Veröffentlicht: 11.08.2022
12:00 Uhr
Ich erwachte mit dem Bimmeln meines Weckers um 6:30 Uhr. Ich entschied mich dazu mich nicht noch einmal umzudrehen und packte meine Sache. Mit meinem Gepäck machte ich mich auf den Weg in das gemütliche Foyer des Hotels, an dem das Paar aus Opa und Enkelin bereits auf mich wartete, die wie ich erst später herausfinden sollte Tessa und Manfred hießen. Manfred hatte mich am gestrigen Abend zum Frühstück eingeladen, doch dies lehnte ich höflich ab, denn ich wollte am Morgen noch Lillehammer erkunden und bin ohnehin kein großer Freund von Hotelfrühstück. Also legte ich meinen Rucksack in den Gepäckraum und lief los.
Der Mann an der Rezeption wies mir den Weg zum Fluss von Lillehammer. Ich stapfte durch kleine Wohnsiedlungen und Industrieviertel, bevor ich auf eine Wiese traf, die in den Fluss mündete. Dabei sei gesagt, dass "Fluss" eine wage Untertreibung für das Gewässer in Lillehammer ist, denn dieser erstreckte sich für hunderte von Metern, bevor sich auf dem anderen Seite wieder die mit Bäumen bedeckten Hügel erstreckten. Ich lief über die Wiesen, vorbei an zahlreichen Nachtlagerern und Schwärmen von Gänsen, wobei ich die Leichtigkeit des Laufens ohne Rucksack genoss. Ich gallopierte fast die Wege entlang, bis ich einen steinigen Strand erreichte, an dem ich mir ein paar flache Steine schnappte, die ich über das ruhige Wasser ditschen ließ.
Eine Möwe fand schnell Interesse an meinen Aktivitäten und fing an wiederholt mit Jagdschreien im Sturzflug auf mich zuzufliegen und im letzten Moment kehrt zu machen, zwischendurch gab sie Laute von sich die einem menschlichem Lachen ähnelten. Amüsiert von den Manövern der Möve imitierte ich sie und dies schien sie nur in ihrer Mission zu bestätigen. Als ich mich ausreichend des Tieres beglückt hatte, lief ich weiter. Schnell erreichte ich die lange Fußgängerbrücke, die auf das andere Ufer führte. Ich lief in langsamen Schritten das Geländer entlang und sig die verschlafene Landschaft in mich auf. Die Sonne spiegelte sich wie ein Meer aus Kristallen in dem Wasser unter mir. Die Brücke war geziert mit Blumentöpfen und hin und wieder passierte mich ein Fahrradfahrer, den ich mit dem heben meiner Mütze grüßte.
Als ich das andere Ufer erreichte entdeckte ich einen kleinen Supermarkt und entschied mich dort ein kleines Frühstück zu kaufen. Ich verließ den Laden mit einer Packung Karotten und einer blutroten Pflaume, die ich mir zwischen die Arme klempte und wieder zurück zur Brücke lief. Am Ufer standen Häuser im klassischen skandinavischen Stil, wie ich sie aus Astrid Lindgrens Bücher kenne. Ich machte mich auf zur Bank in der Mitte der Brücke um dort in aller Ruhe zu Essen.
Als ich mein Essen fast verschlungen hatte, lief mir ein junger Backpacker in richtung Bahnhof entgegen. Ich bot ihm eine Karotte an und wir kamen ins Gespräch. Er habe den letzen Zug nach Trondheim ebenfalls nicht bekokommen und hatte in den Hügeln am anderen Ufer kampiert. Er kam aus dem französischem Teil der Schweiz, doch konnte auch ein paar Brocken Deutsch. Gemütlich unterhielten wir uns in eimem Mix aus Deutsch und Englisch über unsere Reisen und liefen dabei zum Bahnhof. Vor der Pforte verabschiedete ich mich vorerst und holte mein Gepäck im Hostel ab.
Alle gemeinsam warteten wir dann im Bahnhof auf den Zug. Dort erkundete ich mich dann erst nach den Namen meiner Weggefährten und gab ihnen meine Nummer, falls sie nochmals Hilfe brauchten. Wir stiegen gemeinsam in den Zug, in dem ich nun sitze und schreibe, wobei ich von der atemberaubenden Landschaft im Fenster abgelenkt werde, die zwischen steinigen, wilden Flüssen, Birkenwäldern, und kahlen Bergspitzen wechselt. Föhrenwälder machen Raum für Gletscher die wie die Sahne auf einem Kuchen, die Spitzen der Berge zierten. Seen zieren die Landschaft mit ihrem schwarzem Wasser und unregelmäßigen Ufern, an denen Gänse rasten. Und hier und da kann man eine kleine Hütte sehen, die meist stoisch in der Landschaft versinken. Manche haben sogar ein bewachsenes Dach, sodass man sie nur an ihrer Fassade erkennen kann.