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In Love with Bandipur

Veröffentlicht: 06.10.2018

Ich mag mein Guesthouse, weil es familyrun ist und man sich hier wirklich wie ein Teil der Familie fühlt. Irgendwie ist es hier so schön sauber und luftig. Ich sitze auf dem umlaufenden Gemeinschaftsbalkon und komme mit dem interessanten Mutter-Tochter-Gespann des Nachbarzimmers ins Gespräch. Sie kommen aus Flensburg und so spreche ich seit längerem das erste Mal wieder Deutsch. Ist komisch. Die Tastatur am Handy habe ich längst auf Englisch umgestellt. Die Tochter liegt mit fiebrigem Durchfall flach und daher sitzen die beiden hier fest; sind aber dabei völlig relaxed. Ich könnte mir auch schlimmere Orte dafür vorstellen. Die Mutter ist etwa meinem Alter und Supervisorin. Und so kommt es, dass wir wirklich total spannende und bereichernde Gespräche führen. Wir sind uns sofort einig, wie besonders das Alleinereisen ist und dass es jeder mal gemacht haben sollte. Man lernt so viel über sich selber und begegnet sich neu. Wie ist eigentlich mein Rhythmus, wenn kein anderer da ist? Wann mag ich aufstehen, zu Bett gehen, wann möchte ich was essen, wie viel Bedürfnis nach Aktivität oder Ruhe habe ich, möchte ich Trubel und Menschen um mich herum oder mehr für mich sein, präferiere ich Kultur oder Natur? Keine Absprachen treffen zu müssen und in jedem Moment völlig frei entscheiden zu können, ist genial. Auf der anderen Seite muss man sich als Alleinreisender ganz anders seinen Ängsten stellen, unbequeme Situationen aushalten und über sich hinaus wachsen. Es ist ein VÖLLIG anderes Gefühl zu wissen, dass egal was passiert, man ganz auf sich allein gestellt ist und das Problem auch alleine stemmen muss. Niemand ist da, niemand wird kommen und niemand wird helfen. Nach der ersten Soloreise hat man die innere Gewissheit: Ich schaffe alles! Und das entspannt doch ungemein. Ich liebe das Reisen. Hier kann ich sehr gut loslassen,  ganz im Moment sein und im Flow leben.

Während wir uns unterhalten wird nebenan ein Haus gebaut. Äääh, ein Häuschen. Gestern haben sie die Bodenplatte gemacht, gegossen wäre der falsche Ausdruck und ohne weitere Trocknung wird heute gemauert. Ich denke an Sabine und Susanne, die gerade gebaut haben. Was die wohl hiervon halten würden? Man beachte das üppige Raumangebot.

Wenig später sehe ich fassungslos wie diese Frauen die schweren Gasflaschen mit einem Seil an der Stirn transportieren. Frauen und Männer können hier als Lastenträger für einen Hungerlohn gemietet werden. Puuuh! Auch das ist Nepal.

Und trotzdem bin ich gerade voll in Love with Bandipur. 




Mit meiner Nachbarin steige ich den Thani Mai hinauf zum Gurungche Dasada. Der Schrein ist langweilig und interessiert mich nicht die Bohne. Aber dafür ist der unverbaute 360 Grad Blick genauso toll wie im Reiseführer beschrieben. Bei gutem Wetter steckt der Sonnenaufgang den von Sarangkot locker in die Tasche.


Ich würde gerne noch bleiben, aber ich merke, dass ich unruhig werde. Es wird bald Zeit ein Land weiter zu ziehen. 

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