Neuseeland 2019/2020
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17.-18.12. - Tag 11-12 - Zwei Tage/Eine Nacht mit dem Kajak im Doubtful Sound (+ 2 unspektakuläre Tage in Queenstown)

Veröffentlicht: 26.12.2019

Beim Abendessen in Manapouri erfuhren wir dann lustigerweise, dass der Dauerregen auch dort in der Gegend noch einige Tage anhalten  und die Temperaturen dabei noch etwas mehr sinken sollten, auf ca. 4 Grad nachts. Beste Voraussetzungen für eine zweitägige Kajaktour mit 5 Grad warmen (oder eher kalten) Fjordwasser samt Zeltübernachtung auf einer einsamer Insel. Etwas skeptisch gingen wir zu Bett, um am nächsten Morgen um 6(!!) Uhr aufzustehen und festzustellen, dass es tatsächlich inzwischen trocken geworden war und bislang keine Wolke am Himmel zu sehen war, immerhin.

Die Kajaktour hatten wir über "Go Orange", einen Outdoor-Adventure Veranstalter gebucht und waren dank zahlreicher vorher gelesener Blogeinträge ziemlich gut über den Ablauf der Tour informiert.

Erst ging es von Manapouris Hafen mit dem Schiff über den großen "Lake Manapouri". Am Seeende angekommen, schaukelte uns dann ein Bus über einen holprigen Pass nochmal eine Stunde direkt bis an den Doubtful Sound heran.

Im dem dortigen kleinen Wassersportcenter lernten wir erst Charlotte unseren Guide für die nächsten Tage kennen, eine lustige Neuseeländerin um die Mitte zwanzig, deren Lieblingssatz "How is it going Team" wir in den nächsten Tagen noch sehr oft hören würden, sowie unsere Mitreisenden, drei Engländer, zwei Australier und eine Koreanerin. Ein von Anfang an lustiges Trüppchen mit dem wir in den kommenden Tagen echt viel Spaß hatten, aber auch eine Menge über Chinas Politik, den Brexit, das Wissenschaftssystem usw. diskutierten, eine angenehme und tolle  Mischung.

Charlotte händigte uns auch direkt unsere Ausrüstung aus, ein Thermohemd, einen langen Neoprenanzug, eine Fließjacke, eine Mütze, einen Sonnenhut, die Spritzdecke für das Kajak, eine Regenjacke sowie natürlich eine Schwimmweste. Dazu zwei wasserfeste Säcke in die wir unser Essen, Schlafsäcke, Kissen etc. verstauen konnten. Außerdem wurde sämtliche Ausrüstung wie Zelte, Isomatten, Kocher, Töpfe, Beleuchtung etc., die wir neun in den nächsten brauchen würden, gerecht auf die vier Doppelkajaks verteilt. Charlotte hattet ihrerseits die Notfallausrüstung an Board. Nach einer kurzen Technik Einführung am Kiesstrand des Doubtful Sounds ging es auch schon dick und wasserfest eingepackt direkt aufs Wasser, was uns alle sehr freute, da an Land die pure "Sandfly" Plage herrschte.

Diese etwa 2 mm großen fiesen Tierchen, im Deutschen besser bekannt als Kriebelmücken, treten am liebsten in Schwärmen auf. Man findet sie in ganz Neuseeland, bevorzugt aber dort, wo Wasser in irgendeiner Form in der Nähe ist. Da hier gerade der regenreichste Frühling und Sommer seit Jahren herrscht, kann man sich die Masse der schwarzen Tierchen ungefähr vorstellen, die an jeder ungeschützen Haustelle sofort zustechen. Wenige Stunden später schwellen die Stiche fies an und jucken tagelang (sind aber ansonsten ungefährlich). Einziges Gegenmittel: Rauhe Mengen an Insektenschutzmittel (riecht und schmeckt wiederlich) oder das Bedecken jeglicher Hautstellen (für den Kopf gibt es besonders schicke Überziehnetze ;-) ). Wie dem auch sei, man schafft es einfach nicht ungeschoren davon zu kommen und ist einfach nur froh, sobald man sich in oder auf das Wasser oder in geschlossene Räume/Zelte flüchten kann.

So war auch unser Kajak Trüppchen erleichtert, als wir endlich vollbeladen auf dem Wasser anfingen zu paddeln. Es regnete nicht und war windstill, das Fjordwasser lag eben wie ein Spiegel zu Fuße der steil emporragenden Regenwaldberge. Bei diesen traumhaften, später sogar teilweise sonnigen Bedingungen, glitten wir lautlos immer weiter in den Milford Sound hinein. Totale Stille, nur unterbrochen vom Plätschern unserer Paddelschläge oder hin und wieder dem einen oder anderen Gespräch. Charlotte war eine super Führerin, die uns nahe an die Wasserfälle heranpaddeln ließ, die sich an unzähligen Stellen aus hunderten Metern Höhe durch den Fjordwald ihrern Weg nach unten bahnen. Wir sahen Paradiesenten-Familien und diverse Singvögel. Das Highlight war jedoch definitiv eine Gruppe Delfine, die nach einigen Stunden paddeln in Sichtweite unserer Boote ihre Runden drehte und bilderbuchreif immer wieder aus dem Wasser sprang.

So verflossen die Stunden. Um die Mittagszeit landeten wir an einem wilden Strand an, auf dem man optisch gerne wildromantisch den ganzen Nachmittag verbringen wollte. Aufgrund der Mücken aßen wir dort jedoch so schnell wir konnten und waren froh bald wieder auf dem Boot zu sein. Am Spätnachmittag nach ca. 18 Paddelkilometern waren wir am Ende des von uns gewählten Fjordarms angekommen,  und näherten uns damit auch der Insel, auf der wir für die Nacht unsere Zelte aufstellen wollten. Nachdem wir die vollbepackten Boote aus dem Wasser getragen hatten, hieß die nächste Challenge: Zeltaufbau, sich selbst und den Neoprenanzug im eiskalten Fjorwasser waschen und tockene Kleidung anziehen bei Sandfly-Großinvasion und somit im Zeitraffertempo. Umso glücklicher waren wir, als wir uns in das von "Go Orange" auf der Insel festinstallierten mannshohe Netzzelt flüchten konnten, eine so gut wie mückenfreie Zone.

Dort "kochten" wir (bzw. kippten kochendes Wasser auf unser gefriergetrocknetes Essen), teilten den mitgebrachten Wein sowie sämtliche Süßigkeiten und unterhielten uns. Aufstehen war für den nächsten Morgen um 6.00 Uhr geplant um rechtzeitig für Bus- und Seetransfer zurück am Startpunkt zu sein und somit beendeten wir den Abend nicht all zu spät. Bevor wir uns allerdings in unsere warmen Schlafsäcke kuscheln und in den Tiefschlaf fallen konnten, galt es noch zwei weitere Herausforderungen zu meistern: Besuch der Komposttoilette unter steter Sandflybegleitung (wirklich unschön) und Jagd der selbigen im Zelt (blutige Angelegenheit). Danach kehrte Ruhe auf der Insel ein, bis wir am nächsten Tag um sechs Uhr von Charlotte geweckt wurden.

Nach einem schnellen Frühstück verpackten wir alles wieder wasserfest in die Kajaks und waren abermals froh wieder auf dem Wasser zu sein, auch wenn die Mücken morgens noch nicht ganz so aktiv waren. Im Nebel und Nieselregen ging es langsam zurück, eine ganz andere Stimmung als am Vortag, die der Fjordlandschaft etwas nahezu Mystisches verlieh. Diesmal gab es auch Gegenwind und damit Strömung, so dass auch das Paddeln auch etwas sportlicher wurde.

Als wir am Mittag unseren ursprünglichen Ausgangspunkt erreichten, waren wir alle ziemlich erfroren, erschöpft, müde und zerstochen, aber vor allem glücklich diese zwei Tage ungestört im Doubtful Sound verbracht haben zu dürfen. Auch wenn man natürlich als Besucher immer irgendeine Spur hinterlässt, so sehr man sich auch bemüht nicht ins System einzugreifen, tragen doch hoffentlich genau solche Arten des sanften Tourismus dazu bei, das Verständnis für die Schönheit und Schutzbedürftigkeit der noch vorhandenen Natur auf unserem Planeten zu wecken und zu vertiefen.

Von 18.-20.12., also Tag 12-14, blieben wir in Queenstown, über das es wirklich nicht viel zu sagen gibt und dem ich hier auch keinen eigenen Beitrag widmen werde. Ein nicht wirklich hübsches kleines Städtchen, wunderschöne gelegen am See Wakatipu, in dem viel gefeiert wird und das zu Recht den Ruf als Ballermann der Südinsel genießt. Wir haben dort zwei Nächte in einem warmen Hostelzimmer verbracht, viel gelesen und geschlafen, Wäsche gewaschen, waren zweimal nett essen (einmal davon beim legendären "Fergburger") und haben unsere Vorräte für die anstehende 4-Tagestour aufgefüllt. Das Spannendste in dieser Zeit war, den ortsansässigen Optiker zu überreden, mir ohne Rezept eine Großpackung Tageslinsen zu verkaufen, da meine (alte Reise-) Brille auf der Kajaktour sich in ihre Einzelteile zerlegt hat und seitdem durch einen Stützverband aus Panzertape verschönert wird. 


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