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#115 Die schwebenden Klöster von Meteora

Veröffentlicht: 30.04.2022

23.-25. April 2022: Meteora, Kastraki, Kalambaka


F. Bevor ich etwas über unseren spektakulären Besuch bei den Meteora-Klöstern schreibe, muss ich noch etwas über das orthodoxe Ostern loswerden. Wir haben in Kastraki auf einem Campingplatz übernachtet und der Betreiber gab uns den Tipp um Mitternacht in der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag zur Kirche im Dorf zu gehen. Um halb zwölf gingen wir die Straße zur Kirche mit vielen Einheimischen und ein paar anderen Touristen hoch. Die Kirche war bereits übervoll und durch Lautsprecher auf dem Kirchenvorplatz klangen Gebets-Gesänge aus der Kirche. Der Kirchenvorplatz war mit vielen Leuten gefüllt, die fast alle eine Kerze in der Hand hatten. Es herrschte eine ausgelassene und feierliche Stimmung unter den Versammelten. Um kurz vor Mitternacht kamen die Gläubigen und der Priester mit brennenden Kerzen auf den Kirchvorplatz und teilten ihr Feuer mit allen anderen, sodass um Mitternacht jeder eine brennende Kerze in der Hand hatte. Das Osterfest wurde dann um null Uhr mit einem Feuerwerk und lauten Böllerschüssen eingeleitet und jeder wünschte sich frohe Ostern. Am Ende stiegen alle wieder in ihr Auto oder gingen zu Fuß nach Hause. Jeder versuchte auf unterschiedlicher Weise sein Osterlicht so nach Hause zu bekommen, dass es unterwegs nicht ausging. Diejenigen, die sich gut vorbereitet hatten, hatten einen Windschutz mitgebracht oder eine Laterne, aber die meisten versuchten die ca. 30cm lange Kerze ohne Schutz vor dem Wind zu transportieren und so sah man in vielen Autos Menschen mit brennenden Kerzen in der Hand. Wie hoch die Erfolgsquote hier ist, kann ich nicht sagen.

Am nächsten Morgen – Ostersonntag – wurden wir von starken Rauchgeruch geweckt und die Luft war teilweise ziemlich vernebelt. Gefühlt waren alle Nachbarn dabei ihren großen Grill anzuzünden auf dem sich für die nächsten 5 bis 7 Stunden das Osterlamm drehen würde. Auf dem Weg zu unserem Parkplatz in Kalambaka, von dem wir eine Wanderung zu einem der Meteora-Klöster starten wollten, kamen wir an unzähligen Osterlämmern vorbei. In der ganzen Stadt war laute Musik zu hören und es herrschte am Mittag eine ausgelassene Stimmung. Je nach Familiengröße war das Lamm mal größer oder kleiner auf dem Grill. Ein Einheimischer erzählte uns, dass sie dieses Jahr nur ein kleines 10kg schweres Lamm haben, da sie dieses Jahr nur zu viert sind.

Einige Familien haben sogar zwei Lämmern auf dem Spieß.

Durch die lange gestrige Nacht und diversen Gesprächen auf dem Campingplatz begannen wir erst um 13 Uhr mit unserer Wanderung. Vom Campingplatz hatten wir eine Karte bekommen, auf der Wanderwege, Straßen und kleine Trampelpfade zu den 6 Klöstern eingetragen waren. Bei 27 Grad im Schatten brannte die Sonne fürchterlich und so versuchten wir die kleinen Trampelpfade zu finden, da wir hier mehr Schatten vermuteten als auf dem Hauptwanderwegen. Das klappte auch wunderbar bis wir uns das erste Mal verlaufen hatten. Wir standen plötzlich in einer Sackgasse und kamen nicht weiter. Also wieder zurück bis zur letzten Abzweigung und dann in die andere Richtung. Ein paar Minuten später standen wir wieder in einer Sackgasse und die Trampelpfade waren auch eher Pfade, auf dem mehr geklettert werden musste als gelaufen und in einigen Fällen hätte ich gerne eine Machete dabeigehabt. Wir mussten einsehen, dass die Karte, die wir bekommen hatten nicht so detailreich war wie gedacht und dass nicht alle eingezeichneten Trampelwege existierten. Zudem gab es keine Schilder zur Richtungsangabe. Mit unserem GPS schafften wir es am Ende dann doch irgendwie durch den Wald und gelangten zu einem der Klöster von Meteora. Wobei wir den letzten Abschnitt auf der Straße gehen mussten. Auf den Trampelpfaden haben wir aber öfters Kletterer getroffen, die die steilen Wände der Berge emporkletterten. Es sah schon spektakulär aus, wenn man ganz weit oben einen sehr kleinen Menschen im Fels hängen sah.

Der Dschungel unterhalb der Meteoraklöster
zwei Kletterer an der Steilwand
Auf diesem Foto sind 6 Kletterer zu sehen.
Klettern, hoch oben in den Felsen.

Die Klöster von Meteora gibt es seit dem 14. Jahrhundert und früher waren es mal 24 Stück. Heute sind noch sechs bewohnt und alle kann man Besichtigen. Bis zum Ende der 1950er Jahre waren die Klöster teilweise nur über Strickleitern oder mittels Seilwinden erreichbar. Die Klöster sind nämlich auf bis zu 400 Meter hohen und steilen Felsformationen gebaut. Wenn es im Tal Nebel oder Dunst gibt, sieht es so aus als würden die Klöster schweben. Heutzutage gibt es eine sehr gut ausgebaute Straße zwischen den Klöstern und nur die letzten 100 Höhenmetern müssen über in den Felsgehauene Treppen bewältigt werden. Die Aussicht auf die gigantischen Felsformationen ist schon ein Besuch wert, aber die Klöster auf sechs der Felsen macht die Aussicht einfach unbeschreiblich schön. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie viel schweißtreibende Arbeit in den Bau der Klöster geflossen ist, da jeder Einzelne Stein über Seilwinden und Strickleitern emporgebracht wurde.


Blick vom Kloster Megálo Metéoro auf das Kloster Varlaám.
Das Kloster Varlaám liegt ganz schön weit oben.
Kloster Rousánou, eins der zwei Frauenklöster.
Blick auf das Kloster Agios Nikólaos.
Rechts das Kloster Varláam, links das Kloster Agios Nikólaos. Beide liegen auf der Spitze eines hohen Felsens.
Vier Klöster auf einen Blick, von links nach rechts: Kloster Agios Nikólaos, Kloster Rousánou, Kloster Megálo Metéoro, Kloster Varláam
Das Kloster Agía Triáda und die Stadt Kalambaka im Hintergrund.
Blick vom Wanderweg auf das Kloster Varlaám.
Kloster Rousánou
Die Kirche und ehemalige Kloster Ypapantí liegt nicht auf der Spitze eines Felsens, sondern ist hoch oben in eine Felsniesche gebaut worden.
Die Felsen von Meteora und fünf der sechs noch bewohnten Klöster auf einen Blick.
Die Felsen beginnen direkt hinter der Stadt Kalambaka.
Das Dorf Kastraki ist umgeben von riesigen Felsen.
Die Größe dieser riesigen Felsen ist auf einem Foto nur schwer festzuhalten.

Am nächsten Tag haben wir erneut versucht eines der Klöster zu Fuß zu erreichen. Dieses Mal starteten wir von unserem Übernachtungsplatz auf einer riesigen Wiese in der abgelegenen Natur. Wir nutzten die Fahrspuren der Bauern und gelangten bald auf einen von zwei Wanderwegen im Gebiet um Meteora. Dieser war zwar immer noch nicht beschildert, aber wesentlich einfacher zu finden und besser begehbar als der gestrige. Nach 90 Minuten wandern in der Morgensonne erreichten wir das größte der sechs Klöster und reihten uns zu den unzähligen Touristen, die in ihren Autos oder in großen Bussen hier ankamen, und bewältigten die letzten 150 Höhenmeter über eine Felstreppe zum Eingang des Klosters. Das Kloster war in einem sehr guten Zustand und es gab auch ein Museum über die Geschichte des Klosters. Zudem konnte man die ehemalige Küche besichtigen und die große Kapelle. In der Kapelle gab es viele Wandmalereien und sie war reichlich mit Gold verziert. Auf den Wandbildern waren häufig Szenen der Gottesreue oder ähnliches zu finden und so sah man viele rollende Köpfe oder andere abgetrennte Gliedmaßen.

Auf der erst 1925 gebauten Treppe zum Kloster Agía Triáda.
Der Gang und die Treppe zum Kloster Agía Triáda wurde in den Fels gehauen, damit das Kloster nicht mehr nur per Strickleiter oder Seilwinde erreichbar ist.
Parkplatz vor dem größten der sechs Klöster, dem Kloster Megálo Metéoro.
Die Kirche im Klosterkomplex Megálo Metéoro.
Der zentrale Platz im Kloster Megálo Metéoro.
Der Aufenthaltsraum / Flur im sehr kleinen Kloster Agios Nikólaos.
Einer der Mönche des das Klosters Agios Nikólao wässert das Gemüsebeet unterhalb des Felsens, auf dem das Kloster steht. s

Vom größten Kloster machten wir uns auf zu einem der kleinsten Klöster in Meteora. Hier gab es zwar nicht so viel Platz wie im letzten, dennoch gab es auch hier eine kleine Kapelle mit ähnlichen Wandmalereien, einen großen Aufenthaltsraum, eine große Außenterrasse und einen Aufzug. Die privaten Gemächer der Mönche und Nonnen konnten wir bei beiden Klöstern natürlich nicht besichtigen. Dennoch war auch der kurze Einblick in deren Welt total spannend.

Blick von unserem Stellplatz
Abendessen mit Ausblick
Auf unserem Stellplatz haben wir Besuch von einer großen Ziegen- und Schafherde bekommen.

Tag 192 – Gesamttour 14.717 km


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