Reisebericht Äthiopien
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4. Woche, angekommen!

Veröffentlicht: 13.03.2020

Jetzt bin ich einen Monat hier! Krass wie schnell die Zeit vergeht, bereits ein Drittel der Praktikumszeit ist um. Aber vielleicht darf ich ja dank Corona noch ein paar Monate länger bleiben, wer weiss..? Heute wurde auch in Äthiopien der erste Fall von Corona bekanntgegeben. Ein Schock für alle Äthiopierinnen und Äthiopier die ich kenne. Ich habe noch am Morgen mit einer äthiopischen Mitarbeiterin eine nicht ganz ernste Wette um 2000 Euro abgeschlossen, dass spätestens nächste Woche die erste Person in Äthiopien mit Corona identifiziert wird. Sie und alle anderen im Raum waren sich 100% sicher, dass dies nicht der Fall sein wird...

Trotzdem fühle ich mich noch sicher und wohl. Beim Schaffen bin ich mittlerweile erfolgsverwöhnter und kenne die Kundinnen und Kunden fast alle beim Namen. Teilweise werde ich meinem Eindruck nach als Fachperson zu ernst genommen. Gewisse Kundinnen und Kunden haben das Gefühl, die banalste Übung oder der profanste Tipp von mir, seien die Lösung ihrer Probleme. Das steigert zwar mein Selbstvertrauen, ist jedoch nicht verhältnismässig. Neben der Arbeit in der Physiotherapie habe ich Hundebaby Simba gepflegt, den Fetle, die Köchin von Addis Guzo auf der Strasse gefunden und adoptiert hat (er ist inzwischen bei ihr zuhause). 

Diese Woche fiel das wöchentliche Meeting am Donnerstagnachmittag auf Kosten von Näharbeiten aus. Es galt, einen grossen Auftrag der UN fertigzustellen. Viele Mitarbeitende, ich eingeschlossen, halfen mit die letzten Taschen zu nähen, auszubessern, zählen und verpacken. Für diesen Auftrag mussten noch einige spezielle Stoff- und Nähutensilien im Mercato, dem grössten Markt Afrikas besorgt werden. Ich durfte mitgehen, es war aufregend! Die "Tailor-Crew" war in einem Riesenstress und die Erleichterung, als alle 600 Taschen fertiggestellt waren, war monströs. Es wurde gesungen und gejubelt. Heute wurde dann die erfolgreiche Fertigstellung mit einer Kaffezeremonie beim Mittagessen gefeiert.

Ansonsten war ich diese Woche an einem Abend nach dem Schaffen beim Sabahar, einem sehr interessanten Ort. Hier werden Stoffe aus Baumwolle und Seide in Handarbeit hergestellt, mit natürlichen Farbstoffen gefärbt und verkauft. Alles Fairtrade und Made in Ethiopia. Ich genoss eine kleine Führung und war namentlich von den ziemlich ekelerregenden Seidenraupen begeistert. 

Heute ging ich das erste Mal mit dem Fahrrad zur Arbeit, es war allgemein das erste Mal Fahrradfahren in Äthiopien. Das tat gut! Obwohl die grösste Schwierigkeit nicht der Verkehr sondern das Einatmen von abgasverseuchter Luft war. Die Fahrt dauerte ungefähr 25min und es geht 1x quer durch die hügelige Innenstadt. 

Antworten (3)

Stefan
ein wunderbarer blog, lieber alex. ich warte immer ganz ungeduldig auf deinen neuesten bericht und sauge begeistert die tollen bilder, die lebensnahen texte in mir auf. ich bin berührt und erstaunt. liebe grüsse stefan

Pierre
Wir sind mächtig froh darüber, dass du deinen Aufenthalt geniesst und viele Impressionen aus diesem (zumindest mir) fremden Land sammeln kannst. Trotzdem würde ich mich freuen, wenn dich der Coronavirus pünktlich zurück in die Schweiz reisen lässt! Herzlichste Grüsse aus Etage 19, ሀያል ፍቅር & a presto

eve
Lieber Alex, es gibt nichts, was dich dem Land und seinen Menschen näher bringt, als einer unter ihnen zu sein! Und das scheint dir, so gut es nur möglich ist, zu gelingen! Kol Hakawod!

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