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#35: Reif für die Insel

Veröffentlicht: 19.02.2020

19.02.2020

Heute wachen wir bereits um 6:30 Uhr, und damit eine Stunde vor dem Wecker auf. Ungewöhnlich, aber trifft sich ganz gut, wie sich noch herausstellen soll.

Der Plan für heute sieht eigentlich wie folgt aus: Aufstehen um 7:29 Uhr, alles packen, Frühstück am Strand, auschecken und um 10 Uhr für die Abfahrt nach Phu Quoc bereit stehen. Eigentlich. 

Nach dem frühen Aufstehen müssen wir leider schnell feststellen, dass Vanessas Stiche über Nacht deutlich mehr geworden sind, und das trotz Moskitonetz. Die Stiche treten bei ihr gehäuft auf, überziehen mittlerweile ihren ganzen Körper und jucken extrem. Martin kommt vergleichsweise glimpflich mit wenigen einzelnen Stichen davon, die jucken aber dafür ganz besonders doll. Da sich jedoch innerhalb des Netzes keine Mücke befindet und das Netz auch sonst tadellos ist, können die "Stiche" nicht auf Mücken zurückzuführen sein. Nach ein paar min googlen lassen die linienförmigen Stichmuster auf Bettwanzen schließen. Nach ein bisschen Suchen finden wir auch tatsächlich einen rund 0,5 cm großen Käfer, der einer Bettwanze verblüffend ähnlich sieht, grinsend auf einem Kopfkissen sitzen. Wir fangen den Übeltäter schnell mit der Kappe der Sonnencreme und stellen das Beweismittel sicher zur Seite. 

Nachdem wir den ersten Schock über das eklige Bett überwunden und gründlich geduscht haben, beschließen wir den Vermieter mit den neuen Sachverhalten zu konfrontieren. Um eine schnelle Flucht zu ermöglichen, wollen wir jedoch erst unsere Sachen packen.

Gesagt, getan und wir gehen runter zu unserem Vermieter. "Guten Morgen, wir haben ein Problem, fürchte ich". "Puh, ihr macht aber viele Probleme". Ah ja, okay. Unser französischer Vermieter ist gleich etwas aufgebracht, kommt aber sofort mit zum Zimmer. Wir erklären ihm, dass Vanessa trotz Netz mit Stichen im typischen Muster übersät ist. Auch zeigen wir ihm den Käfer sowie den typisch "süßlichen" Geruch der Wanzen im Bett. Er ist von Anfang an von unseren Indizien nicht überzeugt und ruft seine einheimische Mitarbeiterin zur Identifikation des Käfers. Sie kommt, zerquetscht den Käfer und urteilt, dass dieser nicht beißt. Auch würde der Käfer ja dann nur einmal beißen, was leider so gar nicht stimmt. Als sie den nun toten Käfer wegräumt, bleibt dunkel rotes Blut auf dem Papier zurück, vermutlich Vanessas. Auch das überzeugt unseren Vermieter jedoch nicht wirklich. Er schickt uns zur örtlichen Apotheke, um dort nach dem Ursprung der Stiche/Bisse zu fragen. 

Die Apothekerin kommt direkt auf Bettwanzen als Ursache und notiert uns zusätzlich noch den Namen der möglichen Art. Mit dieser völlig neuen Erkenntnis gehen wir, weiter bestärkt, wieder zum Vermieter. Überraschender Weise fragt er uns im Beisein eines anderen Mieters, was das Gespräch ergeben hat. Er will die Wanzenart googlen. In der Zwischenzeit gehen wir, von der aktuellen Entwicklung des Morgens etwas aufgebracht, an den Strand zum Frühstücken. Hier bringen wir auch die letzten kambodschanischen Riel unter die Leute und versuchen, nur US-$ als Wechselgeld zu erhalten.

Um halb 10 kommen wir wieder am Hostel an, wo wir bereits triumphierend vom Vermieter erwartet werden: Die Bettwanzen-Art von der Apothekerin könnte es aus diesen und jenen Gründen nicht sein. Wir versuchen ihm zu erklären, dass es uns im Grunde egal sei, wovon Vanessa zerbissen wurde. Die Ursache ist in jedem Fall im Bett zu suchen. Zumal uns das Bett heute auch egal ist, da wir sowieso im Begriff sind abzureisen. Wir zeigen ihm dann noch unsere Vermutung von einer anderen Wanzenart und holen unsere Sachen. Der Vermieter hat mittlerweile einen sehr roten Kopf bekommen und schwankt zwischen echter und gespielter Freundlichkeit sowie offener Verärgerung. Die Gesprächsatmosphäre ist jedoch relativ diplomatisch. Lediglich die beiden einheimischen Mitarbeiterinnen scheinen uns offen feindlich gesinnt zu sein.

Wir lassen ihm mit unserer Vermutung und Google für sich und holen unser Gepäck. Die Verabschiedung von dem Zimmer geht recht schnell und kühl und wir sind froh, dass die Tür ein allerletztes Mal hinter uns ins Schloss fällt. Nun heißt es die Unterkunft bezahlen. Am Vortag haben wir zwei Nächte sowie eine Stornierungsgebühr von 20 $ vereinbart, was wir in Anbetracht des desolaten Zustandes des Zimmers für ein überaus entgegenkommendes Angebot unsererseits halten. Wir wussten zu dem Zeitpunkt jedoch noch nicht, dass das Bett Wanzen-verseucht und damit die Ursachen der ganzen Stiche ist. Daher sind wir mittlerweile nicht mehr bereit auch noch für die Stornierung zu bezahlen. Aber wir wollen erst einmal abwarten, was er uns in Anbetracht der neuen Tatsachen anbietet.

Er bietet uns gar nichts an. Nicht einmal eine Entschuldigung für diese ekligen und unangenehmen Umstände hat er übrig. Wir glauben, dass er sich einreden möchte, dass alles gut sei, obwohl er davon auch selbst nicht ganz überzeugt zu sein scheint. Als wir ihm mitteilen, dass wir nicht wirklich einsehen, nach diesen Strapazen, für die Stornierung zu bezahlen, wird das Gespräch ein wenig hitzig. Er ist der Meinung, dass es nicht fair sei, dass er jetzt die Komission für Booking.com für fünf Tage zahlen soll, er aber nur für zwei Tage Miete von uns bekommt. Und jetzt wollen wir nicht mal die Stornierung bezahlen. Man merkt allmählich, dass er die ganze Sache recht persönlich nimmt. Auch bei uns schwindet allmählich der diplomatische Gedanke und wir werden langsam durch seine Ignoranz etwas angepisst. Sein Kopf wird immer roter und seine Schweißproduktion steigt, während er den Vorschlag macht: Half-Half. Wir sollen dann nur 10 statt 20 $ bezahlen. Wir finden den "Kompromiss" nicht wirklich tragfähig, da Vanessa auch nicht nur "halb" zerstochen und das Zimmer auch nicht nur "halb" unbewohnbar ist. Auch bleibt das ungute Gefühl der beiden Übernachtungen und der unschöne Abschied von Kambodscha. Wir sagen ihm, dass wir das nicht ok finden, aber es halt so machen. 

Das bringt sein Fass zum Überlaufen. Er gerät ziemlich in Rage und fängt schon zu zittern an. Auch uns fällt es zunehmend schwer, sachlich zu bleiben. In diesem aufgebrachten Zustand wird die Verständigung auf Englisch immer schwieriger. Er wird sarkastisch und fragt mehrmals wütend nach, ob er dann einfach unsere komplette Rechnung bezahlen soll. Unser Hinweis, dass er für sein Hostel verantwortlich ist, trägt nicht zur Beruhigung der Lage bei. Schließlich verzichtet er völlig beleidigt auf die komplette Stornierungsgebühr. Wir bezahlen die beiden Nächte sowie den bei ihm gebuchten Transport nach Phu Quoc, setzten uns mit erhitzten Gemütern in den Garten des Hostels und warten die rund 20 min auf den Transport. 

Als wir Vorgestern angekommen sind, haben wir mitbekommen, wie unser Vermieter einem abreisenden Gast den Koffer getragen und sich per Handschlag verabschiedet hat. Als unser Transport kommt, ist er überraschender Weise weit und breit nicht zu sehen. Ist uns auch lieber so.

Wir sind jetzt knapp fünf Wochen unterwegs, und vor Kep nur bei asiatischen Vermietern: Null Probleme. Einmal bei einem Europäer: Katastrophe.

Zwischen-Quizfrage: An dem Morgen ist einer von uns beiden in bester Streitlaune und dem Vorsatz aufgestanden, keinen einzigen Dollar (außer für den Transport) zu bezahlen. Nach gemeinsamer Absprache zur friedlichen Lösung des Konfliktes ist die Person jedoch nicht (viel) zu Wort gekommen. Wer war es?

Soviel zu den ersten drei Stunden des Tages, weiter gehts mit den restlichen zwölf:

Der Transport nach Phu Quoc wird wieder per Minivan durchgeführt, wieder mehr als voll besetzt. Wir fahren dabei über kleine Feldwege und Schotterpisten, sodass wir uns vorkommen, als würden wir über die Grenze geschleust. Nach einer dreiviertel Stunde kommen wir an der Grenze zu Vietnam an. Dort wird ordnungsgemäß der Check out von Kambodscha durchgeführt. Über die Grenze müssen wir dann zu Fuß laufen, um in Vietnam wieder einzuchecken. Bevor wir das Land betreten, müssen wir jedoch erst eine medizinische Selbstauskunft ausfüllen, sowie mittels Infrarot unsere Körpertemperatur messen lassen. Corona sein Dank. Diese Extra-Prozedur kostet dann auch 1 $. Trotz Temperaturen wie im Backofen und ein wenig Stress, schaffen wir den Test mit Bravour und wir bekommen einen Aufenthalt von 15 Tagen. Weiter geht es mit einem neuen, vietnamesischen Minivan.

Vietnam kommt uns von Anfang an deutlich fortschrittlicher vor als Kambodscha: Sowohl die Straßen und Häuser als auch die Menschen. Gleichzeitig ist auch viel mehr los. Wir kommen schließlich an der Fähre an, welche uns zur Insel Phu Quoc im Golf von Thailand bringt. Die Fahrt ist sehr kurzweilig, da wir die rund 1:10 h sowohl im klimatisierten Sitzbereich, als auch an Deck in der Meeresprise verbringen können. Nach dem sehr stressigen Morgen ist dies sehr entspannend. Auch die vielen vorbeiziehenden Inseln sind sehr schön anzusehen. 

Als wir auf Phu Quoc ankommen, wird die Fähre bereits von Taxi- und Minivanfahrern belagert. Wir kämpfen uns jedoch durch die Masse, ohne auf ein Angebot einzugehen. Als wir den Steg verlassen und das Eiland betreten haben, nehmen wir ein Taxi für 150.000 ₫ (vietnamesische Dong). Da wir noch keine Dong haben, machen wir einen Deal über 7 $ für die rund 17 km. Nach kurzer Fahrt kommen wir am Hostel an. Das Hostel macht einen eher düsteren ersten Eindruck von außen. Es ist jedoch schön und modern eingerichtet, macht einen sauberen Eindruck und ist von innen, durch die offene Bauweise, auch sehr hell. Die Gegend um das Hostel ist sehr grün und mit vielen Palmen gesäumt. Bis jetzt gefällt es uns schon mal sehr gut hier.

Im Hostel richten wir uns kurz ein, checken die unmittelbare Umgebung des Hostels ab und heben sage und schreibe 2.000.000 Flocken am Geldautomat ab (ca. 80 €). In der Nähe finden wir schon einen (sehr) günstigen Supermarkt und ein gut und preiswert aussehendes Restaurant. Für heute lockt uns jedoch das unschlagbare Angebot des Hostel-Restaurants auf die hauseigene Skybar: von 17:00 bis 17:30 Uhr gibt es täglich Freibier. Da es bereits 17:02 Uhr ist, beeilen wir uns. Von hier oben hat man eine sehr schöne Sicht auf die Stadt und die Palmen, vor allem jedoch auf das Meer. Hier trinken wir jeder zwei Bier, essen zu Abend und genießen den Sonnenuntergang. Den ganzen Tag über müssen wir jedoch nochmal an den turbulenten Morgen denken.

Kambodscha hat uns sehr gut gefallen. Die Natur und die Kulturdenkmäler sind sehr schön und imposant. Die Menschen sind in der Regel sehr nett und aufgeschlossen. Gleichzeitig merkt man jedoch, das die Mentalität hier deutlich rustikaler und das Land ärmer ist, als Thailand. Dies führt dazu, dass es, vor allem in den Städten, oft übel riecht und man nicht in die Pfützen treten sollte. Sie bestehen nur zu einem geringen Teil aus Wasser. Auch an den vielen Müll muss man sich gewöhnen. Kambodscha war jedoch ein super Erlebnis und ein richtiges Abenteuer, das uns viel Spaß gemacht hat.

Antworten (3)

Linda
Ooooh nein 🥺😬 Das ist ja grauenhaft!! Ihhhh gitt. Ich hätte das vorm schlafen nicht lesen sollen. Arme Vanessa. Hoffentlich gehen die Stiche schnell weg! Dann hoffe ich dass es jetzt gut weiter geht. Hab die Insel gegoogelt, sah schön aus :)

Ursula
Das war ja wirklich eklig!! Dann erholt euch mal auf dieser tollen Insel :)

Ursula
Das Hotel sieht wirklich sehr gut aus !

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