philippinen23
philippinen23
vakantio.de/philippinen23

Woche 2

Veröffentlicht: 08.03.2023

Eine Woche mit interessanten Eindrücken und zum Teil emotionalen Berg – und Talfahrten, aber grundsätzlich sehr gut:

Weitere Hausbesuche

Es freut uns, dass viele Eltern oder manchmal die Kinder selbst um Unterstützung durch Batulong anfragen – nachdem sie das Anmeldeformular ausgefüllt und Zeugniskopien beigelegt haben, besuchen wir sie. Alle sind arm, einige aber so mittellos, dass wir gerade alle ihre Kinder bei Batulong aufnehmen, was wir normalerweise nicht tun. Momentan beschäftigt uns der Fall einer 30jährigen Frau, die mit einem 64jährigen Mann zusammen ist. Beide sind krank, bei ihm das Herz, bei ihr ist der Befund des Krankenhauses nicht ganz klar. Sicher ist, dass sie Bandwürmer hat, ihre Gallenblase vergrössert ist und sie Probleme mit den Nieren hat. Da die Kopie des Rezeptes des Arztes nicht mehr gelesen werden kann, wird unsere Sozialarbeiterin Cherry nächste Woche erneut mit Daisy zum Krankenhaus fahren und versuchen, einen Termin zu bekommen. Alle ihre Kinder werden von Batulong unterstützt werden und täglich ein Mittagessen bekommen, um sicherzustellen, dass sie ausreichend ernährt werden.

Schuh-Recykler

Auf unseren Hausbesuchen begegnen an einer kleinen Strasse im Umsiedlungsort einigen Leuten, die Schuhe aus der Altkleidersammlung rezyklieren. Vor den Häusern werden die Schuhe geschrubbt und gewaschen und an der Sonne getrocknet. Und nun kommt das Spannendste: im Haus finden zweimal wöchentlich online Verkäufe / Versteigerungen der Schuhe statt. Die Verkäuferinnen zeigen die Schuhe in einer Handy-Videoübertragung von allen Seiten und weisen auf Vorteile oder Mängel hin. Einige Minuten später findet dann schon der Abschluss statt. Genial, dass diese Schuhe neue Besitzer finden! Leider gibt es hier keine Kanalisation und das Seifenwasser geht direkt in einen Wasserkanal. Der Anblick mit all dem Abfall ist leider hier ein normaler – die weniger bemittelten Filipinos stören sich irgendwie kaum am Abfall….

Marivic

Wir besuchen Marivic (schizophren) und sprechen mit den Eltern und ihren Teenage-Töchtern. Marivic selbst liegt in ihrem Verschlag (weiterhin angekettet ;-( ), will aber nicht mit uns sprechen und dreht uns den Rücken zu. Zwar murmelt sie immer mal wieder etwas (Mäge soll sich zu ihr legen !!), aber nicht im Zusammenhang mit unserem Gespräch. Es wird leider klar, dass sie stärker mental beeinträchtigt ist als wir angenommen haben. Dennoch wagen wir nächste Woche den Versuch, sie bei uns im Center essen zu lassen. Dafür engagieren wir zwei Begleitpersonen (der Mann unserer Hauswartin und das Batulong-Stiftungsrats-Mitglied Jelyn), die sie um 12 abholen und mit ihr zum Batulongcenter fahren, beim Essen «bewachen» und dann wieder nach Hause bringen. Wenn sie sich benimmt, nichts kaputt macht und niemanden angreift, können wir diese Ausflüge wiederholen.

P.N.Roa meeting

Wir treffen uns mit dem Präsidenten der Eigentümer-Organisation, einem Vertreter der ursprünglichen Grundstücksbesitzer und einem unserer Nachbarn, einem wohlhabenden Geschäftsmann, zu einer Diskussion betreffend Eingangstor in unsere Strasse. Es ist eine erstaunlich gute Sitzung ohne viel Blabla. Unser Anliegen, dass die Kinder und Eltern Zugang zu unserem Batulongcenter haben, wird gut verstanden. Ihnen ist aber vor allem die Sicherheit wichtig und unsere Yakal-Strasse ist etwas besonders, weil sie gerade an den Umsiedlungsort grenzt. Leider ist es so, dass immer wieder etwas zerstört wird oder Müll auf unsere Strasse geworfen wird. Im Moment ist es aber vor allem wichtig, dass keine Unbefugten ins Wohngebiet eindringen. Ein Kostenvoranschlag für ein neues, besseres Tor wird gemacht und Batulong wird sich an den Matarialkosten beteiligen.

Accounting

Es ist Zeit, dass Cherry Mae auch den Buchhaltungsteil der Batulongarbeit lernt: Nach einer kurzen Excel-Einführung von mir führt Keno die neue Allrounderin in die ersten Schritte der Buchhaltung ein. Das Ziel ist, dass sie bei einem Ausfall von Keno unser Hilfswerk eigenständig weiterführen könnte.

Grundsätzlich haben unsere Mitarbeitenden eine gute Auffassungsgabe und führen in unserem Batulong-Alltag die Arbeitsschritte korrekt aus. Dann gibt es aber immer wieder Situationen, in denen wir realisieren, dass sie eine Anweisung gar nicht verstanden haben (z.B Cyber-Sicherheit im E-Mail-Verkehr), obwohl wir lange darüber gesprochen haben. Auch können wir nicht wirklich verstehen, dass z.B Keno mit einem Uni-Abschluss eher auf den Rat einer älteren Frau hört, statt kurz zu googlen! Er scheint zu viel Luft geschluckt zu haben und verzichtet nun auf Pouletfleisch, weil dies unsere Hauswartin so gesagt hat! Vermutlich sind da noch alte, kulturelle Muster im Spiel, dass man den Rat der «Ältesten» befolgt. Die Leute glauben Geschichten mehr als Fakten und so ist eines unserer grössten Anliegen, die Desinformationen zum Beispiel in Bezug auf Empfängnisverhütung zu bekämpfen.

Aber es gibt leider auch Situationen, wo wir kapitulieren müssen, weil jemand nicht bereit ist, seine Sicht der Dinge zu verlassen. Dass Thata trotz Wissen um ihren Brustkrebs erst 2 Jahre später, als die Metastasen Probleme verursachten, eine Diagnose zuliess und die Chemotherapie dann viel zu spät angesetzt werden konnte und für Thata eine Operation keine Option ist, findet sie im Nachhinein immer noch den richtigen Weg.

Neue Batulongkinder

Schön, dass wieder viele Anmeldungen zur Unterstützung kommen. Sehr selten müssen wir ein Gesuch zurückweisen, weil das Monatseinkommen der Antragssteller zu hoch ist (mehr als 170 Franken im Monat). Bei unserer Rückkehr in einer Woche werden wieder viele Hausbesuche anstehen!

Ferien

Mäge und ich machen eine Woche Ferien auf Camiguin. Leider wird Mäge krank und hat nun schon ein paar Tage Fieber (ohne weiteren Symptome). Wir hoffen, dass es nur eine Art Erkältung ist wegen der Fahrt mit dem Aircon-Bus und dass das Fieber bald sinkt! Für die Freunde der Tauchbilder gibt es dann einen separaten Blogeintrag 😊

Antworten

Philippinen
Reiseberichte Philippinen