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Finnland

Veröffentlicht: 01.09.2021

Wir fahren spät abends von Norwegen über die Grenze nach Finnland. Es gibt keine Grenzkontrolle, dabei hatten wir die Pässe schon bereit. Nun gut. Wir stecken sie wieder ein und fahren weiter und sind umgeben von Pienenwäldern und einer laaaangen geraden Straße. Ein Anblick, der uns in ganz Finnland weiter verfolgt! Nach einiger Zeit finden wir einen Schlafplatz auf einem Waldparkplatz neben einem Fluss, der am nächsten Tag auch direkt als Bad dient. Endlich wieder Süßwasser und nicht nur das eiskalte, salzige Nordmeer! Wir erkunden die Gegend, gehen unter Pinien und durch Blaubeersträucher, entlang kleiner typisch finnischer Holzhütten mitten im Wald. So haben wir uns das vorgestellt!

Am ersten Tag fahren wir nach Inari an den gleichnamigen Inarisee, der drittgrößte See Finnlands, einer von ca. 188.000 Seen - und wir dachten schon Schweden hätte viele Seen zu bieten. Der Ort ist wenig spektakulär, wir nutzen aber die Gelegenheit für einen Großeinkauf - endlich wieder annehmbarere Preise!

Weiter gehts. In Finnland ist die Rentierdichte noch mal enorm angestiegen, zumindest im Lappland. Irgendwann ist es nichts „Besonderes“ mehr und man lässt die Kamera stecken. Immer wieder müssen wir abbremsen. Gut, dass auf den meisten Straßen eh nur 80km/h gefahren werden darf.

Wir finden einen tollen Platz im Pienenwald an einem See mit Feuerstelle - herrlich! Das erste mal ärgern wir uns so richtig, dass wir kein Kanu/SUP oder Ähnliches dabei haben. Der Gedanke zieht sich tatsächlich durch ganz Finnland. Bei den vielen Möglichkeiten ist es einfach zu schade, das nicht ausnutzen zu können. Jannis wäre wohl bereit gewesen etwas Geld in die Hand zu nehmen und ein Kanu zu kaufen, aber da unsere Reisekasse schon genug in Anspruch genommen wurde, siegt die Vernunft! Aber definitiv ein Tip für alle die mal herkommen wollen - Wassergefährt einpacken!

Auf auf Richtung Lemmenjoki Nationalpark. Wir folgen dem Tip von unseres Reiseführers und nehmen nicht die Hauptstraße, sondern die angeblich gut ausgebaute Schotterstraße. Wir bereuen es sehr schnell! Gut ausgebaut können wir nämlich nicht ansatzweise bestätigen. Etwa 100km werden wir bei durchschnittlich 30km/h von Schlaglöchern ordentlich durchgeschüttelt, Regen inklusive. Die Laune ist nach kurzer Zeit entsprechend! Die Wanderung im Nationalpark am nächsten Tag macht den Ärger wieder wett! Der Ausblick vom Gipfel zeigt ein Bild, welches Finnland wohl auch ziemlich gut beschreibt - flaches Land, Wald und Seen. Ah - und Rentiere!

Zugegeben - wir haben vom Gefühl her etwas gebraucht um mit Finnland warm zu werden. Der Norden Finnlands ist wirklich wenig besiedelt und nicht sehr abwechslungsreich. So fahren wir ziemlich viel einfach nur durch Wald und Natur, was schön ist, das steht außer Frage - aber irgendwann kennt man dann halt auch die Bäume und die Seen. Vielleicht ist der Eindruck auch einfach etwas getrübt, da wir gerade aus dem absoluten Naturspektakel Norwegen kommen. Gemein. Sorry Finnland!

Ein Highlight soll dann also der Besuch beim Weihnachtsmann werden. Etwas außerhalb der Stadt Rovaniemi, welche am Rande bemerkt wirklich keinen Besuch wert ist, liegt das Dorf des Weihnachtsmannes. Weihnachten mitten im August, aus den Lautsprechern Tönen Weihnachtslieder. Verrückt und irgendwie beeindruckend! Aber eher, weil es an Kommerzialisierung nicht zu übertreffen ist. Ein Souvenirshop jagt den nächsten und natürlich kann man sich auch mit dem Weihnachtsmann höchstpersönlich fotografieren lassen, für einen schmalen Kurs von 30-40€. Nein danke - so doll glauben wir dann doch nicht mehr an den Weihnachtsmann! Auch einen Meet & Greet mit den Huskys hätten wir gern mitgemacht, aber auch der Spaß sollte ordentlich Geld kosten. Da schnappen wir uns doch lieber unseren Fiete und knuddeln den einmal mehr - steckt schließlich auch ein wenig Husky drin! Um aber zumindest unseren kleinen Herzensmenschen in der Heimat noch ein wenig den Weihnachtszauber zu lassen, gehen Postkarten vom Polarkreis raus!

Wir verlassen so langsam das finnische Lappland und fahren weiter Richtung bottnischen Meerbusen, haben Hunger und halten in einem kleinen Ort namens Kemi, kochen etwas, schlendern an der Promenade entlang und landen in einem Kaffee. Fiete macht uns mal wieder Freunde und schnell sind wir mit Einheimischen im Gespräch - sehr nett!

Und so geht unsere Reise erst mal ein wenig die Küste entlang. Wir nehmen noch die Stadt Oulu mit, wie Wikipedia (bzw. Marvin) noch verrät, die nördlichste Großstadt der EU.

Das Wetter ist durchgehend sehr durchwachsen in Finnland. Sommer haben wir eigentlich nicht mehr so richtig. Die Temperaturen bewegen sich durchschnittlich um 15 Grad, mal mit Sonne, mal mit Wolken, mal mit Regen. Es hält uns jedenfalls nicht davon ab, in den ein oder anderen See zu hüpfen.

Wir genießen das nackig Baden vor allem an unserem Lieblingsstellplatz auf unserer Finnlandroute - irgendwo mitten im Wald, umgeben vom Bäumen und einen See ganz für uns allein. Eine Schutzhütte mit Feuerstelle, reichlich Feuerholz und Sitzgelegenheiten. Hier bleiben wir für zwei Nächte, packen zum ersten Mal unsere Slackline aus und müssen feststellen, dass wir noch ziemlich viel üben müssen - gar nicht mal so einfach!

Irgendwie werden wir das Gefühl nicht los, dass wir zwei essentielle Dinge in Finnland noch auf unserer To Do Liste stehen haben. 1. Kanu fahren und 2. die klassisch finnische Sauna. Also googeln wir ein bisschen, was sich oft gar nicht so einfach gestaltet. Viele Seiten sind nur auf Finnisch und im Gegensatz zu den anderen skandinavischen Sprachen, wo man sich hier und da mal ein wenig herleiten kann, versteht man die finnische Sprache wirklich 0,0! Was aber irgendwie schnell klar wird, jeder Finne hat eine Sauna und somit scheint das auch fast schon zum Standart der Campingplätze zu gehören.

Wir suchen uns also einen kleinen Campingplatz raus, der sowohl Sauna als auch Kanuverleih zu bieten hat. Wir werden von der Besitzerin freundlich auf Deutsch begrüßt und bekommen die Kanunutzung sogar geschenkt. Fiete ist bei der ersten Tour über den See anfangs etwas skeptisch, aber mit ein bisschen Geduld und Futter lässt der Hund ja irgendwie fast alles mit sich machen. Für die Sauna zahlt man 10€ pro Stunde, wir haben die Hütte in der Zeit dann für uns allein. Eine alte Holzhütte mit Holzofen, indem man selbst immer mal was nachschmeißende muss. Und aus der Sauna raus, geht’s zum Abkühlen dann direkt über einen Steg in den See. So haben wir uns das vorgestellt - herrlich! Der Campingplatz hat seine besten Jahre definitiv schon gesehen, alles ist etwas in die Jahre gekommen und ganz viel DIY - aber gar nicht schlimm. Macht es irgendwie um so authentischer. Wir mögen es sehr und hängen noch eine zweite Nacht dran. Natürlich auch, um noch mal in den Genuss der Sauna zu kommen!

Und dann geht es, mit einem Übernachtungsstopp, Richtung Helsinki. Seit wir das Lappland verlassen haben, begegnen uns übrigens auch keine Rentiere mehr. Es stehen nun immer mal wieder Elchwarnschilder rum, aber davon bekommen wir keinen mehr zu sehen.

Angekommen in Helsinki, parken wir unsere RedRocket etwas außerhalb in einer wahnsinnig schönen Wohngegend. Wir wollen noch schnell was essen bevor wir loslaufen und werden nach kurzer Zeit von einer Frau auf Deutsch angesprochen. Sie lebt seit 40 Jahren in Helsinki, war durch Corona nun fast 2 Jahre nicht mehr in Deutschland und freut sich spürbar ein bisschen auf Deutsch mit uns plaudern zu können. Von ihr bekommen wir auch noch einen super Tipp für einen super Übernachtungsort im kleinen Hafen um die Ecke. So nett!

Bis in die Innenstadt brauchen wir eine gute Stunde zu Fuß. Aber der Weg lohnt sich. Die meiste Zeit am Wasser entlang, immer wieder viel Grün und vor allem immer wieder Hundeparks. Dass in Skandinavien das Freilaufenlassen nicht so angesagt ist, haben wir ja schon mal berichtet, aber dafür gibt es ist Helsinki echt überall Hundeparks, auch mitten in der Innenstadt. Meist ein Bereich für kleine und eine Bereich für große Hunde. Juhuuu - Fiete hat die soziale Interaktion nicht verlernt! Auffällig war sowieso, wie viele Hunde uns ins Helsinki begegnet sind. Beim Smalltalk mit einer Frau erzählt sie, dass Helsinki die Stadt mit dem meisten Hunden auf Einwohner ist. Ob das wirklich so stimmt, haben wir jetzt nicht weiter verfolgt, aber vorstellbar ist es durchaus. Von Helsinki sind wir echt am meisten Überrascht. Eine sehr schöne Hafenstadt umringt von Wasser. Immer wieder Grünflächen, regelmäßig saubere öffentliche Toiletten, kleine gepflegte Parkanlagen oder Straßen, die gesperrt wurden, um den Platz stattdessen als Freizeitanlage zu nutzen, mit breiten Radwegen, Skateanlage, Basketballplatz etc. Auch in einer der vielen riesigen Neubausiedlung fällt uns auf, dass auf Grünfläche scheinbar viel wert gelegt wurde. Außerdem gibts viele gut ausgebaute Radwege, reichlich E-Scooter, Fahrräder oder sogar Lastenräder zu leihen - sehr sympathisch! So schlendern wir durch die Stadt, nehmen auch ein paar Außenbezirke mit und genießen zum ersten Mal einen Siphon Kaffe. Wir freuen uns über die positiven Eindrücke und platzen fast vor Stolz, wie gut Fiete den Großstadttrubel so mitmacht!

Für den nächsten Tag buchen wir eine Fähre nach Tallinn, Estland. Wir parken rechtzeitig im Hafen und machen noch einen großen Spaziergang und nutzen einen Hundepark für etwas Freilaufspaß für Fiete. Nach kurzer Zeit bekommen wir Gesellschaft von zwei Mädels, wir schätzen so ca 13/14 Jahre und ihrem Welpen Málna, was Ungarisch ist und auf Deutsch “Himbeere” bedeutet, wie uns eins der beiden Mädchen aufklärt. Die Mädels fragen uns auf Finnisch, ob es ok ist, wenn sie mit ihrem Hund dazukommen. Wir geben zu verstehen, dass wir kein Finnisch können und fragen, ob die beiden Englisch sprechen können. Offensichtlich kein Problem. Schnell stellt sich aber heraus, dass sie auch perfekt Deutsch sprechen und wir unterhalten uns eine Weile mit den ihnen. Total nette und offene Mädels. Eine von beiden hat bis zum letzten Jahr 7 Jahre lang in Deutschland gelebt, kommt ursprünglich aus Ungarn. Die andere hat einen deutschen Vater. Die beiden sind zusammen auf einer deutschen Schule hier in Helsinki, die meisten Fächer haben sie in Deutsch - außer Finnisch und andere Sprachen versteht sich. Sie berichten vom Homeschooling zu Coronazeiten, was bei ihnen gar kein Problem gewesen sei, weil aber auch die Voraussetzungen hier einfacher sein. Jedes Kind habe guten Zugang zum Internet und einem mobilen Endgerät, nicht wie in Deutschland. Joar - da sagt se was…recht hat sie!

So Endet unsere Reise durch Finnland. Die anfänglichen “Schwierigkeiten” mit Finnland warm zu werden sind auf jeden Fall in den letzten Tagen verflogen. Wir nehmen uns vor das finnische Lappland noch mal irgendwann im Winter zu besuchen - das muss atemberaubend sein!

Und nun ist nicht nur unsere Reise durch Finnland zu Ende - wir sagen auch Tschüss Skandinavien!

Auf ins Baltikum! Wir machen uns auf zur Fähre - ein riesiges Schiff kommt an. Aber dazu dann mehr im nächsten Bericht! 

Antworten (1)

Michaela
Es liest sich wieder einmal super! Dicke Umarmung ♥️

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