Veröffentlicht: 25.08.2016
In der letzten Woche habe ich meinen Reiseblog ja sträflichst vernachlässigt. Das liegt nicht etwa daran, dass ich nichts nennenswertes zu berichten gehabt hätte, ganz im Gegenteil. Die letzte Woche war einfach so ereignisreich, dass ich wirklich keine ruhige Minuten gefunden habe, um mich um meinen Blog zu kümmern.
Fadderullan ist eine 10-tägige Dauerparty der BI Norwegian Business School mit der jedes Jahr im Sommer der Beginn des neuen Semesters gefeiert wird. Dieses Jahr hat Fadderullan am Montag den 15. November mit einer Einführungsveranstaltung an der Uni begonnen. Die ganze Universität wurde dazu mit riesigen buten Luftballons dekoriert und überall gab es kleine Imbissstände mit gratis Essen und Getränken. Außerdem erhielt jeder Student eine sogenannte "Goddie bag" mit Allerlei Kuriositäten. Neben den üblichen Nascherein bekammen wir nämich auch noch einen Pizzaschneider, Augentropfen und Kondome geschenkt. Offensichtlich war man sehr besorgt, dass die Austauschstudenten wohl möglich vor lauter Preisschock an der falschen Stelle sparen könnten ;))
Den gesamten Vormittag verbrachten wir dann in der Aula und mussten eine Begrüßungsrede nach der anderen über uns ergehen lassen. Nach 2 Stunden wurden wir, dann aber endlich erlöst und in Kleingruppen sogenannt Buddiegroups aufgeteilt, um das gesamte Gebäude der BI bei einer Führung zu inspizieren. Eigentlich hatte ich gehofft in einer internationalen Buddygroup zu landen, um sicher zu gehen, dass ich nicht den ganzen Tag nur mit Landsleuten verbringe. Aber dieser Wunsch wurde leider nicht erfüllt. Den die Buddiegroups wurden streng nach Nationalitäten gebildet. Glücklicherweise gab es nur 4 Österreicher, weshalb man noch 4 Australierinnen in unsere Buddygroup aufnahm. Andere Nationalitäten wie etwa Deutschland, China oder Holland hatten da weniger Glück und blieben völlig unter sich, worüber im Grunde genommen alle Austauschstudenten, die ich im Laufe der kommenden Woche noch kennenlernte gefrustet waren. Unsere Buddies, 2 Norwegische Studentinnen im 5. Semester, waren hingegen eine große Enttäuschung. Sie trotteten lustlos mit uns durchs gesamte Gebäude, reagierten aber auf alle Rückfragen genervt und machten keinen Hehl drauß, dass sie uns so schnell wie möglich los werden wollten. Eigentlich war für den Nachmittag ein gemeinsames Barbecue im Vigelandpark geplant, aber als wir dort ankamen, war noch keine einzige andere Buddiegruppe dar. Also beschlossen wir es uns mit einem selbstorganisierten Picknick die Wartezeit zu vertreiben und unsere australischen Austauschkolleginnen ein bisschen besser kennen zu lernen. Denn Abend ließen wir dann noch bei einem gemütlichen Schwätzchen auf der Dachterrasse unseres Studentheimes ausklingen.
Der zweite Tag der Fadderullan Woche begann ebenfalls wieder mit einer Vielzahl von Vorträgen an der Uni, bei der uns die verschiedensten Studentenorganisationen vorgestellt und das norwegische Unissystem erklärt wurde. Eigentlich hätten uns im Anschluss daran unsere Buddies abhohlen und zu einem gemeinsamen Badeausflug begleiten sollen, aber offensichtlich hatten die schon nach einem Tag keinen Bock mehr auf uns. Also trotteten wir einfach den anderen Buddiegroups hinterher. Obwohl wir an diesem Tag sehr viel Glück mit dem Wetter hatten und die Sonne mit 25 Grad vom Himmel brannte, war dass Wasser eiskalt und zum Baden viel zu kalt. Nur ein paar sehr sehr mutige Norweger sprangen überhaupt ins Wasser. Da der Nachmittag so langweilig gewesen war, entschloss ich mich Abends mit meinen Mädels die Kroa-Bar (Studentenbar am Unicampus) zu testen. An diesem Abend organisierten studenten dort ein eigenens Fadderullan Event und neben jeder Menge Give-aways wie Bierkühler, Handyhüllen und T-shirt wurden auch gratis Softdrinks verteilt. Dort machten wir dann auch das erste Mal Bekanntschaft mit den Besonderheiten unserer norwegischen Kommolitionen. Nicht nur dass viele hier in voller Businessmontur am Dancefloor abtanzen, auch Bargeld wird in Kroa nicht akzeptiert. Wer sich hier ein Bier genehmigt muss nicht nur ein kleines Vermögen hinblättern sondern auch mit Kreditkarte zahlen. Gegen Mitternacht mussten wir die Bar dann allerdings fluchtartig verlassen, weil 2 völlig besoffene Ausstauschstudenten aus Minnesota uns nicht mehr von der Pelle rücken wollten.
Auch der 3. Fadderullan Tag begann wieder an der Uni. Gottseidank wussten wir aber diesmal keine Rede mehr über uns ergehen lassen, sondern bekamen einen kleinen Crashkurs in Norwegisch. Außerdem meldeten sich unsere Buddies völlig unerwartet wieder und luden uns zu einer Preparty in ihre Wohnung ein. Da in Norwegen die Preise für Alkohol in Bars nocheinmal exorbitant höher sind als im Supermarkt ist es in Norwegen nämlich üblich sich vor dem Ausgehen zu Hause zu treffen und schon einmal ordentlich vorzuglühen. Nachdem wir uns im Supermarkt mit dem billigsten Bier eingedeckt hatten, machten wir uns also auf den Weg zu Preparty. Da wir Oslo noch nicht sehr gut kannten verfuhren und verliefen wir uns mehrmals und kamen über 2 Studenen zu spät. Als wir dann endlich ankamen war die Party bereits in vollem Gange. Am Anfang fühlten wir uns noch sehr unwohl und auch die Norweger wussten nicht viel mit uns anzufangen. Generell reagieren Norweger auf Fremde sehr verhalten und erst wenn der Alkoholspiegel entsprechend hoch ist, legen sie ihre Scheu ab. Aber irgendwann kamen dann doch 2 Norweger auf uns zu und es wurde noch ein richtig netter Abend, auch wenn man sich als Ausländer auf norwegischen Parties wirklich in Acht nehmen sollte, denn die Norweger sind für österreichische Verhältnisse wirklich Schwerstalkis. Am Abend fand dann noch ein Konzert im Chateau Neuf statt, aber da die Eintrittskarten astronomisch teuer waren, beschlossen wir das Geld lieber für unsere Städtetrips durch Norwegen zu sparen.
Am nächsten Tag hatten wir unifrei. Also konnten wir den Vormittag damit verbringen von Supermarkt zu Supermartk zu rennen und das billigste Bier ausfindig zu machen, denn am Nachmittag stand wieder eine Preparty bei unseren Norwegischen Buddies am Programm. Da die Partylocation diesmal in einer anderen Wohnung war, verliefen wir uns wieder und kamen erneut viel zu spät. Auch diesmal reagierten die Norweger zunächst eher verhalten auf unsere Anwesenheit, aber auch diesmal lautete der Schlüssel zum Erfolg Promille ;)) ^^Nachdem auch der letzte Schluck Wodka getrunken war, machten wir uns alle gemeinsam auf den Weg zum Hafen, wo an diesem Tag ein Konzert der norwegischen Band Iydll statt fand. Die Karten waren mit 32 Euro verhältnismäßig billig und die Atmosphäre bei 25 Grad und traumhaftem Ausblick aufs mehr einfach unbezahlbar. Die Musik selbst war zwar nicht unbedingt mein Geschmack und worum es in den Liedern genau ging konnten wir aufgrund der Sprachbarierre auch nicht herausfinden, aber es war trotzdem ein sehr sehr netter Abend.
Am Donnerstag spendierte die BI für ihre Austauschstudenten ein riesiges Frühstücksbuffet. Nach 3 Partynächten, jeder Menge Alkohol und chronischem Schlafmangel vollbringt ein gutes Frühstück wirklich wahre Wunder! Am späten Nachmittag veranstaltete die Uni außerdem wieder ein Barbecue im Park. Beflügelt von unseren norwegischen Bekanntschaften der vergangen Tagen, beschlossen wir selbst die Initiative zu Ergreifen und mit ein paar norwegischen Buddies zu quatschen. Allerdings machten wir prompt mit einer weiteren schwierigen Facette der Norweger Bekanntschaft, ihrer Direktheit. Denn prompt erklärten sie uns, dass sie keinen Bock auf Austausschstudenten hätten und wir sie doch bitte in Ruhe lassen sollten. Fazit des Tages: Wer mit jungen Norwegern ins Gespräch kommen möchte, sollte unbedingt immer eine Flasche Alkohol dabei haben, das bewirkt wahre Wunder ;))
Am Freitag feierten wir dann schließlich unsere eigenen kleine Fadderullanparty. Den eine meiner Mädels hatte Geburtstag und so backten wir Brownies und überraschten sie mit einem selbstgebastelten Geschenk. Denn Nachmittag über machten wir dann eine Insel-Hopping-Tour und picknickten bei herrlichem Ausblick aufs mehr. Am Abend glühten wir dann in der Laundry vor und vergaßen dabei völlig die Zeit. Erst um kurz nach 11 bemerkten wir, dass es höchste Zeit war uns auf den Weg in die Disko zu machen, denn an diesem Abend gab es im Lawu bis Mitternacht freien Eintritt. Doch auch diesmal verliefen wir uns wieder und kamen erst weit nach Mitternacht an. Offensichtlich stand unsere Partynacht an diesem Abend unter keinem guten Stern, denn neben einer Eintrittsgebühr von 10 Euro durften an diesem Abend auch keine unter 20jährigen in den Club. Da eine meiner Mädels aber erst 18 war und wir sie nicht alleine nach Hause schicken wollten, fuhren dann unverichteter Dinge wieder nach Hause.
Am Samstag veranstaltete die BI dann eine Schnitzeljagd durch Nydalen (jenem Bezirk in Oslo in dem der Unicampus liegt). Der 6tägig Partymarathon der vergangenen Tage machte sich jedoch langsam bemerkbar und so kamen viele Austauschstudenten entweder gar nicht mehr oder so dermaßen zu dass an eine richtige Schnitzeljagd eigentlich gar nicht mehr zu denken war und auch die Organisation selbst war mehr als chaotisch. Viele Stadtionen der Schnitzeljagd waren gar nicht erst besetzt und die Spiele selbst erinnerten auch eher mehr an einen Kindergeburtstag. Da am Abend kein Konzert und auch sonst keine offiziele Fadderullan-Veranstaltung angesetzt war, traf ich mich am Abend mit meinen Mädels zum einem gemütlichen Spielabend in der Laundry.
Am Sonntag erreichte die Fadderullanwoche dann ihren Höhepunkt. Am nächsten Tag sollten die offiziellen Unikurse beginnen und so musste noch einmal ordentlich gefeiert werden. Dazu hatte die BI ein Konzert von Steve Aoki organisiert. Da Steve Aoki ein international bekannter Künstler ist, waren die Tickets für sein Konzert binne 3 Minuten ausverkauft. Leider war es mir und einer weiteren Freundin nicht mehr gelungen rechtzeitig Tickets für dieses Konzert zu bekommen, eine schicksalshafte Fügung wie sich später noch herausstellen sollte ...
Zuächst war ich allerdings mega frustiert weil es allen anderen meiner Mädels gelungen war ein Ticket zu ergattern und so splitteten wir uns gegen Mittag in 2 Gruppen auf. Während die anderen zu Steve Aoki Konzert in die Stadthalle von Oslo fuhren, ging ich gemeinsam mit 2 Freundinnen auf das Mela-Festival am Hafen. In den Genuss von Livemusik kamen wir bei diesem Festival allerdings nicht, da es sich vor allem um ein Street-food-festival von Immigranten zu handeln schien und so setzten wir uns einfach an den Hafen und genossen das herrliche Sommerwetter. Zurück im Studentenwohnheim machten wir uns dann sogleich fertig fürs Ausgehn, da am selben Abend noch eine gratis Aftershowparty im Lawu-Club stattfinden sollte. Doch bevor wir los fahren konnten, informierten uns die anderen Mädels, dass es am Nachmittag einen schrecklichen Unfall am Steve Aoki Konzert gegeben hatte. Aus ungeklärter Ursache löste sich ein Teil der Hallendecke und stürzte auf die Zuschauer herab. Nicht nur das 15 Studenten dabei verletzt wurden, es brach auch in Folge dessen eine Massenpanik aus. Auch wenn sich am nächsten Tag herausgestellt hat, dass niemand dabei schwer verletzt worden ist, saß der Schock bei allen Konzertbesuchern tief und auch die Aftershowparty wurde aus Resepkt den Verletztden gegenüber abgesagt. Im Nachhinein bin ich also richtig froh nicht beim Steve Aoki Konzert gewesen zu sein.
Die Fadderullan-Woche war also wirklich mehr als erreignisreich und auch wenn nicht immer alles so wie geplant lief, möchte ich die in dieser Woche gesammelten Erlebnisse auf keinen Fall missen!