philippinen23
philippinen23
vakantio.de/philippinen23

Ups and downs

Veröffentlicht: 15.03.2023

Eine Woche wegzufahren ist gut, um zu sehen, ob alles läuft wie geplant. Die Dinge, die nicht funktionieren, können dann sogleich wieder angepackt werden. Über die anderen ist man einfach froh. Mäge’s Gesundheitszustand ist wieder besser, die Bronchitis in der Anfangsphase abgewendet, aber die Anitibiotika machen ihn noch sehr müde – manchmal legt er sich aufs Feldbett im Materialraum, weil ihm die Augen zufallen.

Teilweise erfolgreich war unser Projekt mit Marivic. Die an Schizophrenie leidende Frau wurde zwei Mal ins Batulongcenter begleitet und sie konnte dort essen und sich bewegen, wie sie wollte. Glücklicherweise war sie nicht aggressiv, eher vielleicht etwas sehr anhänglich gegenüber Männern. Solange noch andere Eltern oder Kinder da waren, war sie sehr unsicher, aber als sie dann alleine im Center mit den Mitarbeitern und Begleitern war, blühte sie auf, tanzte, wusch Geschirr ab und fegte die Blätter im Garten. Wir freuten uns sehr über Fotos und Videos dieser zwei Ausgänge. Wenn man bedenkt, dass sie sonst eingeschlossen oder sogar angekettet ist, bedeutet dies viel. Am Montag mussten wir das Projekt leider abbrechen, weil Cherry nach dem Check-up mit Marivic in der Stadt noch Mittagessen war. So hatte diese später im Batulong-Center keinen Hunger mehr. Wir erfuhren auch, dass Marivic zu Hause schon Mittagessen bekam und deshalb bei uns nicht mehr hungrig war. Als wir das Problem ansprachen, war die Begründung, man befürchte, Marivic’s mentale Verfassung würde sich verschlechtern, wenn sie nicht immer zur genau gleichen Zeit zu Mittag essen könne, dies heisse «pasmo» , ein Bisaya-Wort das Probleme ausdrückt, die beim Auslassen einer Mahlzeit entstehen. Wir weisen darauf hin, dass Marivic ja nur eine halbe Stunde bis eine Stunde warten muss, aber ohnehin scheint uns, die Eltern von Marivic seien nicht kooperativ und würden einfach eine Ausrede brauchen. Wir versuchen es weiter und haben den Eltern erklärt, dass unsere «Einladung» für Marivic nur gilt, wenn sie auch hier isst (und zu Hause nicht schon Essen bekommt). Manchmal ist Leuten helfen echt anstrengend!

Wir sind nun schon wieder voll im täglichen Batulongleben drin und die letzten zwei Tage haben wir viele Hausbesuche gemacht. Es gibt schon Momente, in denen uns die Lebens- und Wohnsituationen der Menschen, die uns um Hilfe bitten, emotional herunterziehen. Einerseits ist es der Schmutz, die Enge und der Abfall überall, der niemanden zu stören scheint. Ebenfalls manchmal fehlender Wille, Lösungen in einer schwierigen Situation zu suchen (ausser bei Batulong um Hilfe zu bitten), aber immer eine Ausrede parat zu haben. Auffallend ist, dass in vielen Häusern ein krankes Kind zu Hause ist und nicht zur Schule geht: Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Fieber sind die üblichen Gründe oder dass der Schüler auf die jüngeren Geschwister aufpassen muss. Wir glauben, dass die Aufnahme eines oder mehrerer Kinder bei Batulong primär das Leben des Kindes, aber zum Teil auch das der ganzen Familie verändern kann. Sind die Eltern faul oder uninteressiert, hat zumindest das Kind eine Chance durch einen regelmässigen Schulbesuch eine Ausbildung und später eine Arbeit zu bekommen.

Ein Beispiel: die 57-jährige Grossmutter, die neben ihren beiden eigenen Kindern auch 3 ihrer Enkel betreut, hatte einen Schlaganfall und verlor deshalb ihre Stelle. Soweit wir sahen ist nur ihr linker Arm gelähmt, ansonsten ist sie nicht beeinträchtigt. Ihr Mann war vorher zusammen mit ihr in einer Fabrik angestellt und weil er nicht ohne seine Frau arbeiten wollte, kündigte er und entschied sich, nun für seine Frau zu sorgen. Solche Handlungen, ohne wirklich die Konsequenzen zu bedenken, sind beängstigend häufig bei Filipinos! Am Wochenende verdient der Mann nun noch etwas bei Hühnerkampf-Wettbewerben – vermutlich macht ihm dies mehr Spass…. Auch wenn wir finden, dass die Armut des Ehepaars selbst verschuldet ist, unterstützen wir dennoch zwei der fünf Kinder.

Vor zwei Monaten brannte das Haus der Familie eines Batulong-Kindes ab und seither wohnen sie bei Verwandten. Nun wollen sie ihre Hütte wieder aufbauen und haben auch schon die Eckpfeiler aus Holz und ein Dach von Verwandten, aber es fehlten ihnen noch die Balken für den Boden, auf den dann die Bambuslatten genagelt werden. Wir bitten um eine Ausrechnung der Kosten für das Material und runden dann auf fast das doppelte auf (weniger als 100 Fr) und fügen an, sie brauchten ja auch noch Wände… Die Frau hat solch eine Freude! Wie wunderbar, wenn man jemandem in so einer Situation helfen kann!

Es ist eine spannende (und manchmal anstrengende) Zeit mit unseren neuen Mitarbeitern. Oftmals überdenken wir eingeschliffene Abläufe oder Richtlinien und bemerken, dass sie abgeändert werden müssen. Sei es, dass Keno nun notieren muss, wieviel Geld er aus der Batulongkasse nimmt (nachdem ihm beim letzten Kassensturz unerklärlich 500 Pesos fehlten) oder wir die Konditionen der abschliessenden 12.Klasse lockern, so dass sie, wenn sie die USTP-Prüfung (Aufnahmeprüfung in ein anspruchsvolles College) bestehen, auch im College unterstützt werden, wenn sie vorher nicht 86% Notendurchschnitt hatten.

Wir bleiben dran….

Antworten