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3. TAG (10.8.22)

Veröffentlicht: 11.08.2022

14:00 Uhr

Ich erwachte mit den ersten Sonnenstrahlen, die sich durch das Moskitonetz meiner Hängematte zwängten. Endlich hatte ich den langersehten Schlaf bekommen, der mir bei meiner Zugreise gefehlt hatte. Langsam öffnete ich meine Augen und sog die Landschaft um mich herum auf. Die Morgensonne spiegelte sich in dem zart gewellten Wasser des Felsensees. Über mir wunden sich die Äste der Kiefern, um die ich meine Hängematte gespannt hatte. Ich richtete mich auf, öffnete den Reißverschluss des Netzes und trat barfuß auf die Nadeln, die den Boden bedeckten. Als meine Augen sich an das Licht gewöhnten, zog ich meine Badehose an und trat ans Ufer. Die Morgenluft war kalt, doch ich konnte dem Drang nicht widerstehen und sprang in das eisige Wasser. Schleppend kam ich in einen Rythmus von Armbewegungen und schwomm in Richtung der nahegelegenen Insel, an der zwei Kanufahrer ihr Nachtlager errichtet hatten. Ich fühlte die Rauen Kanten der Felswand am Ufer und entspannte meinen Körper und Geist. Gemütlich schwebte ich durch das Wasser zurück zu der Halbinsel, an der meine Hängematte hang. Ich nahm mein Handtuch, trocknete mich ab und schlich vorbei am Lager der zwei Schweden, mit denen ich mit den Platz teilte zu meinem Rucksack.

Erste Sonnenstrahlen über Felsensee
Hängematte zwischen Kiefer
Lagerplatz
Blick in die Hängematte
Kiefern am steinigen Ufer
Sonne reflektiert in Felsensee

Ich packte meine Sachen, mit einer einkehrenden Routine, schloss die letzte Schnalle und blickte noch ein letztes mal im die Landschaft, bevor ich wieder loswanderte. Ich entschloss mich nicht noch einmal bis zurück in die Stadt zu laufen und ging stattdessen zur nächstgelegenen Busstation. Dort konnte ich kein Ticket lösen, da man eine Karte bereits am Bahnhof hätte erwerben müssen, aber dies schien die Busfahrerin nicht zu stören. Ich fragte im Bus eine Junge Schwedin, wie ich am besten zurück zum Bahnhof nach Göteborg komme. Diese war sehr erfreut mir zu helfen, da sie wie sie mir erzählte, selbst eine Rucksackreise hinter sich hatte und die Verwirrung mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gut verstehe. Sie gab mir gleich mehrere möglichkeiten und begleitete mich noch bis zur Tram, die mich an mein Ziel bringen sollte. Dort fragte ich eine nett aussehende, ältere Dame wie ich ein Ticket lösen könnte. Sie erklärte mir, dass die Zeit dafür nicht reichen würde und dass ich einfach loslaufen sollte, wenn ich die Kontrolleure mit den wießen Mützen sehe.

Am Bahnhof angekommen erledigte ich noch letzte Einkäufe für meine Wanderung und machte mich auf die Stadt weiter zu erkunden. Ich erkundete mich bei einer Agentin für ein Sightseeingunternehmen, was es sich lohnt in kurzer Zeit noch anzusehen. Sie verwieß mich auf die historische Altstadt Göteborgs, die nur 20 Minuten zu Fuß entfernt lag, ich bedankte mich und zog los. Erst verlief ich mich ein wenig doch dann fand ich die beschriebene Straße, an der groß ein Banner mit der Aufschrift "Haga" hing. Die Gebäude waren alle relativ klein und ähnelten fast Scheunen. Es war ein reges Treiben von Touristen und Einheimischen, die durch die viele Läden zogen und laut miteinander redeten. Ich entschied mich mir ein Eis am Stiel zu gönnen und bummelte durch die Gassen, vorbei an Kneipen, Souvenirläden, Antiquitätengeschäften. Als es Zeit wurde zurück zum Bahnhof zu gehen nahm ich mir einen elektrischen Roller und fuhr auf den gut ausgebauten Radwegen zurück.

Frühstück in Göteborg
Weg zur Altstadt mit schönen Backsteinbauten
Häuserschluchten in Göteborg
Altstadt (Haga)
Altstadt (Haga)
Häuserschluchten (Göteborg)
Häuserschluchten (Göteborg)
Antiquitätengeschäft in Göteborg

Am Bahnhof kaufte ich mir zwei Bier, die gemäß den schwedischen Gesetzen nicht mehr Alkohol enthielten als  ein Radler und wartete auf meinen Freund Bene, der jeden Moment ankommen sollte. Grinsend traten wir uns entgegen, ich reichte ihm das Bier und wir machten es uns noch einmal im nahegelegenen Park am Kanal gemütlich. Bene war von der Zugreise bereits recht erschöpft und ich textete ihn mit meinen bereits erlebten Abenteuern zu. Ich begleitete den Untotem Resienden noch zum Supermarkt und füllte bei einem Saftladen meine Trinkflasche mit Wasser. Dann wurde es Zeit in unseren Zug nach Oslo zu steigen, in dem ich nun sitze und schreibe.

1:00 Uhr

In Oslo tennten sich die Wege von Bene und mir vorerst, denn er wollte schnell in sein Hostel, sein Gepäck loswerden und duschen. Ich verließ den Bahnhof in Südrichtung und wurde von einem Wunderschönen Anblick begrüßt. Vor mir erstreckte sich die Osloer Bucht, über die Möwen in kunstvollen Manövern flogen. Aus dem marineblauen Wasser streckten sich gemütlich baumbedeckte Hügel, wie Arme eines schlafenden Riesen. Ich entschloss mich mich an das Ufer zu setzen und meine Schwester anzurufen. Sie erzählte mir von der Berglandschaft Pakistans,  aus der sie gerade gekommen war und ich schilderte ihr währenddessen meine Abenteuer. Als wir uns nach einer Stunde alles erzählt hatten setzte ich mich wieder auf und zog weiter richtung Zentrum.

Bucht vor Osloer Bahnhof
Bucht vor Osloer Bahnhof

Ich entschloss mich weiter am Ufer entlangzulaufen und passierte alte Militärkasernen, zahlreiche Stege mit unterschiedlichsten Schiffen und eine Glocke die man per Pedal auf dem Boden zum leuten bringen konnte. Ich näherte mich der Innenstadt und rief Bene an um mich nach seinen Plänen zu erkundigen, dieser schien im Hostel auf Probleme gestoßen zu sein, weshalb er es nicht mehr in die Stadt schaffte. Also schlenderte ich weiter, bis ich an das Osloer Schloss kam, wo ich es mir auf einer Wiese bequem machte um ein wenig Ordnung in meinem Gepäck zu schaffen. Als ich wieder los gehen wollte kam ich in ein Gespräch mit einer Gruppe Norweger, angeführt von einem charismatischen blonden Mann, der mich nach meiner Reise ausfragte. Schnell kamen wir in ein tiefes Gespräch, das sich um die Strukturen der Gesellschaft und unserem Platz in der Welt drehte. Die Gruppe schien fasziniert von meinen Plänen und ich wurde auf mitgebrachte Getränke eingeladen. Bei den beiden jungs mit denen ich am regesten redete, schien es sich um zwei Musiker zu handeln, die promt anfingen meine Geschichte und unsere Gespräche in Raptexte zu verwandelten, die sie improvisiert auf Musik aus ihren Lautsprecher legten. Ich vergaß die Zeit und musste mich dann schnell loslösen um meinen Zug zu erwischen. Ich versprach der Gruppe bei meinem nächsten Aufenthalt in Oslo noch einmal verbeizukommen und machte mich in einem flotten Trab zurück zum Hauptbahnhof.

Wirtschaft in Osloer Zentrum
Abendessen
Osloer Zentrum
Statue am Steg
Nobel Friedenszentum
Osloer Schloss
Gruppe Norweger die ich im Schlosspark traf
Weg zurück zu Bahnhof
Weg zurück zu Bahnhof
Weg zurück zu Bahnhof
Bahnhof
Bahnhof

Auf dem Weg lief ich durch die belebten Einkaufsviertel Oslos, welche durch beeidruckende Jugendstil bauten gekenntzeichent waren und mit grellen Neonanzeigen imponierten, bis sich letzlich das Große Bahnhofsgebäude vor mir erstreckte. Zielsicher betrat ich das Gebäude und betrat mein Gleis. Auf den Anzeigen für meinen Zug nach Lillehammer erschien jedoch die Anzeige, das der Zug ausfallen solle. Also lief ich vor zum Schaffner, welcher mir versicherte, dass ich mit dem Erstatzverkehr trotzdem nach Lillehammer kommen solle und nur ein Paar mal das Verkehrsmittel wechseln müsse. Also stieg ich den Zug und fuhr los. Dort entdeckte ich zwei Deutsche mit den gleichen Reisepläne, die ich über die Aussagen des Schaffners aufklärte. Es handelte sich dabei um einen älteren Herren, der mit seiner Enkelin unterwegs war und mir viel von seinen Reisen in Skandinavien berichtete. Eine Norwegische junge Dame schien mein Gespräch mit dem Zugführer ebenfalls mitbekommen zu haben und suchte mir ungefragt die Verbindung herraus. Mit schrecken stellte ich fest, dass ich mit dem Ersatzverkehr die Verbindung in Lillehammer nach Trondheim nicht erreichen würde.

Anzeigetafel in Lillehammer

Als wir an der nächsten Station umsteigen mussten, erkundete ich mich gemeinsam mit meinen Mitreisenden erneut brim Schaffner. Dieser sagte, das wir uns beim Nächstem Umstieg am osloer Flughafen genauer erkunden könnten und uns dort alternative Weiterreisemöglichkeiten zur Verfügung gestellt werden würden. Eine ältere Norwegerin dolmagte ein wenig für uns und setze sich mit vollem Elan für unsere Situation ein und wies uns dann auch Den Weg zum Anschlusszug.

Am Flughafen angekommen wussten wir erstmal nicht wohin mit uns, da alle Informationstheken der Zugunternehmen geschlossen waren. Also führte ich unsere kleine Gemeinschaft zu den Bussen wo es mit dem Erstatzverkehr nach Lillehammer weitergehen solle. Vor den Bussen standen ein paar Beamte des Zugunternehmens, die ich um Hilfe bat. Diese taten alles in ihren Möglichkeiten um uns zu helfen. Doch sie staßen schnell auf das Problem, dass unser Anschluss nach Trondheim mit einem anderen Zuguntenehmen ausgeführt wurde. Sie wollten uns ein Taxi rufen, das uns rechtzeitig nach Lillehammer bringen sollte, doch ihre Vorgesetzten machten dem einen Strich durch die Rechnung, denn sie fühlten sich nicht Verantwortlich für die Verbindung. Sichtlich fustriert fragten wir die gestressten Beamten nach alternativen aus, doch keine konnte uns befriedigen, denn es war entweder auf eigene Kosten mit einem Taxi weiterreisen oder das gleich mit einer Unterkunft. Da sie uns keine Garantien bezüglich der Kostenübernahme geben konnten, verzweifelten wir nur noch mehr. Wir versichterten den Beamten vor Ort, dass unsere Frustrierung nicht ihnen galt und sie sprachen uns ihre Sympathien aus, denn sie waren selbst verärgert mit ihrem Unternehmen. Sie versicherten uns sogar, dass sie einen Bericht über dieses Fauxpas schreiben werden, auf das es nicht wieder passiert, doch konnten uns nicht weiterhelfen. Neben uns machte die Norwegerin, die uns schon früher geholfen hatte, ihren Missmut zu gelten und forderte die Beamten auf uns zu helfen. Als letzte Möglichkeit riet uns der junge Beamte doch erst nach Lillehammer zu fahren, in der Hoffnung dort auf einen Beamten des anderen Zugunternehmens zu stoßen, der uns eventuell weiterhelfen könne. Wir stiegen also in den Bus, fuhren ab und hier sitze ich nun und schreibe.

3:00 Uhr

Als wir in Lillehammer ankamen, erwartete uns eine schlafende Stadt. Wir liefen zum Bahnhofsgebäude, aber bis auf einen trunkenen Radfahrer, der prekäre Laute von sich gab, war es leer. Wir setzten uns auf den Boden und versuchten eine aktive Hotline zu finden, doch vergebens. Also suchten wir den Bahnhof nach leben ab, welches schnell zu uns kam, in der Form von zwei Polizeibeamten, die den Radfahrer abholten. Die Beamten verwiesen uns dann zu den verbliebenen Busfahrer welche uns mit wenig Englisch und vielen Gesten in Richtung der Hotels wiesen.

Blick auf den bahnhof in Lillehammer

Am ersten Hotel angekommen stellten wir fest das dieses bereits seine Pforten geschlossen hatte. Wir teilten uns also auf und suchten nach geöffneten Etablissements. Ich folgte hellen Leuchtreklamen mit fremden Worten doch fand nur Bürogebäude und Kirchen. Die Anderen waren jedoch erfolgreicher und führten mich in das Foyer eines gemütlichen Hotels. Die lächelnde Dame an der Rezeption bot uns an es uns in den Aufenthaltsräumen gemütlich zu machen, sollten wir keine Hotel finden, und lud uns auf Kaffee und Tee ein. Sie rief verschiedene andere Hotels für uns an doch alle waren, wie das in dem wir standen, vollständig ausgebucht. Also entschieden wir uns zu bleiben und das Beste aus der Situation zu machen. Auf die Frage ob ich meine Isomatte ausbreiten könnte, bot mir die gastfreundliche Rezeptionistin einen seperaten Raum im Keller an, in dem ich es mir gemütlich machen könne. Ich bedankte mich bei der Sameriterin, nahm meine sieben Sachen und ging herunter in den Keller, während die anderen im oberen Raum verweilten.

Als ich durch die Tür spähte, sah ich ein Wunderschön eingerichtetes Zimmer mit blauen Tapeten, Antiken Möbeln, einem Kamin, und einer Sitzecke. Die Wände zierten Bücherregale, wie man sie von seiner Großmutter kennt, eine Großvateruhr und in goldene Rahmen gesetzte Gemälde. Durch Wandleuchten wurde der Raum in ein dimmes Licht gesetzt. Dort baute ich mir mein kleines Nachtlager, vor dem ich nun sitze und schreibe. Gute Nacht.

Aufenthaltsraum in Hotel
Aufenthaltsraum in Hotel


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