da mit: Ich geh mal eben ins Ausland. Zum Glück gab es dabei ein wenig Unterstützung von meiner Familie und Freunden.

Jeder der dies also auch vor hat: nur Mut. Es funktioniert. Man muss sich nur bewusst sein und eben auch bereit dazu sein, alles selbst in die Hand zu nehmen. Man sollte es nur nicht unterschätzen und sich der Herausforderung stellen.


Der Abschied...

Irgendwann dann hieß es dann aber Abschied nehmen. Einer der wohl schwierigsten Schritte von allen. Für all meine liebsten und besten Freunde habe ich eine Abschiedsparty am Samstag den 28.10.17 geschmissen. Das war wirklich schön noch einmal alle um mich herum zu haben. Ich bekam ein Reisetagebuch und viele tolle Aufmerksamkeiten geschenkt. Unglaublich, was ich für tolle Freunde habe! 

Der Sonntag war eher ruhig und irgendwie, wie jeder andere. 

Montag, den 30.10.17 kamen meine Großeltern zum Mittagessen und Kaffee. Der anschließende Abschied war schwierig und ungewiss. Trotzdem unterstützen mich beide so gut es geht in meinem Vorhaben. Im Voraus musste ich vieles erklären, schließlich ist ihnen dieses "Auslandsjahr" noch ganz neu. 

Danach waren wir noch einmal im Coffeelatte in einer gemütlichen Runde. Danach hieß es Abschied von Linda nehmen. Oh mein Gott. Wäre Franz dann nicht einfach los gefahren, hätte ich sie mir noch länger in den Armen ihrer Freundin ansehen müssen.. etwas schlimmeres habe ich lange nicht gesehen. Später kam Vicky vorbei. Nach langem Quatschen musste auch ich sie vorerst das letzte mal in die Arme nehmen. Am liebsten hätte ich die niemals losgelassen. Auch bei Franz ging es mir nicht anders - ab jetzt kann er nicht mehr mal eben mit Simme kommen wenn es mir schlecht geht oder wir was unternehmen. Das zu realisieren war komisch doch trotzdem ich so aufgewühlt und aufgeregt war, konnte ich recht gut schlafen am Abend. 

Am nächsten Tag, am 31.10.17 ging es dann morgens mit dem Auto los zum Flughafen. Komische Stimmung im Auto- unser Hund Oskar lag die ganze Zeit auf meinen Beinen. Als würde er mich festhalten wollen. Sonst macht er das nie.

Mein kleiner Oskar ganz traurig


Papa konnte sich recht gut auf den Verkehr konzentrieren. Auch komisch, da ich weiß, dass er am liebsten umgedreht hätte und nach Hause gefahren wäre. Am Flughafen ging dann alles recht schnell und bevor es zum Check-in ging, musste ich nun auch Abschied von Mama und Papa nehmen. Der wohl schwerste von allen. Nun bin ich - die Kleinste - auch groß, gehe meinen eigenen Weg und bin von 0 auf 100 so weit weg und nicht eben mal erreichbar. Papa umarmte mich schnell und ging sofort. Mamas Tränen waren sehr schmerzlich für mich anzusehen. Trotzdem weiß ich, dass egal was ist - sie helfen mir.

Aber warum denn überhaupt diese vielen Tränen, wenn man weiß, dass ich wieder komme und man sich dann wieder sieht? Schwer zu erklären. Ich hab eine super spannende und aufregende Zeit vor mir, aber die Zeit mit meinen Liebsten geht mir trotzdem verloren. Zudem kommt die Ungewissheit, was mich erwartet. 


Die Ankunft...

Ok dann mal los! Die Zeit auf dem Flughafen in Berlin war komisch. Ich habe noch viel geweint, aber trotzdem nicht eine Sekunde mein Vorhaben bereut. 

Der Flug und die Einreise waren das, wovor ich am meisten Angst hatte. Schließlich habe ich zwei Zwischenstopps.. Was, wenn sich ein Flug verspätet? Was, wenn ich nicht einreisen darf und etwas mit meinem Visum nicht passt? Zu meinem Erstaunen hat aber alles ohne Probleme geklappt. Ich war richtig stolz auf mich! 

Schon bei meinem zweiten Flug von Istanbul nach Doha habe ich Bekanntschaft mit einem türkischen Arzt namens Mohamad geschlossen. So einfach geht das also. Spannende Gespräche, mitten in der Nacht. Und schon steht ein mögliches Ziel auf meiner Liste für den Sommer 2018: Istanbul. Nicht schlecht für den Anfang.
 

Und irgendwann nach über 20 Stunden bin ich dann in Mumbai angekommen. Der Shuttle vom Flughafen zum Hotel war super. Auch im Hotel war alles super. Nur der Verkehr gab mir bereits nach den ersten Minuten ein wenig Aufschluss über die Stadt. Später lernte ich die anderen aus Finnland kennen - wir verstehen und super. Alles ist gut. Ich bin sehr gut betreut. Mama, Papa und wahrscheinlich jeder Bekannte von mir konnten aufatmen. 


Unser Fahrer (Mr. Rowan), ich, Teo, Rijanna und Emma


Ich kann mich auch jetzt nicht beklagen, eine Woche nach meiner Ankunft. Trotzdem brauche ich meine Zeit, um mich an alles zu gewöhnen. Ein Kulturwandel von 180 Grad kann man nicht mal so schnell hinnehmen. Die Sache mit dem Essen ist auch schwierig. Es ist alles super scharf und sehr eintönig, aber naja ich muss mich dran gewöhnen. Auch das Heimweh plagt mich noch sehr in den ersten Tagen. So langsam ändert sich das aber. Komischerweise wandelt es sich eher in ein stolzes Gefühl um. Ich gucke mir nun die Bilder an und bin stolz eine so tolle Familie und so tolle Freunde zu haben! Mal schauen, wie sich das weiterentwickelt. 


Die Arbeit in der Schule ist auch klasse. Wenn ich mit meinem Rucksack durch die Gänge schlender, fühle ich mich wieder wie ein Schulkind. Diesmal bin ich jedoch die Lehrerin. Und das macht so viel Spaß! Kinder sind auf der ganzen Welt gleich, so scheint es mir. Quirlig und liebenswert. Ich bin gespannt, was die Arbeit in den nächsten Wochen hervorbringt. 

Abenteuer Indien kann jetzt richtig los gehen!


Mal sehen was die große, weite Welt noch für mich bereit hält! Ich bin gespannt! 

Pauli :)
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