
Veröffentlicht: 22.07.2019







































Kurz vor 7 schaffe ich es dann in die Senkrechte und sitze um 7.30h beim Bäcker, hole anschließend meine Sachen aus dem Hotel und bin um 8.30h schon unterwegs nach Westen. Ich folge heute also weiter der Great Ocean Road und heute sollen die ganzen weltbekannten Highlights wie die 12 Apostels an meiner Strecke liegen. Es ist bewölkt, windig und 14°C. Also auch der süd-australische Hochsommer ist nicht unbedingt immer heiß…Glücklicherweise habe ich meine zip-off-Hosenbeine an die Hose gemacht, hab eine dünne Fleecejacke an und so rolle ich die recht leere Küstenstraße entlang. Ein paar Fotostopps später bin ich bei nun blauer werdendem Himmel bei den 12 Apostels.
Von diesen Kalksteinsäulen, die bis zu 60m hoch sind, gibt es allerdings nur noch 8. Es waren auch nie mehr als 9 und so ist es nicht ganz klar, warum die Dinger 12 Apostels heißen. Egal. Die Erosionskraft des Meeres wird sicher dafür sorgen, dass irgendwann nicht einmal mehr die 8 dort stehen, die man heute sehen kann. Die 12 Apostels sind übrigens nach dem Uluru die zweitmeist fotografiertes Sehenswürdigkeit in Australien – wer hätte das gedacht? Ich hätte eher auf die Oper in Sydney getippt.
Menschenmengen sind hier unterwegs. Ein asphaltierter Weg führt hinunter auf ein paar Aussichtspunkte und zwischen den Wolken erbarmt sich dann doch immer mal die Sonne und taucht die Felsen in fototaugliches Licht. Mittlerweile sind es 17°C – ich kann mich meiner Jacke entledigen, laufe dort noch ein bißchen herum, sehe noch ein Wallaby und fahre dann aber weiter. Es gibt hier direkt noch zwei Felsbuchten, die man ansehen kann, die ich aber auslasse (Lord Ard Gorge und irgendeine „Grotto“. Bei der Felsfomation „London Bridge“ und „The Arch“ halte ich aber gern nochmals an. Die London Bridge oder auch London Arch war mal eine Felsformation mit 2 Bögen, wovon der vordere – der mit der Festlandsverbindung – unvermittelt 1990 einstürzte. Zwei Touristen, die auf dem vorderen Teil unterwegs waren, mußten per Heli geholt werden. Heute ist also der danach in London Arch umbenannte Rest nur noch ein Bogen, aber liegt vor einer wunderschönen, weißsandigen Bucht und da die Sonne so schön scheint, genieße ich hier die Blicke gerne etwas länger.
Ein kleines Stück weiter gibt es die Bay of Islands –ach ja, das gibt’s doch in Neuseeland auch – also gleich mal gucken, wie das hier aussieht. Oh, ganz anders, als in Neuseeland. Während in Neuseeland dies wirklich ein Gebiet mit vielen bewohnten, bewaldeten Inseln vor der Nord-Ostküste der Nordinsel ist, ist es hier eher ein Küstenabschnitt mit kleinen Felsinseln. Ich treffe zwei Deutsche, die mit ihren Motorrädern auf Weltreise sind. Irre, was die Leute alles so machen.
Bei Warrnambool bin ich um 15.30h und fahre erstmal zu einer Viewing Platform über den Strand. Zwischen April und Oktober kann man von hier Wale sehen. Heute also nicht. Aber der Strand ist gigantisch, die Brandung schön – die Sonne scheint bei 20°C.
Das Redwood Manor Hotel ist echt der Kracher: Eine etwa 80qm große Wohnung mit zwei Schlafzimmern, Küche, Bad, Wohnzimmer. Eigentlich für 4 Personen. Ichwerfe kurz alles ab, mache mir einen Kaffee (denn auch das gibt’s hier und Milch ist im Kühlschrank) und fahre dann 12km zum Tower Hill Wildlife Reserve. Es ist nichts los hier, das Visitor Center ist auch schon zu (seit 17h). Ich laufe zunächst den Boardwalk durch dichtes Schilf. Wenngleich der Park „Hill“ heißt, ist er doch im Wesentlichen ein erloschener Vulkankrater, der mit Wasser gefüllt ist. Lava-Gestein sieht man hier überall. So läuft man eben hier über einen Boardwalk durch dichtes Schilf, sieht sumpfigen Grund und hört mehr Tiere, als man sie sieht. Am Ende aber erreicht man einen Eukalyptuswald und wieder sitzen oben in den Bäumen Koalas, allerdings sehr weit weg. Plötzlich raschelt es aber links von mir im Schilf und es betreten zwei Emus in kurzer Entfernung meinen Weg.
Nach einer Stunde bin ich wieder am Visitor Center und entscheide mich einen weiteren Loop zu laufen – dieses Mal um den einen Teil des Kratersees. Der Weg ist zunächst gut zu gehen, das Licht wird langsam mild und warm und ich laufe tapfer bergauf. Leider wird der Weg dann sandig und zwar eher wie Strand, so dass das Laufen eher mühsam wird. Dazu bin ich wirklich völlig allein hier und da ich nunmehr über riesige Wurzeln klettern und mich unter quer wachsenden niedrigen Baumstämmen durch quetschen muß, bin ich – trotz der Begegnung mit einem ebenso erschrockenen Känguruh ganz froh, ohne verstauchten Fuß wieder eine etwas zivilisiertere Form des Wanderwegs zu erreichen, ohne, dass mir eine Schlange in diesem Dickicht begegnet wäre. Puh! Meine Füße in den Sandalen sehen aus, als wäre ich seit 3 Monaten auf der Walz und hätte nie geduscht. Ein Känguruh, noch einen Emu und etliche Hasen später bin ich dann wieder beim Auto. Hunger! Google Maps zeigt mir einen Chinesen in Warrnambool an, der sich letztlich als ein ziemlich – nun ja - gewöhnungsbedürftiger Take-away herausstellt. Atmosphäre einer DDR-Polizeistation. Für 12$ hole ich mir hier von einem gemischten Buffet eine Schüssel mit allem, was es gibt, fahre in mein Hotel und bin pappsatt, als ich das auf habe. Das übliche Abendprogramm: Duschen (Matschberge nach Säuberung der Füße in der Duschwanne) Bilder sichern, Tagebuch schreiben, Akkus laden, Feierabend.
Morgen verlasse ich das Meer und fahre in die Berge.
