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Novemberblog ohne Novemberblues

Veröffentlicht: 26.11.2023


Am Dienstag – wir waren dann schon in Camiguin – fand das jährliche Sportsfest statt und Aiza moderierte den Event für die 4. bis 6.-klässler. Zwar ist das Sportsfest mehr Staffetten und Bewegungsspiele als richtiger Sport, aber die Kids haben immer eine Megafreude mitzumachen.

Zwei Wochen waren dann Keno und Aiza allein, damit der Manager der Sozialarbeiterin in Ruhe die täglichen Arbeiten zeigen konnte. Aiza lernte schnell und die Arbeit gefällt ihr und auch Keno führt das Hilfswerk gerne mit ihr. In dieser Zeit «jagten» Mäge und ich kleinste Unterwasser-Nacktschnecken und andere kleine Tiere beim Tauchen, führten aber auch ein Gespräch mit einem Batulong-Studenten in Camiguin und nahmen einen neuen Studenten von dort ins Hilfswerk auf. Wir haben keinen «Ableger» in Camiguin, aber wenn wir die Familien kennen und wir vertrauen können, dass die Kommunikation mit unserem Manager funktioniert, ist eine Unterstützung vor allem im College möglich.

Wieder zurück in Calaanan gibt es wie immer Vieles zu entscheiden und abzuwägen. Einmal mehr beschäftigt uns unsere Hauswartin: diesmal, weil sie am Sonntag starke Bauchschmerzen verspürt hatte und sie Keno bat, sie und ihren Mann zum Krankenhaus zu begleiten. Der Grund ist, dass beide ca 55-jährigen praktisch nicht lesen und schreiben können (nur drei Klassen besucht) und sie sich vermutlich schämen zuzugeben, dass sie ein Formular im Krankenhaus nicht ausfüllen können. Dennoch müssen wir als Arbeitgeber – zum Schutze von Keno, der nicht für alles mitgehen kann – entscheiden, dass sie sich andere Helfer organisieren muss und unsere Mitarbeiter dafür nicht einspannen darf, vor allem nicht an ihrem freien Tag. Alternativ könnte sie bei uns in der ALS (Alternatives Lern-System)-Klasse mitmachen, in der sie besser lesen und schreiben lernen würde und die Primarschule abschliessen könnte. Aber das würde heissen, dass sie zu ihrem Analphabetismus stehen müsste. Zusätzlich müssen wir feststellen, dass sie einmal mehr entschieden hat, zwei ihrer drei Medikamente gegen ihre Diabetes 2 abzusetzen – ihr Blutzucker sei jetzt wieder tiefer (was zwar stimmt, aber noch weit entfernt ist von gut). Seit einem Jahr versuchen wir nun, Diana beim Managen ihrer Diabetes-Krankheit zu unterstützen und zu informieren und wir glauben, dass nun der Zeitpunkt gekommen ist, dass sie selbst entscheiden muss, ob sie Medikamente nehmen, Blutzucker messen oder zum Arzt gehen will und dass sie auch die Konsequenzen ihrer Entscheidungen trägt.

Eine Mutter kommt mit ihrer Tochter, einer unserer College-Studentinnen im 3. Buchhaltungs-Studienjahr. Sie hat zwei ungenügende Gesamtnoten und muss diese Fächer wiederholen. Es scheint, dass der Lehrer – für beide Fächer derselbe – in den Tests Fragen hatte, die im Unterricht nicht Thema waren. Leider können wir dies nicht beweisen und es heisst für das Mädchen, dass sie, respektive ihre Eltern, die Einschreibungskosten für die zwei Fächer selbst bezahlen muss. Als wir dies diskutieren und merken, dass es für die Studentin ein Leichtes ist, die zusätzlichen Fächer in ihrem letzten Jahr zu integrieren, beginnt sie und ihre Mutter plötzlich zu weinen. Wir fragen warum.. – es sind Tränen der Freude, weil sie fürchteten, dass wir sie von Batulong ausschliessen würden wegen der zwei «failed grades» und jetzt glücklich sind zu hören, dass die Studentin weiterstudieren kann.

In der ALS-Klasse am Mittwoch (eine super Einrichtung des Staates, um Menschen den Abschluss der Grundschulzeit zu ermöglichen), die bei uns im Center stattfindet, sitzt ein 12-jähriges Mädchen, das vor Kurzem noch in die Regelschule ging. Ihre Mutter arbeitet aber ganztags, der Vater ist im Gefängnis und niemand passt auf die zwei kleineren Geschwister auf. Deshalb entschied die Mutter, dass einmal pro Woche Schule für die Tochter reicht und diese während der anderen Zeit die Geschwister babysitten soll. Da sie nur noch die 6. Klasse hätte fertig machen müssen, ist es tatsächlich so, dass sie nächstes Jahr die Primarschule abschliessen wird, egal ob in der Regelschule oder in der ALS-Klasse. Natürlich möchte sie mit Gleichaltrigen in eine Klasse gehen, aber so hat sie eventuell durch die intensivere Betreuung der Lehrerin Leni eine bessere Schuldbildung. Wie soll es danach aber weitergehen? Die Oberstufen-ALS-Klasse darf man erst ab 16 besuchen und so müsste sie nächstes Jahr wieder in die normale Schule. Ihr älterer Bruder ist von Batulong unterstützt und so planen wir, wenn möglich das Gespräch mit der Mutter zu suchen und Lösungen zu finden.

Jacklyn, das Mädchen mit der Lippen- und Gaumenspalte, wird nächste Woche das erste Mal operiert. Zuerst scheint der Innenraum des Mundes und die Spalte oder Spalten geschlossen werden, dann ca 2-3 Monate später die Korrektur der Zähne und die Lippenrekonstruktion. Die tapfere 12-jährige freut sich, vor allem auch, weil die Operation ambulant geschehen wird. Wir werden später mehr berichten und unsere tolle Sozialarbeiterin wird sie und die Mutter beim «Einrücken» morgens um 4 Uhr begleiten.

Über Facebook erfährt Keno, dass eine unserer 12-Klass-Studentinnen schwanger ist. Leider ist dies fast normal, in jedem Halbjahr von einer Schwangerschaft zu hören. Trotz Informationen und der Konsequenz, dass Batulong von der Mutter erwartet, dass sie ein Jahr pausiert und sich um ihr Baby kümmert, scheinen die jungen Frauen damit zu rechnen, dass die Eltern im Ernstfall einspringen, was praktisch auch immer geschieht. Da diese Studentin noch ganz am Anfang ihrer Schwangerschaft ist, sollte es möglich sein, dass sie die Grundschule abschliesst. Nach einem Jahr kann sie dann ihre College-Richtung aussuchen. Einige Studentinnen haben in der Vergangenheit nach einem Jahr ihr Studium wieder aufgenommen und wir haben mit dieser Regelung sehr gute Erfahrungen gemacht. Nun scheinen aber – dies ist aber noch nicht bestätigt – auch Batulong Mädchen in der Junior High School schwanger zu sein und wir müssen den Gerüchten nachgehen und den Sachverhalt genauer abklären.

Es ist ein super angenehmes Arbeiten mit unseren beiden Mitarbeitern und Aiza hat sich problemlos in unseren Batulong-Alltag eingefügt. Erst jetzt wird uns manchmal klar, warum die Kommunikation und Arbeit mit ihrer Vorgängerin so aufwändig und anstrengend war. Nun hoffen wir, dass dieses Team uns eine Weile lang erhalten bleibt.

Viele Dinge, die geändert oder verbessert werden müssen, fallen uns erst auf, wenn wir hier sind. So ist es z.B eine Frage an einen Studenten, der gerade sein Fahrgeld abholt, die uns zur Diskussion über andere Stipendien (von der Stadt oder vom Sozialdepartement) führt und später zu einer klareren Definition, wo sich unsere Batulong-Studenten sonst noch für ein Stipendium bewerben sollen. Fazit: wir können mit unserem guten Team von der Schweiz aus zusammenarbeiten, aber unsere Besuche hier sind wichtig, um das Hilfswerk richtig zu spüren und Inputs geben zu können.

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#batulong#calaanan