Veröffentlicht: 10.08.2018
Der Morgen beginnt, wie der letzte Abend geendet hat – mit Regen, Regen und nochmal Regen. Ohne Unterlass gießt der Himmel Wasser über uns aus, in verschiedenen Intensitäten. Die Sichtweite ist entsprechend niedrig, manche Wolken hängen so tief, dass sie fast in Griffweite scheinen. Dennoch steht der Entschluss, die Wanderung nachzuholen, die wir gestern nicht gemacht haben. Im Wanderführer wird sie als „Panoramaroute“ tituliert, mit Blick auf hohe Gipfel in Jotunheimen. Naja, Panorama ist gerade nicht, aber bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt. Die Wanderung startet mit einem Faux-Pas meinerseits. Ich gebe als Fahrtziel „Vågå“ ein, wie es im Wanderführer steht. Als wir kurz vor Vågåmo sind, was sich im Gudbrandstal befindet und nicht in Jotunheimen, kommt mir der Verdacht, dass wir fehlgeleitet wurden. Also gleiche ich die Google-Route mit Locus ab und stelle fest, dass wir wieder ein gutes Stück die Straße zurückfahren müssen, die wir tags zuvor für die Fahrt ins Gudbrandsdalen nahmen. Einen Ort namens Vågå gibt es am Start der Route nicht, muss wohl ein Fehler in der Anfahrtsbeschreibung unseres Wanderführers sein.
Endlich am korrekten Ausgangspunkt angekommen, ist das Wetter keineswegs besser geworden, eher sogar noch schlechter. Tja, heute muss wieder die komplette Montur an Regenkleidung angelegt werden, auch wenn ich es wie Pest hasse, mir unter körperlicher Anstrengung wie in einem Treibhaus vorzukommen. Immerhin ist die extra für Norwegen angeschaffte Regenjacke leicht und einigermaßen „atmungsaktiv“.
Der Weg beginnt an einer Brücke über die Russa, einem wilden Gebirgsfluss, der zumeist durch ein felsiges Bett rauscht, und führt an dieser flussaufwärts entlang. Der Weg ist im Vergleich zu den Touren der vergangenen Tage einfach, moderate Steigung und weniger Steine. Er führt die ersten Kilometer durch einen Wald aus niedrigen Kiefern mit ein paar Zwergbirken hier und da. Das gesamte Gebiet ist Weideland, ständig begegnen uns Schafe, die oft neugierig näherkommen, aber bei der kleinsten unachtsamen Bewegung unsererseits die Flucht ergreifen.
Nach ein paar Kilometern leichtem Bergauf wird der Baumbewuchs spärlicher, statt Kiefern gibt es jetzt fast nur noch Zwergbirken und -weiden. Vor uns liegen das langgezogene Tal der Russa und hohe Gipfel. Die Sicht ist leider immer noch bescheiden, und so machen wir nach zwei Stunden Laufzeit und einer Brotzeitpause die Kehre.
Auf dem Rückweg, der natürlich bergab geht, beginnt
mein rechtes Knie, Probleme zu machen. Es fühlt sich wieder genau so an wie vor
paar Monaten, als ich deswegen nur noch unter Schmerzen Treppen hinabsteigen
konnte. Ich hoffe, dass es bis spätestens zu den Lofoten wieder kuriert ist. Wir
haben noch ein paar Wanderungen in Planung.
Der
Abend ist genauso verregnet wie der Tag, meine Stimmung wegen meines Knies und
des Dauerregens etwas gedrückt. Mal sehen, was der morgige Tag bringen wird.