Veröffentlicht: 15.09.2018
Die Fahrt zum Airport und das Abgeben des Mietwagens erweist sich als easy. Der Flug ist toll, das Bordprogramm von Emirates echt spitze. Natürlich kann ich mal wieder nicht pennen, aber das ist ja nichts Neues und schließlich muss ich sowieso mitten in der Nacht in Dubai umsteigen. Und obwohl ich schon etliche Male in diesem Airport war und dachte ihn gut zu kennen, finde ich zunächst meinen Flug von FlyDubai nicht, der Billiglinie von Emirates. Kein Wunder, stellt sich nach mehrmaligem Fragen heraus, dass ich das Gebäude wechseln muss und dann endlich auch den Zubringerbus finde. Der juckelt so lange über den Flughafen, dass ich mich nach einer halben Stunde frage, ob der Flug ausfällt und wir vielleicht so nach Nepal fahren? Beim Bording verliere ich meinen Gespäckabschnitt und überlege faul, ob ich nochmal in die Vorhalle zurückgehe, um ihn zu suchen. Das tue ich dann, weil ich das irrationale Gefühl habe, dass mein Gepäck nicht da sein wird und ich ihn brauchen werde. Der Flug entpuppt sich wirklich als Billigflug vergleichbar mit Eurowings, nur ganz ohne Bordprogramm. Müde komme ich in Kathmandu an. Das Flughafengebäude ist ein kleiner alter roter Backsteinbau, der eher eine alte Schule oder eine alte Bahnhofsstation sein könnte. Und wer legt blauen Teppich in einen Flughafen??? Na ja, egal. Vor den Kopierern und Schaltern des Visa-On-Arrival bilden sich laaange Schlangen. Ich freue mich, dass ich vorbei gehen kann, klebt mein Visum bereits schon hübsch im Pass. Die Offizierin bei der Einreise strahlt mich an: „You Germans are always so well organized.“ Hehe, wohl wahr. Zumindest in meinem Fall. Das Gespäckband rattert, aber mein Trolley ist nicht dabei. Das ändert sich auch in der nächsten Stunde nicht und als alle anderen weg sind, stellt sich heraus, dass mein Gepäck noch in Dubai ist, obwohl die Layover-Zeit wirklich lang genug war. Meinen Gepäckabschnitt brauche ich also tatsächlich. Sie versprechen mir, dass mein Gepäck noch am selben Tag kommt. Zum Glück kann ich Krishnas Telefonnummer als Kontakt angeben, meinem Host in Kathmandu. Nach Geld ziehen und SIM-Karte kaufen, fahre ich dann mit dem Taxi nach Kathmandu-City. Richtige Adressen gibt es hier nicht, denn so etwas wie Hausnummern exisiteren nicht. Dementsprechend muss der Taxifahrer zweimal bei Krishna anrufen, um nach dem Weg zu fragen. Ich bin schon meeeega gespannt auf meinen Couchsurfing-Host, ist es doch das erste Mal, dass ich selber Gast bin. Yeah! Bislang habe ich nur andere gehostet und hatte Riesenspaß dabei. Zum Glück erweist sich Krishna, ein sehr kleiner drahtiger Mittdreißiger Nepali als genauso freundlich und zuverlässig wie es die Kommentare in seinem Couchsurfing-Profil beschrieben haben. Wir gehen dann die letzten Meter „nach Hause“ . Dort wartet dann eine sehr unangenehme Überraschung auf mich! Sein Appartment besteht nur aus einem winzig kleinen Raum. Ich hatte erwartet in einem zweiten kleinen Zimmer zu schlafen, hatte ich das doch im Couchsurfing-Portal angewählt und in den Referenzen seiner früheren Gäste gelesen. Später stellt sich dann heraus, dass er inzwischen umgezogen ist. Ich habe mich also nicht vertan und seine Angaben waren auch alle korrekt. Da haben wir nun den Salat. Ich mag Homestay wirklich und habe auch nichts gegen Basic-Wohning, aber das ist mir gerade etwas viel.
Die Kochecke hat kein Wasser und kein Waschbecken. Es gibt nichts. Noch nicht mal einen Mülleimer. Die Wände sind einfach fies, aber der Boden sehr sauber und alles andere aufgeräumt. Ich bin beschämt, weil er so wenig Platz und Sachen hat und ich ihm auch noch auf die Pelle rücke. Ich bin fast froh, dass mein fetter Trolley noch nicht da ist, als ich die Stange sehe, die seinen Kleiderschrank darstellt. Das „Bad“ befindet sich eine halbe Etage tiefer und wird vom ganzen Haus genutzt. Keine Ahnung, wie viele Familien das sind. Es hat ebenfalls kein Waschbecken. Wie hier üblich gibt es ein Hockklo ohne Wasserspülung und sowieso ohne Toilettenpapier. Das wird von Nepalis nicht benutzt. Man wäscht sich oder auch eher nicht. Nach dem Geschäft schöpft man Wasser aus einem Eimer und gießt nach. Während das auf Kuba gut und geruchsfrei funktioniert, liegt hier wie in Indien ein eeecht penetranter Uringeruch in der Luft. Jassi, Peter, Julio und alle anderen, die schon mal in Indien waren, dürften wissen, was ich meine. Der Boden ist glitschig, weil dieses Bad auch gleichzeitig die Dusche ist und sich ein fieser Schmier- und Schleimfilm auf dem Boden gebildet hat. Es ist wie es ist. Ich wollte sehen, wie Nepalis so leben. Das kann ich nun. Deswegen beschließe ich zu bleiben und dem Ganzen eine echte Chance zu geben. Ich sehne mich nach meiner Zahnbürste, einer Dusche und frischen Klamotten, aber auch das ist gerade nicht zu ändern. Also geht es verschwitzt und schmantig auf Sightseeing-Tour. Krishna kennt sich bestens aus und schwupps sitzen wir im Local-Bus für 15 nepalesische Rupien (11 Cent) auf dem Weg zur Swayambhunath Stupa; 2km entfernt gelegen thront sie auf einem Hügel im Westen der Stadt. Sie gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe und ist so etwas wie das Wahrzeichen der Stadt. Als eines der heiligsten Orte Nepals ist die Stupa Ziel vieler einheimischen Gläubigen, die hierhin pilgern. Um die Stupa ranken sich zahlreiche Mythen und Legenden und ich bin begeistert, so einen kulturträchtigen Ort sofort zu Beginn zu besichtigen. Yeah! Aber auch Tausende von Affen hausen hier, weswegen Swayambhunath auch Monkey Temple genannt wird. Also alles, was im Entferntesten nach Essen aussieht, sollte man tunlichst schnell verzehren oder entsorgen, um nicht Opfer eines tierischen Überfalls zu werden. Klingt lustig, ist es aber nicht. In dem weitläufigen Tempelkomplex gelangt man zunächst zu den drei Buddhas, üppig verziert und in sattem Gold erstrahlend.