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Toronto (12.-20.11.18)

Veröffentlicht: 21.11.2018

Mit dem Taxi fahren wir an der 8th Charlotte Street mitten im Entertainment District Toronto's vor. Der Blick über das Lichtermeer der Stadt aus dem 26. Stock ist nett.

Den ersten Tag in der Stadt beginnen wir mit einer Walking Tour. Dave, unser Guide, geht ein wenig auf die Geschichte und einige Facts and Figures zur Stadt ein. Nur etwa 12% der Bevölkerung sind Kanadier (was immer damit gemeint ist). Die Torontonians sprechen über 180 Sprachen. Eine echte Multi-Kulti Gesellschaft. Ruedi, den wir beim Mittagessen treffen, meint: "Farbe, Religion usw. interessiert niemand, entweder bist du mir sympatisch oder nicht".

Dave's Maschinengewehrstakkato, zum Glück in verständlichem Englisch, stellt hohe Ansprüche an unsere Konzentration. Quer durch die Stadt zeigt er unserer kleinen Gruppe ein paar Sehenswürdigkeiten und erklärt uns wie der "PATH", der Untergrund Toronto's, funktioniert. Einige der Sterne auf dem Canadien Walk of Fame überraschen. Neben den grossen Kanadischen Hockey-Stars und einigen bekannten, grossen Künstlern wie Glenn Gould überraschen zum Beispiel die "Schauspielerin" Pamela Anderson (ok sie ist ein "Sternchen") oder Michael J. Fox (wusste nicht dass er Kanadier ist). Auch Captain Kirk war doch im Sold der Vereinten Föderation der Planeten (William Shatner). Am Stern von Céline Dion entbrennt die Diskussion, ob sie denn nun Kanadierin oder Schweizerin sei. Wir einigen uns darauf, dass sie in der Zwischenzeit wohl eher US-Amerikanerin geworden ist. Speziell ist auch die Geschichte um die Statue des Herrn Rogers, dem Mobilfunkpapst Kanada's die vor dem Rogers Centre, dem Baseball_Stadium und Heimat der Blue Jays, steht. Sie ist weiträumig abgesperrt weil Sportfans immer wieder versuchen die Statue zu stürzen. Vor dem Hockeystadium, der Scotiabank Arena,  steht eine Plastik die verschiedene Hockeygrössen aus dem Team der Toronto Maple Leafs zeigt, das wollen die Fans sehen, keine Selbstdarstellung von reichen Sport-Mäzenen.

Das PATH-System verbindet ganze Gebäudeblocks in der Innenstadt mittels, meist unterirdischen, Fussgängertunnels. Es ist über 27km lang, der Ausbau ist im Gang. Die Stadt baut und betreibt die Tunnels zwischen den Gebäuden, die jeweiligen Immobilienbetreiber kümmern sich um die Räume unterhalb ihres Gebäudes. Über 1'200 Geschäfte, das sind rund 5'000 Arbeitsplätze, in Restaurants, Bars, Fastfood Stände, Autovermietungen, Banken uvam bieten ihre Dienstleistungen und Produkte in dieser Untergrundstadt an. Nach dem kalten, schneidenden Wind in den Stassen während der ersten Minuten unserer Führung ist es sonnenklar, warum PATH ein Erfolg ist.

Das Harbourfront Centre, ein "non-Profit"  Kulturzentrum, bietet neben Anlässen aller Art auch öffentlichen Eislauf und eine coole Bar. Ein Projekt der Stadt ist speziell zu erwähnen: Künstler können sich für ein vollausgerüstetes Atelier im Komplex bewerben für das sie sehr wenig Miete bezahlen müssen. Zudem haben sie das Recht, ihre Produkte im Ladengeschäft des Kulturzentrums anzubieten und so Geld zu verdienen. Das für die Aufnahme zuständige Kunst-Komitee des Zentrums empfiehlt die besten Künstler für regionale und nationale Ausstellungen und leistet einen Zuschuss für den Transport und die Installationen vor Ort. Dies ermöglicht aufstrebenden Talenten an einen breiteren Markt zu gelangen und hat in Toronto eine kleine, aber nachhaltige "Kultur-Kultur" ausgelöst.

Der CN-Tower dient uns bei unseren Erkundungstouren immer wieder als willkommener Orientierungspunkt. Die Union Station beeinduckt vor allem durch die Massen die sich während der "rush-hour" jeweils durch ihre ehrwürdigen Hallen und Gänge würgen. Über diesen "Hub" benutzen jeden Tag etwa 250'000 Passagiere das Eisenbahnsystem Kanadas. Der Bahnhof ist überlastet und muss erweitert werden. Etwas stolz waren wir, als Dave der Gruppe erklärte, dass Ingenieure nach Zürich gereist seien um den Umbau des HB-Zürichs, mit den nachträglich eingebauten unterirdischen Stockwerken zur Aufnahme der Durchmesserlinie, zu studieren. "Jäää mir Schwiizer ebe gäll". Santiago Calatrava, wie unschwer zu erkennen ist, ist der Architekt des Brookfield Place. Sehr gelungen ist die alte Fassade welche in das Gebäude integriert wurde. Der St. Lawrence Markt beeindruckt mit vielen lokalen Produkten und mehreren imposanten Fleischauslagen.

Um für die kommenden kalten Tage gerüstet zu sein, suchen wir am nächsten Tag in der Queen Street, einer der Shopping-Meilen Torontos, verschiedene Geschäfte auf. Weil die kleineren Läden nicht mehr alle Grössen und Farben im Gestell haben, fahren wir am späten Nachmittag nach Yorkdale, einer Mega-Mall. Erschöpft, aber erfolgreich und zufrieden, kehren wir mit schnee- und kältetauglichen Schuhen, Jacken, frisch gewachsten Wanderhosen und einer stadtfähigen Corduroy Hose in unseren Hochsitz zurück. Das Abendessen im Khao San Road gleich gegenüber unserem Hauseingang war so gut, dass wir das Lokal ein zweites Mal besuchen mussten. Wir fanden es einfach besser als das Essen im Pai, dem "meistgenannten besten Thai" in der Stadt.

Für den Freitag hat Nina Tickets für den Weihnachtsmarkt im Distillerie District gebucht. Sehr schön gemacht, die Läden im Bezirk machen alle mit, sind quasi Teil des Markts. Interessante Kombinationen scheinen uns vor allem die Tasting Bars der lokalen Destillerien und Brauereien mit dem Kitsch an den Ständen in den Gassen. Beim Raclette versucht Nina dem Standpersonal in einer ruhigen Sekunde zu erklären, dass man für ein Swiss Raclette den Käse länger schmelzen lässt und ihn dann vom Laib streift. Nur die Oberfläche etwas zu erwärmen und dann mit dem Zackenmesser den Käse abzuschneiden so mache man das in der Schweiz nicht. "They want me to do it like that", voll offen für Feedback und extrem anpassungsfähig :-).

Wie wandlungsfähig und vielseitig die Stadt ist, zeigt sich unter Anderem in den verschiedenen Quartieren der Stadt. Geschäfte sind oft in der ursprünglichen Sprache der Betreiber bzw. der Anwohner angeschrieben. Ob das Polnisch in "klein-Polen" an der Roncesvalles Avenue mit vielen kleinen Läden, Kaffees und Bars, "little-Portugal" oder Chinatown ist. Im "Mother's Dumplings" verpflegen wir uns mit der Hausspezialität bevor es zum Kensington Market geht, wo man ein eklektisches Durcheinander von Verrücktem und Wunderbarem findet. Für coole Pics von Downtown Toronto geht's zunächst aufs Parkhausdach. Später flanieren wir durch die Strassen, die mit kleinen Vintage-Läden, Bäckereien, "Chill-out-Cafes", Record Shops und oft veganen, etwas schrulligen Hipster Hangouts gesäumt sind. Dass Kensington auch ein Hotspot der Gegenkultur alternativer Künstlern ist, wird einem spätestens bei den Marihuana Dämpfen rund um ihre  Workshops klar.

Unsere Streifzüge durch die Stadt führen zu vielen schönen Orten wo wir an unsere Fertigkeit die Kameras zu nutzen feilen können. Nathan Phillips Square, Yonge-Dundas Square (Time Square Torontos), Atrium Mall, Gooderham Building (auch Flatiron genannt), Skywalk Union Station, Brookfield Place und der Polson Pier um nur einige zu nennen.

Nach dem "Kitsch" am Weihnachtsmarkt, mussten wir am Sonntag natürlich auch die total kommerzialisierte Weihnachtsparade sehen. Neben dem Planters-Nüssli, unzähligen Ronald McDonalds und dem hellblauen Teddybären der Montreal Bank defilierten dann wenigstens noch die Toronto Maple Leafs und der Santa Claus an uns vorbei.

Der nächste Abschnitt unserer Reise ist noch nicht so richtig ausgegoren. Am Montag Mittag treffen wir Ruedi, ein Schweizer der die Ländergesellschaft eines renommierten Schokoladeherstellers in Kanada führt. Dank seinen Informationen können wir nach dem Essen die Reiseroute bis Quebec teilweise finalisieren und einige Übernachtungen buchen.

Toronto hat sehr viel zu bieten, die Stadt hat uns sehr gut gefallen. Wir verlassen sie etwas ungern, gesehen haben wir noch lange nicht Alles. Mit unserem Mietauto düsen wir am Dienstag an die Niagara Fälle weiter.


http://www.harbourfrontcentre.com/craft/

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