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Ein Tag voller Recherchen.

Veröffentlicht: 22.11.2021

Ich komme also in Cádiz an. Es ist wärmer als in Madrid. Bestimmt 18 Grad. Die Luft riecht direkt nach Meer und es geht ein Wind der alles lebendig werden lässt. 

Ich laufe zu meinem Hostel in Richtung Altstadt entlang des zwei Kilometer langen Hafens. Dort sehe ich viele Container, Hallen, zwei Kreuzfahrtschiffe und die Fähren, von denen mich eine zu den Kanaren bringen könnte. 

 Ankommen in Cádiz 

Das Hostel ist in einer kleinen Gasse und ist ein richtig schönes Gebäude mit einer Art Atrium bis hoch in den dritten Stock. Dort schließt sich eine große Dachterrasse an. Ich bin ganz entzückt und nach der Dusche direkt in dem am Zimmer anschliessenden Bad, fühle ich mich wie in einer Luxussuite. Besonders nach der Nacht auf den Stufen neben dem Busklo. 

Die Terrasse des Hostels

Ganz frisch und motiviert komme ich mit ein paar Leuten in Kontakt. Ein Spanier ist selbst lange zur See gefahren und hat jetzt eine Dozentenstelle über Afrikanistik  in Cádiz. Er ist ganz begeistert von meinem Plan und gemeinsam überlegen wir, wie ich am besten an ein Boot komme. Ich hab selbst schon per GoogleMaps den Hafen nach einer Marina abgesucht, in der Segelboote liegen. Ich denke, hier kann ich fündig werden. Es gibt vier solcher Marinas in Cádiz. Cádiz liegt praktisch auf einer ans Festland angebunden Insel. Auf der Festlandseite entdecke ich Puerto de Santa Maria. Hier gibt es den Puerto Sherry, der auf den Satellitenbildern vielversprechend aussieht. Auch der Spanier meint, Puerto Sherry ist der Hafen von Reichen, die mich vielleicht mitnehmen könnten. Weil es bereits dunkel geworden ist und Puerto Sherry heute nichts mehr wird, entschließe ich mich die Marinas in Cádiz abzuklappern. 

Ich bin ganz beschwingt. Draußen tümmeln sich die Menschen auf den Straßen, in Restaurants und keinen Lädchen. Es ist ja auch Freitag Abend. Ich laufe zur nächsten Marina bestimmt eine halbe Stunde. Ohne den Schutz der Stadt pfeift der Wind mir ordentlich um die Ohren. Die kleine Straße zum Hafengelände wirkt verlasse, wie das Gelände selbst auch eher unheimlich auf wirkt. Ich finde einen Weg zum Real Club Náutico de Cádiz. An der Schranke zur Marina empfängt mich ein in die Jahre gekommener Seebär. Er ist erleichtert, dass er mit mir Spanisch sprechen kann, und überlegt eifrig, wo jemand liegen könnte, der zu den Kanaren möchte. In seiner Marina schliefen die Segelboote nur oder segelten  höchstens in der Gegend herum. Er verweist mich auf die anderen drei Marinas. Am ehesten noch Puerto América, der auch am nächsten liegt. Hier soll es besonders internationale Leute geben, die am ehesten in die Richtung fahren. 

Dieser Hafenbereich ist noch verlassener, doch ich entdecke das Büro der Marina, in dem noch Licht brennt. Der Mitarbeiter ist sehr freundlich, auch wenn er niemanden kennt, der zu den Kanaren möchte. Ich darf eine Notiz am Schaubrett hinterlassen und gehe zurück Richtung Stadt. Ich habe noch nichts gegessen und Puerto Sherry wartet ja morgen auf mich. 

Ich schlafe mal so richtig aus. Um 10 Uhr wache ich auf und packe nach einer kalten Dusche meine Sachen für die heutige Expedition. Ich möchte mir noch ein Rad ausleihen, um auch noch die anderen beiden Marinas abzuchecken und vom Fährhafen in Puerto de Santa Maria nicht anderthalb Stunden zum Puerto Sherry zu laufe. 

Bei Las Bicis Naranjas arbeitet Manuel. Er ist wohl Anfang dreißig und sehr cool. Er ist interessiert an meinem Plan, meint, der Alte vom Real Club habe keine Ahnung und er kenne Leute, die mir bestimmt weiterhelfen könnten. Er ruft auch direkt dort an und spricht von mir als seinem Conocido. Ich bin gleich ganz aufgeregt und erwarte schon das Ziel meiner Suche. Der Angerufene werde sich wohl zurück melden. Ich bekomme noch zwei Nummern von Segelschulen, die wohl auch oft Bescheid  wüssten, was gerade so ginge. Und Puerto Sherry sei eine gute Idee. Die anderen beiden Marinas in Cádiz seien wohl mit noch kleineren Booten bestückt und eine Sackgasse. Puerto Sherry also...

Beladen mit allerlei Infos und Möglichkeiten radel ich zur Fähre in Cádiz, die 30 Minuten nach Puerto de Santa Maria braucht. Sie kommt auch direkt und bin das erste mal auf dem Wasser unterwegs. Das Schunkeln und das sprudelnde Wasser, der Wind in den Haaren und das sich langsame Entfernen der Stadt und den Straßen machen mir Freude. Ich strecke meinen Körper etwas, denn bewegt hab ich mich heute noch nicht so richtig - und es ist ja schon 12. Die wenigen anderen Fährgäste sind als Paare unterwegs. Plötzlich merke ich eine Traurigkeit. Ich bin allein auf meiner Mission. Und gerade wäre es schön, sie mit jemandem teilen zu können... Dann kommen wir an und ich bin wieder im Modus. Es geht voran. 

Ich bin auf einem Boot 👻

Ein Fahrradweg führt mich entlang des Strands direkt zum Hafen. Ich frage mich an der Marina direkt durch: Am PaddelClub zum ersten Hotel, dann zum Segelclub, wo mir gesagt wird, es gebe eine Regatta und die Leute kämen um 17.00 Uhr wieder. Beim nächsten Hotel werd ich auf das Büro der Marina verwiesen, welches sich im Leuchtturm befindet. 

Der Leuchtturm im Puerto Sherry 

Die Señora im Leuchtturm sitzt in einer verglasten Büroecke und hört mir aufmerksam zu. Dann schaut sie im Computer auf den Lageplan des Hafens, auf dem alle Boote aufgezeichnet sind. Sie sucht sich eines heraus, entnimmt dem Stammblatt eine Telefonnummer und wählt diese direkt in den Apparat. Sie spricht nun auf Englisch mit einem Egon. Ich zerspringe fast vor Freude. Morgen um 12.00 soll ich wieder da sein und Egon treffen. Er fahre allerdings frühestens in zwei Wochen los. Das macht mir erstmal nichts. Ich bin richtig dankbar und freue mich. Ob das wohl wirklich schon das Ende der Suche ist? Ich frage die Señora noch nach weiteren Häfen in der Nähe. Sie sagt in Rota gebe es noch einen größeren. 

Weil ich noch Zeit habe bis 17.00 Uhr, wenn die Leute von der Regatta zurückkommen, entscheide ich mich die Stunde Fahrradtour nach Rota auf mich zu nehmen, um wirklich alles abzuchecken, was geht. Nachdem ich mir als erste Mahlzeit noch schnell zwei gekochte Eier reingeschoben habe, geht es los. 

GoogleMaps führt mich und ich komme irgendwann an einem Kontrollpunkt des Militärs an. Ich darf überraschenderweise nicht passieren und soll außen rum fahren. Ich trete in die Pedale doch nach 20 Minuten wiederholt sich die Situation. Der Soldat ist freundlich. Er möchte dennoch keine Ausnahme machen, sonst würde er wohl selbst dran glauben müssen. Nach Rota komme man nur über die Autobahn. Da das mit dem Fahrrad nun wirklich nichts wird, entscheide ich mich für den Rückweg und rufe wenigstens noch in der Marina in Rota an: Keine Segelnden zu den Kanaren, also kann ich Rota von der Liste streichen. Aber das macht ja nichts, morgen wartet ja schon Egon. 

Dann gönne ich mir endlich auch mal eine Pause an einem Strand. Ich pack die Ringe aus, häng ein bisschen rum. Ich geh baden. Es frisch aber noch angenehm. Dann sitze ich noch ein bisschen und genieße den Ozean. 

Ein kleines Päusschen 

Zurück in Puerto Sherry, frage ich noch im Segelclub nach. Der, der etwas wissen soll, weiß leider auch nur, dass er niemanden kennt. Aber ich darf auch hier mit einem bunt gestalteten Zettel für mich werben. Ich werde noch zu Enrique an der Segelschule geschickt. Enrique kennt auch niemanden und sagt mir ich solle noch einen Zettel im Restaurant da lassen. Das mach ich noch, dann aber wirklich schnell zurück, sonst verpass ich die Fähre nach Cádiz. Auf der Rückfahrt auf dem Rad erscheint auch noch ein Regenbogen. Ich sehe es als ein gutes Omen und meine Euphorie als nährenden Schampus!

Heute war ein guter Tag...

Auf der Fähre genieße ich einen Moment Ruhe. Ich bin erfüllt von den vielen freundlichen und hilfsbereiten Gesichtern des Tages. Außerdem sehr zufrieden mit meinem Tagwerk. Ich hab richtig das Gefühl alles abgegrast zu haben, was ging. So muss sich Detektivarbeit anfühlen: Von Ort zu Ort fahren, Leute befragen, Infos einholen, weiter der nächsten Spur folgen, Verdächtige von der Liste streichen. 

Ich bin ganz schön erschöpft von meinen Recherchen, aber gehe im Kopf trotzdem weiter alle Möglichkeiten durch. Wenn das mit Egon nichts wird, ist Cádiz für mich gegessen und ich werd morgen weiter nach Gibraltar. Da, so meinte ein Schweizer Segler am Puerto Sherry, gebe es mehr Internationale Menschen, die aus dem Mittelmeer, weiter zu den Kanaren fahren. In Cádiz scheint, es wirklich mehr lokale Segelnde zu geben. Bei den Nummern von Manuel habe ich niemanden erreicht. Wenn Egon mich wirklich mitnehmen sollte, sympathisch ist und vielleicht ja sogar von den Kanaren weiter in die Karibik, dann lohnt sich auch das Warten für zwei Wochen. 

Im Hostel ist viel Betrieb: ein Niederländischer Jüngling spielt im Speisesaal virtuos Flamenco auf seiner Gitarre, einige lauschen, andere essen. In der Küche nebenan koche ich mir eine deftige Portion, während ich neue, nette Menschen kennenlerne und anderen schon Bekannten von meinen Forschungsergebnissen berichte. 

Es gibt wohl heute Abend auch eine Technoparty in Cádiz. Ich bin, noch getragen von der Euphorie des Tages, motiviert zu tanzen. Doch nach der Ess-Session übernimmt mich die Müdigkeit und ich versacke beim Würfeln in der Küche, bevor ich mich endlich auch losreißen kann und zufrieden einschlafe.

Morgen wird sich einiges entscheiden.. 



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