Veröffentlicht: 14.08.2022
1:00 Uhr
Kryštof schrieb mir, als ich noch meinen ersten Bericht schrieb, dass ich meine Sachen bei ihm entladen könne. Dieses Angebot kam mir sehr zu gute, denn ich lief schon den gesamten Tag mit meiner vollen Last herum und meine Füße ächtzten. Also lief ich die wenige Meter bis zu seiner Wohnung in einem kleinen Skandinavischen Haus, redete noch ein wenig mit ihm und zog weiter. Als erstes sollte es zum Fjord gehen.
Ich lief also durch das Industrieviertel des Hafens von Trondheim, bestehend aus Backsteingebäuden, Lagerhallen und zahlreichen Kränen, bis ich es an eine lange Kanalpromenade schaffte, die im kalten Wasser des Fjords mündete. Dort setzte ich mich und rief einen alten Freund an.
Nach dem Gespräch wollte ich einen Besseren Blick auf den Fjord haben, also spazierte ich durch das Hafenviertel herum und fand schließlich eine uneingeschränkte Sicht auf das Massiv aus Flüssigkeit. In der Mitte des Fjords befindet sich eine kleine Insel mit Festung, die früher der Verteidung der Stadt diente und zudem ein besonders ausbruchssicheres Gefängnis darstellte. Vor dem Aussichtspunkt prankte eine Statue von Leiv Eiriksson, dem Vikinger der vor Columbus von Europa nach Amerika segelte.
Danach bummelte ich noch leichtfüßig ein wenig durch die Straßen, aß Äpfel und bewunderte die Architektur, wobei ich an einer Messe für japanische Zeichentrickkunst vorbei lief. Ich wollte noch einmal die andere Flusspromenade entlang laufen und ging in Richtung des Flusses noch einmal an der Kathedrale vorbei. Am Flussufer entdeckte ich dann einen kleinen Kletterfelsen, dessen Herrausforderung ich nicht ablehnen konnte. Also bahnte ich mir tollpatschig in meinen festen Stiefeln langsam einen Weg den Stein empor. Ober setzte ich micht eher unbequem auf die Spitze und ließ meine Augen ein wenig über die Landschaft streichen. Der Weg nach unten stellte sich deutlich schwieriger herraus, doch nach einigen Tritten in die Felsspalten war ich wieder unten.
Ich wollte mir noch ein nettes Fleckchen zum entspannen suchen und entdeckte ein paar Felsen auf der anderen Seite des Ufers, die an einer Stromschnellen lagen. Ich ging also über die alte Brücke dort hin und teilte mir meinen Rückzugsort nur mit zwei gemütlichen Möwen. Dort beobachtete ich das auftreiben und herunterstrudeln der Strömung und machte mir ein Konzept von der Macht des Wassers. Ich rief noch einen weiteren Freund an und wir quatschten eine ganze Weile.
Irgendwann rief mich Kryštof an und informierte mich über die Abendpläne. Wir wollten noch in ein Studentenwohnheim gehen und dort ein wenig in Gesellschaft Spiele spielen. Also lief ich los über das Universitätsgelände, mit dem Hauptgebäude aus Grobem grauen Stein und seinen zwei grünen Türmen, einen Hang hinunter zu Wohnheim.
Im Wohnheim angekommen fand ich einen großen Gemeinschaftsraum mit Billiardtisch und Tischtennis, sowie vielen großzügigen Sitzmöglichkeiten. Wir spielten erst ein paar Runden Billiard und schlossen daran etliche Runden Karten an. Als die Sonne sich längst verabschiedet hatte, verabschiedeten auch wir uns und liefen durch die helle Trondheimer Nacht zurück nach Hause. Dort legte ich Schalfsack und Kissen auf Kryštofs Couch aus, wo ich nun liege und schreibe.