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Lofoten <3

Veröffentlicht: 04.08.2021

Wir sind auf der Fähre. Puh, 7 Uhr - gar nicht mehr unsere Zeit! Auf dem Parkdeck steigen wir mit Fiete aus und wollen hoch gehen, sehen aber überall “Hunde verboten” Schilder. Beim Buchen der Fährtickets gab es keinerlei Hinweise zu Hunden, daher haben wir nicht weiter drüber nachgedacht. Unsicher sprechen wir einen Mitarbeiter der Fähre an, fragen ihn, wo wir mit Fiete hingehen müssen. Er gestikuliert nur “hoch”. Also gehen wir trotz Verbotsschilder erst mal weiter und sehen uns erneut um. Nirgendwo Hinweise. Wir gehen vorsichtshalber erst mal raus aufs Außendeck. Googeln schnell nach Infos. Schnell lesen wir auf einem Reiseblog, dass Hunde entweder im Auto bleiben müssen, in einen lauten “Zwingerraum” oder draußen aufs Deck. Irgendwie alles keine so befriedigenden Optionen für 3 1/2 Stunden Fahrt bei miesem Wetter. Also fragen wir noch mal nach und werden aufgeklärt, dass es sich um alte Schilder handelt und es ok ist, Fiete mit hoch zu nehmen. Wenn wir uns allerdings innen aufhalten wollen, müsse er in eine der Boxen, welche oben frei zur Verfügung stehen. Wir schnappen uns eine, stellen sie neben unsere Sitzreihe und verfrachten Fiete darin. Gott sei Dank ist Fiete an Hundeboxen gewöhnt und ist schnell entspannt mit der Situation und hält die 3 1/2h Fahrt gut durch und verzaubert immer mal wieder vorbeigehende Passagiere mit seinem Hundeblick und Schwanzwedeln.

Nach etwa 15 Minuten auf der See, bemerken wir, dass es ganz schön schaukelt. Jannis wirft die Frage in den Raum, ob ich die Handbremse gezogen habe und von da an haben wir für den Rest der Fahrt ein mulmiges Gefühl. Die fensterlosen Türen zum Parkdeck sind fest verschlossen. Nachsehen nicht möglich. Also heißt es abwarten und darauf vertrauen, dass ich die Handbremse, wie immer, fest angezogen habe. Und natürlich - sie war angezogen und unsere RedRocket stand noch an Ort und Stelle. Realistisch hätte vermutlich ein Mitarbeiter schon was gesagt, wenn der Sprinter da unten über das Parkdeck gerollt wäre.

Wir kommen an - Hallo Lofoten! - fahren von der Fähre und machen uns direkt auf zum südlichsten Ort mit dem wohl kürzesten Namen „Å“. Die Straße endet auf einem großen Parkplatz. Schnell wird klar, mit was für einem Touristenandrang wohl normalerweise zu rechnen ist. Immer wieder lesen wir in Reiseblogs etc., dass in der Hauptsaison die Lofoten brechendvoll sein sollen und die Hauptstraße E10 ein einziger Wohnmobilstau. Wir haben Glück, denn es ist wenig los - Vermutlich Corona sei Dank! 

Å ist ein altes kleines Fischerdorf, mit typisch roten Häusern auf hölzernen Stelzen, die sogenannten Rorbuer, wovon es zahlreiche auf den Lofoten gibt. Ein Großteil des Ortes Å bilden das Fischerrei - und Stockfischmuseum, welches mit Hund leider nicht zu besichtigen geht, also gönnen wir uns nur die weltbesten Zimtrollen. Jajaaaaa die „Weltbesten“ wurden uns noch oft angeboten.

Regelmäßig fallen uns große Holzgestelle auf und fragen uns, wofür sie gut sind. Ein Ort weiter erhalten wir eine Antwort. Zunächst macht sich ein ziemlich fischiger Geruch bemerkbar, dann sehen wir wieder Holzgestelle, diesmal nicht leer sondern vollghängt mit Fischköpfen. Das Gewässer um die Lofoten ist eine der fischreichsten Gegenden der Welt. Zwischen Januar und April ist die Hauptsaisonen für den „Skrei“ (Dorsch/Kabeljau), welche paarweise an den Holzgestellen bis zum Sommer zum Trocknen aufhängt und somit zum Stockfisch werden. Vorher werden sie geköpft und ausgenommen. Die Köpfe werden separat getrocknet, welche wohl zum Großteil nach Nigeria gehen und dort mit in der traditionelle Fischsuppe landen. Irgendwo lese ich noch, dass jedoch zuvor die Zungen entfernt werden und auf den Lofoten als Delikatesse gelten. Wir gehen dem nicht nach, haben kein sonderlich großes Interesse das zu probieren.

In den Genuss eines frischen Dorsches kommen wir aber noch. Jannis macht an einem Tag eine geführte Angeltour. Fiete und ich bleiben zu Hause. Außer dem Angelvergnügen gibts noch ordentlichen Seegang inkl. Übelkeit. Aber seine Angelerfolge machen das wohl alles wett. Zahlreiche Fische werden rausgezogen, darunter unter anderem ein ziemlich großer Dorsch (siehe Foto). Außerdem bringt Jannis noch Makrele mit nach Hause. Mehr hätten wir in unserem kleinen Kühlschrank auch nicht mitbekommen.

Bei dem Angeltrip beobachten sie noch Seeadler. Ich bin fast schon etwas neidisch aber später sehen wir von Land aus noch mal welche. Beeindruckend!

Nachdem unser erster Tag auf den Lofoten noch sehr verregnet war, klart es am zweiten Tag schon immer mal auf und von da an ä hatten wir unfassbar Glück mit dem Wetter! Endlich - Sonne in Norwegen! Wir saugen sie auf, genießen die Sonnenstrahlen und die wärmeren Temperaturen zwischen 15-20 Grad. In der Sonne ist es angenehm warm und an zwei Tagen reicht es sogar für Strand und Baden im Nordmeer. Gemütliches Plantschen ist etwas anderes, aber wir sind mittlerweile gut abgehärtet! Aus Fiete allerdings ist immer noch kein großer Schwimmer geworden. Seine Leine und sämtlicher Seetang wird zwar aus dem Wasser gerettet, aber alles mehr panisch als freudig. Müssen wohl dochnoch mal zum Schwimmkurs.

Strand auf den Lofoten - wenn’s nicht so kalt wäre, fast zu verwechseln mit weiß, türkisen Karibikstränden. Unfassbar schön! Und neben den Stränden die Berge, die aus dem Wasser schießen. Ein wahres Naturspektakel!

Wir machen einige Wanderungen auf die Berge und genießen die atemberaubenden Aussichten auf die Fjorde, Seen und umliegenden Gipfel. Atemberaubend ist es allerdings auch, da mir die Höhe und die steilen Abhänge (Jannis auch ein bisschen) zu schaffen machen. Dazu unser waghalsiger Hund, der sich für eine Bergziege hält und immer einen Schritt zu nah am Abgrund steht. Nicht alle Touren sind hier mit Hund empfohlen, das bekommen wir zu spüren.

Apropos Hund - allgemein ziemlich schade ist, dass in Norwegen, bzw auch schon in Schweden, überall Leinenpflicht gilt und auch jeder das sehr ernst zu nehmen scheint. Wir begegnen zwar vielen Hunden, aber Fiete einfach mal abmachen und spielen lassen ist nicht. Man merkt, wie ihm das fehlt. Umso größer sicher die Freude beim Wiedersehen mit seinem besten Freund Filou in Bielefeld!

Unsere Stellplätze für die Nächte sind oft eher größere Straßenbuchten. Was einfach daran liegt, dass auf den Lofoten, zumindest auf den ersten Inseln, nicht viel Platz ist. Hier gibt es hauptsächlich Berge. Freie Landflächen findet man erst auf den nord-östlichen Inseln wieder. Mit den Stellplätzen am Straßenrand ist es aber nicht weiter schlimm, denn wir haben eigentlich immer fantastischen Ausblick und zum Abend merkt man, wie auf der Insel Ruhe einkehrt. Manchmal ärgern wir uns ein wenig, dass wir nicht Zelt & Schlafsack dabei haben. Was man auf den Lofoten nämlich auch viel sieht, sind Zelte, irgendwo einsam auf Felsen aufgespannt. Es gibt viele Orte, die man nur zu Fuß nach längerer Wanderung erreicht. Also Tip an alle die mal vorhaben herzukommen - Zelt, Isomatte und Schlafsack einpacken! 

Oder aber zum Kvalvika Beach wandern und die kleine Hobbithütte nutzen, die zwei Typen 2010 aus Treibgut an den Strand gebaut haben, um einen Winter dort zu Verbringen. Ihre Intention: „Surfing and living a simple life“. Wen es interessiert, kann sich ihren Brief durchlesen (siehe Bilder) .

Ein Bilderbuchabend - die Sonne färbt die Bergspitzen rosa. Wir sitzen da und ich sage noch zu Jannis “Wir haben jetzt schon so viel Tiere gesehen, jetzt wäre es noch perfekt, wenn wir Wale sehen würden!” Und - ungelogen - keine 5 Minuten später sehen wir Rückenflossen aus dem Wasser gleiten. Zu Beginn unsicher ob’s Delphine oder Schweinswale sind, machen wir uns etwas schlau und beschließen es sind Schweinswale. Soooo schön! Dies war nicht der letzte Abend, an dem uns welche begegnet sind. Toll! Wer auf einem Bild richtig hinschaut, sieht die Rückenflosse aus dem Wasser blitzen ;) 

Für Orcas ist leider die falsche Jahreszeit, da müssen wir wohl noch mal wiederkommen.

Außer Seeadlern und Schweinswalen begleiten uns auch auf den Lofoten permanent Schafe - das ist einfach ein Ding hier. Von irgendwo an den steilen Hängen ertönt mal wieder ein “Määäh” oder aber man muss abbremsen, weil einen kleine Herde auf der Straße herumsteht.

Nach 11 Tagen, beschließen wir, dass wir so langsam weiter sollten. Wir haben viel gesehen, sind unendlich dankbar für diese Erfahrung und können jedem einigermaßen Outdooraffinen nur empfehlen herzukommen.

Unsere Reise geht weiter auf die Nachbarinsel Senja. Soll ähnlich schön sein, weniger touristisch. Wir sind gespannt, werden es vermutlich aber nicht so ausgiebig erkunden wie die Lofoten, da das Wetter die nächsten Tage erst mal wieder nicht so mitspielen soll. Aber liegen lassen, wollten wir es auch nicht, jetzt wo wir schon mal da sind. 

Antworten (1)

Claudia
Wow, sitze gerade mit viel Zeit beim Doc und lese mit Vergnügen eure Reise-Berichte! Du schreibst toll, Maja, solltest du später irgendwie beruflich verknüpfen! Ich wünsche euch weiter eine tolle Reise, bleibt gesund und glücklich 🤗😘

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