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Im Hochland von Boquete

Veröffentlicht: 27.01.2017

08.01.17 – 14.01.17

Nach einigen Startschwierigkeiten mit Santa Catalina, bin ich nun fast etwas traurig, diesen Ort zu verlassen. Es war ja dann wirklich eine schöne Zeit und ich habe mich in meinem Hostel sehr wohl gefühlt. Panamaisch pünktlich kommt der Shuttle-Bus 15 Minuten zu spät. Aber immerhin muss ich bei der Mittagshitze mit meinem Rucksack nicht irgendwohin laufen. Der Shuttle-Bus, elf Passagiere, neun Deutsche, alles Paare außer mir. Das stellt doch so ziemlich genau die Situation in Catalina im Kleinen dar.

Die Fahrt nach Boquete dauert mit Stopps circa vier Stunden. Es geht durch wunderschöne Landschaften. Es ist hügelig bis bergig. Alles ist recht steil und spitz, aber überhaupt nicht felsig und die Hügel und Berge sind auch nicht komplett mit Dschungel überwuchert, sondern von Wiese überzogen auf diesen dann einzelne Bäume und Palmen stehen. Wunderschön und sehr besonders. Das habe ich so noch nirgendwo anders gesehen. O, wie schön ist Panama? Voll schön! Leider bin ich wohl so fasziniert von der Landschaft, dass ich nicht ein Foto schieße.

Auf der Fahrt kommt man unter Deutschen Reise-Junkies natürlich ins Gespräch. Es ist schön mal wieder Deutsch sprechen zu können und sich mit den anderen über Reisen, Länder, Orte auszutauschen. Dass ich nicht in San Blas war, war auch nicht meine beste Entscheidung. Alle, die da waren, sind total begeistert. Nun gut, das ist halt gelaufen, zurückreisen werde ich nun nicht mehr, geht nach vorne, also nach oben, nach Norden.

Je näher wir Boquete kommen, desto wolkiger wird es. Dann fängt es an zu regnen. Als wir in Boquete aus dem Bus steigen, bin ich froh, dass ich meine Wind- und Regenjacke griffbereit habe. Nach zehn Tagen Hitze mal wieder zu frösteln ist irgendwie ganz geil. Ich werde hier am Drop-Off des Shuttles von der Schule abgeholt. Diese Woche habe ich ja die erste Woche Spanischunterricht. Es wird immer kälter und windiger, aber nach einer dreiviertel Stunde kommt Charlie, ein Franzose, der eine Panamaerin geheiratet hat. Diese Panamaerin, Katherin, sitzt mit im Auto und ist zudem noch meine Lehrerin für die nächste Woche.

In Schule/ Hostel bekomme ich eine kurze Einweisung. Charlie spricht dabei wahnsinnig schnell eine Mischung aus Englisch und Spanisch mit deutlichem Französischem Akzent, aber ich kann irgendwie folgen. Da es mittlerweile schon halb acht ist, bringt er mich zu meiner Familie, da ich ja ein Homestay gebucht habe. Das Haus der Familie liegt um die Ecke der Schule, ist also zu Fuß zu erreichen.

Dort angekommen, werde ich freundlich von Miriam, der Gastmutter, und Amilcar, ihrem Sohn, begrüßt. Wie ich dann erfahre, ist das alles an Gastfamilie. Das ist komisch und ich hatte es mir anders vorgestellt. So sitze ich irgendwie immer im Mittelpunkt und stehe mir auf der Zunge, was das Spanisch sprechen angeht. Zum Abendessen bekomme ich noch ein paar Patacones mit Spiegelei und drücke mir ein paar spanische Wörter ab.

Es ist auf jeden Fall sehr interessant, mal ein Panamaisches Haus von innen zu sehen. Alles ist sehr spartanisch und irgendwie kahl. Der Boden ist polierter Beton. Ist ja irgendwie stylisch, ich würde aber fast drauf wetten, dass das hier nicht aus hochmodernen Innenarchitekturgründen so gewählt wurde. In der Küche sind Spüle und Arbeitsfläche einfach ebenfalls aus Beton. Die Decken, an denen die einzige Beleuchtung, eine nackte Glühbirne, montiert sind, sind sehr hoch und enden einfach unter dem Wellzinkdach ohne irgendeine abgehängte Decke.

Da wären wir auch schon bei meinem Problem der ersten Nacht. Es schüttet schwallweise wie aus Eimern und das ist auf dem Dach verdammt laut. Hinzu kommt ein starker böiger Wind, der sich so anhört, als ob er das Haus umreißen würde. Ich wundere mich bei jedem Windstoß, dass das Haus nicht wackelt. Spontan lade ich ein App zur db-Messung herunter. Max 73 db. Ich google und, oha, das liegt zwischen Verkehr und Rasenmäher. Au fein, na dann gute Nacht. Glücklicherweise ist das WiFi super und ich kann schlaflos netflixen.

Um sechs ist meine Nacht endgültig vorbei. Nach weiterem netflixen, muss man ja ausnutzen, die gute Verbindung, stehe ich auf, bekomme n paar Cornflakes, fühle mich unpassend und latsche rüber zu Schule/ Hostel. Da ist es voll schön, ich lerne direkt ein paar Mädels aus der Schweiz kennen, fühle mich dort viel mehr in einer Familie und regle direkt, dass ich am nächsten Tag ins Hostel ziehe.

Nachdem ich alles geregelt habe, wandere ich nach Boquete. Das Hostel liegt etwas außerhalb und ich erreiche den Ort nach anderthalb Stunden über schöne Umwege. Es ist immer noch extrem windig und ich bin froh, dass ich den Weg schaffe ohne was an den Kopp zu bekommen. Im Ort gehe ich etwas zu Mittag essen und treffe dort eines de Pärchen aus dem Shuttle-Bus. Das ist echt witzig. Die zwei scheinen auch viel zu reisen, aber gerade, wenn man sie reden hört, scheint es so, dass es überall scheiße ist. Dann sollte man doch lieber zu Hause bleiben und Geld und Zeit auf etwas anderes verwenden.

Hänge Abends im Hostel mit den Schweizer Mädels rum. Dann kommt noch Malin aus Schweden dazu. Ich bin natürlich mal wieder mit Abstand die Älteste. Es ist so nett, dass ich gar nicht gehen möchte, will aber zum essen um sieben „zu Hause“ sein. Dort gibt es, welch Überraschung, Reis mit Bohnen und Ei. Yeah!! Es schmeckt wirklich gut, ist aber einfach sooo langweilig. Ich fühle mich anfangs wieder sehr fehl am Platz, allerdings lockt mich Amilcar, der fast 16-jährige Sohn, aus der Reserve und ich unterhalte mich zwei Stunden mit ihm. Na ja, er redet natürlich deutlich mehr als ich, aber immerhin verstehe ich das meiste, was er erzählt. Der Abend zeigt mir, dass es schon echt Sinn macht, bei einer Familie zu wohnen, wenn man die Sprache lernen will. Ich hatte aber auch eher erwartet, dass die Familie größer ist und ich mehr der alltäglichen Kommunikation lauschen kann. Wie auch immer, ich habe mich nun für den Umzug ins Hostel entschieden und das mache ich nun auch.

Nach einer wieder sehr stürmischer und dadurch kurzen Nacht also schon wieder Rucksack packen. Das war wohl nicht die allerbeste Idee einen Rucksack für nur 50€ zu kaufen. Er Ist schon an einer Stelle gerissen. Mist, aber das nähe ich die Tage bevor es weitergeht. Ich quatsche lange mit Ingrid, der die fünf Sprachschulen mit Hostel in Panama und Costa Rica gehören, gehe in den Supermarkt, mache mir endlich mal wieder selber was zu essen und dödel ein bisschen rum, dass ich es fast nicht mehr schaffe, meine Hausaufgaben für den Unterricht zu machen. Da nicht viel los ist, habe ich anstatt vier Stunden Gruppenunterricht, zwei Privatstunden. Das ist super, da ich merke, dass mir vier Stunden am Tag viel zu viel wären. Echt bekloppt, wenn man überlegt, dass man normalerweise acht Stunden arbeitet. Aber bin halt im Urlaubsmodus. Abends essen wir alle zusammen und trinken Wein. Malin plant ein WorkAway auf der Isla San Christobal in Bocas del Toro. Hört sich echt spannend an. Hatte ich ja während meiner Planung auch überlegt, dann aber verworfen, da man meistens sechs Wochen und mehr dafür einplanen muss. Ihres geht aber nur neun Tage und ich mache mir so meine Gedanken.

Am nächsten Morgen machen wir alle eine Tour mit. Zuerst geht es mit dem Bus und einem viel zu kurzen Marsch zu heißen Quellen. Aber in die natürlich angelegten Becken mit 30 und 40 Grad heißem Wasser, legen wir uns erst nachdem wir uns im kalten Fluss etwas abgekühlt haben. Schön, mal wieder baden zu gehen. Mit dem Bus geht es zum nächsten Stopp. Wir laufen leider wieder nur ein sehr kurzes Stück, das aber Lust auf mehr macht. Wir erreichen einen wunderschönen Wasserfall mit Becken zum Schwimmen, plantschen, schauen, genießen, saugen alles in uns auf.

Abends entscheide ich mich dafür, dass WorkAway mitzumachen und Malin fragt, ob die noch jemanden brauchen. Am nächsten Morgen bekommen wir die Antwort und ich kann mit. Wir freuen uns sehr und sind mega gespannt. Die haben Pferde, machen aus eigenen Kakaopflanzen ihre eigene Schokolade und Eiscreme und haben ein kleines Haus, das sie an Gäste vermieten, die dann auch bekocht werden. Wir sollen bei allem ein bisschen helfen.

Ich habe ja wieder meinen alltäglichen Spanischunterricht. Oh Mann, habe ich heute einen Knoten in der Rübe. Als ob es meine erste Stunde ist... in meinem ganzen Leben. Aber irgendwie geht mir auch das Unterrichtsmaterial auf die Nerven. Es ist teilweise total unlogisch und bescheuert aufgebaut. Plötzlich werden Sätze in Vergangenheitsform benutzt, obwohl Vergangenheit noch gar nicht dran war. Wie soll man den denn dann verstehen. Außerdem sind überall Fehler drin, die sogar mir auffallen und scheinbar nicht korrigiert werden. Bin heute auf jeden Fall echt angenervt davon und überlege stark, ob ich das noch weitermachen will. Das kostet immerhin $225 für ne Woche und da muss es sich schon lohnen. Zumal ich das Geld auch gut für andere Aktivitäten ausgeben könnte.

Heute geht in Boquete die Féria de las Flores y de Café los. Soll wohl ein großes Volksfest sein. Also groß im Vergleich zu der Winzigkeit des Ortes. Laut Lonely Planet gibt es kaum Kaffee, dafür aber umso mehr Rum. Als wir am frühen Nachmittag dort sind, ist es noch geschlossen und wir fahren nach einem billigen Mittagessen wieder zurück. Nachdem Malin und ich unsere faulen Popos zum Joggen bewegen können, fahren wir abends dann nochmal hin. Eigentlich haben wir Bock zu tanzen. Es sind auch zwei Party-Disco-Musik-Bereiche aufgebaut, wo wie immer, selbst für eine Party, zu laute Musik gespielt wird. Es ist mega windig und kalt und es regnet und wir fahren nach Hause. Mitternachts-Snacki, Netflix-Film, Bett. Wir Party-Girls, wir...

Letzter Tag in Boquete. Malin ist noch immer angenervt, dass sie die Vulkanwanderung nicht machen kann. Die Wanderung auf den Vulkan Barú schaut so aus, dass man abends um 23 Uhr losläuft und im Dunklen den Aufstieg macht. Wenn alles gut läuft, ist man dann nicht zu früh (saukalt und dunkel) und nicht zu spät (Sonnenaufgang vorbei) zum Sonnenaufgang oben am Viewpoint. Von dort hat man einen atemberaubenden Blick über ziemlich viel Panama und vor allem sieht man beide Ozeane Pazifik und Atlantik. Wenn man Pech hat, liegt aber die Spitze des Vulkans in den Wolken und man sieht einfach mal gar nichts. Ich hatte mich aus den diversen Gründen ziemlich schnell gegen diese Wanderung entschieden. Die letzten Wanderer, die vor ein paar Tagen gestartet sind, mussten aufgrund schlechten Wetters mit dem Hubschrauber vom Berg geholt werden. Seit dem ist der Nationalpark geschlossen. Leider kann man den sehr empfohlenen Quetzal-Trail dann auch nicht wandern.

So nehmen wir uns heute nur eine kleine Wanderung vor, die Hidden Waterfalls. Wir fahren mit dem Taxi an Boquete vorbei und höher in die Berge. Hier ist es noch kühler und feuchter, aber wir sind total geflasht von der Natur. Auf rund 1800 Höhenmetern wachsen hier im Gegensatz zu heimischen Gefilden riesige Bäume. Es nieselt so vor sich hin, was eine tolle Stimmung schafft, vor allem, wenn immer mal wieder die Sonne durch Wolkenlücken lugt. Aber der Weg ist nass und schlammig und ich rutsche, wenigsten nur einmal, aus und setze mich in den Matsch. Völlig egal, wir finden alles großartig: Look at this, look at that... Woooow!! Eigentlich sollen drei Wasserfälle zu wandern sein. Wir finden nur einen. Nicht gerade die Beschilderung des Alpenvereins. Aber auch das stört uns nicht. Wir sind befriedigt von Weg, Bewegung und Natur. Außerdem ist Malin in ihren Shorts kalt und ich muss ja auch wieder zum Spanischunterricht ,auf den ich richtig Bock habe. Immerhin klappt es heute wieder richtig gut.

Ich koche abends noch für uns. Red Snapper mit Kürbis-Kartoffel-Stampf und Tomaten. Was halt noch so über ist... Dann Rucksack packen und früh schlafen. Morgen geht es zeitig los nach Bocas del Toro und dem WorkAway.

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#boquete#panama