Veröffentlicht: 30.01.2019
Als Einstieg in die Kambodschanische Kultur und Geschichte wollte ich mit dem National- und Genozid- Museum beginnen. War echt interessant, aber das Museum im ehem. S21 Gefängnis über die Gräueltaten der Roten Khmer und Pol Pot war heftig. Hab das erst mal verdauen müssen. Wusste zwar etwas über diesen Teil der Geschichte aber WIE brutal und grausam das war, war mir nicht bewusst...
Die Stadt Phnom Penh hat mich nicht sehr umgehauen. Die Armut ist hier leider stark zu spüren. Es ist furchtbar dreckig, stinkt und der Verkehr ist noch verrückter als in Bangkok. Man wird als weißer Fußgänger hier von allen sehr beäugt und es wird anscheinend nicht gerne gesehen, wenn man keine Tuk-Tuks nimmt. Auch wenn man eigentlich lieber zu Fuß (auf den nicht vorhandenen Gehsteigen) gehen mag.
Das Hostel war dafür perfekt und es waren nette Leute aus aller Welt zum plaudern da. Bin mit einer Holländerin ins Gespräch gekommen, die hier arbeitet und mir als Vegetarierin gleich die besten Veggie-Lokale empfohlen hat. 😉 Waren dann auch wirklich lecker. Auf der Straße hätte ich mich nämlich nicht wie in Thailand essen getraut...
Ausflug von Phnom Penh: Auf der „Silk Island“ im Mekong-Fluss wird in Dörfern Seide produziert, gesponnen und gewoben. Konnte sehen wie aus den Cocoons der Seidenraupen der Faden gewonnen wird. Seitdem graust es mir ziemlich vor Seide 🙈
2. Battambang
Battambang ist eine kleinere Stadt am Weg nach Siem Reap (Angkor) und liegt im Westen des großen Tonle Sap Sees. So richtig Sightseeing kann man hier nicht machen, aber ich habe dort dafür umso mehr über Land und Leute, Lebensweise, Kultur und Geschichte Kambodschas gelernt und die Menschen ein bisschen näher kennengelernt.
Durch den netten Bun, meinen Tourguide, hab ich einen Einblick in verschiedene traditionelle Handwerke bekommen. Er hat mich mit auf einen lokalen Markt genommen, wo es mir mehrmals den Magen umgedreht hat. Wenn Internet Gerüche verschicken könnte, wäre euch beim Anblick der Bilder sicher auch schlecht. Es gab so ziemlich alles angefangen von lebendigen Schlangen, gehäuteten Ratten, ganzen Schweineköpfen, Schweinehirnen, Blutegel bis hin zu Insekten und lebenden angebundenen Enten...
Das Paradies für Vegetarier und Veganer also 😂...
Beim Bamboo-Train war ich auch, ein aus der Not heraus gebauter Bambuszug auf Schienen, der früher für Transporte diente und jetzt nur mehr für Touristen betrieben wird.
Mein Highlight des Tages war allerdings die sehr authentische 80 jährige Zigaretten-Lady, die ihr Lebtag nichts anderes gearbeitet hat als Zigaretten zu rollen - und das bis sie nicht mehr kann auch weitermachen wird. Ihr 90 jähriger Gatte hat ihr vor vielen Jahren ein Holzteil gebaut, womit sie gleich mehrere auf einmal rollen kann. Darauf war sie sehr stolz! Sie hat mir von ihrer Geschichte während des Pol Pot Regimes erzählt und mir Fotos von ihrer Familie gezeigt. Zuckersüß!
Zum Abschluss hab ich eine Art Theater/Zirkus besucht, der das Leben Kinder und Jugendlicher durch eine Kunstschule und Erziehungsprogramme unterstützt. Für mich neben Cirque du Soleil bisher eine der besten Vorstellungen! 😊
Mit Bun hatte ich sehr interessante Gespräche über die Kultur der Khmer. Unter Polpot ging viel an Kultur und Wissen verloren. Es durfte keine Individuen mehr geben, nur noch Arbeiter und Bauern, keine Intellektuellen oder Akademiker. Sogar Menschen die einfach nur Brille trugen wurden ermordet...
Ich denke jeder, der hier als „Westler“ herkommt hat am Ende großen Respekt vor den Menschen hier, die vor sehr kurzer Zeit mehr als ein Viertel ihrer Bevölkerung durch Mord verloren hat (manche schätzen 5 Mio), kaum Geld oder Ressourcen hat und dennoch in der neuen Generation sehr zielstrebig in die Zukunft blickt.
Vor ca 900 Jahren als Rom noch eine kleine Siedlung war gab es hier ein Königreich mit 1 Mio Einwohnern und eine Hochkultur, die Menschen aus aller Welt anzieht. Jetzt weiß ich auch warum!
Die buddhistisch und hinduistischen Tempelruinen, die hier zu sehen sind, sind nur ein Teil der davon übrig ist. Und gruseliger Fakt: in nicht allzu ferner Zukunft wird nur mehr wenig davon übrig sein, weil der Sandstein durch den Regen und die Natur zerstört wird.
Die Geschichte und Details zu meiner dreitägigen Besichtigung mit Irene und Willemien aus Holland würde hier den Rahmen sprengen. Hatte auf jeden Fall eine tolle Zeit hier mit sehr sympathischer und lustiger Gesellschaft.
Fazit: Eine eine Reise nach Kambodscha hat meinen Horizont erweitert. Es zeigt einem deutlich wie privilegiert man in einem Land wie Österreich ist was die Themen Freiheit, Bildung, Gleichberechtigung, Hygiene, Gesundheitssystem, freie Meinungsäußerung und Frieden bedeuten. Für uns ist das meiste davon selbstverständlich, hier aber alles andere als selbstverständlich. Und trotz allem sind die Menschen hier größtenteils sehr offen und warmherzig.