Neuseeland - Die Nordinsel
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5.1.20 Kauris, Wasserfälle und Ruapekapeka Pa

Veröffentlicht: 15.01.2020

Den Vormittag widme ich nahe gelegenen Sehenswürdigkeiten. Zunächst fahre ich zum A H Reed Memorial Park, ein öffentlich zugängliches Gelände mit drei Rundwegen, die unter anderem hoch über dem Boden fast auf Baumwipfelhöhe verlaufen,- wenn es hier nicht so hohe und somit alte Kauri Bäume gäbe. 

AH Reed Memorial Park / Kauris

Deren Baumkronen bleiben unerreichbar. Ein Kauri ist ein ziemlich empfindliches Geschöpf. Ich hatte mit damit schon mal vor 5 Jahren befasst, als ich oben Richtung Cape Reinga unterwegs war. Der Kauri ist ein endemisches Gewächs, dass es nur in Neuseeland und hier nur auf der Nordinsel gibt. Auf der Südinsel mit ihrem rauheren und kälteren Klima, ist er nicht zu finden. 

Kauri-Rinde

Die ältesten und größten Kauris stehen an der Westküste und sind rund 2000 Jahre alt. Tane Mahuta war ein extrem erfurchtserfüllender Baum riesigen Ausmaßes. Die Kauris hier sind nur um die 500 Jahre alt, aber reichen auch, um sich den Nacken zu verrenken, wenn man die Krone sehen will. Ich weiß noch, dass Kauris erstmal ziemlich schmale Stämme haben, eher wie eine kleine Birke und um die 100 Jahre strebsam in Richtung Licht wachsen. Erst, wenn sie über die Wipfel der sie umgebenden Bäume ragen, beginnen sie mit er Ausbildung einer breiten Krone. Man erkennt Kauris oft in Wäldern, die man aus der Ferne sieht, weil sie immer die höchsten Bäume sind. Hier im A H Reed Memorial Park, sehe ich die dicken Stämme und die Kronen von unten. Wie überall, wo Kauris zugänglich sind, erfolgt eine penible Schuhreinigung vor Betreten des Waldbodens. 

Schuh-Reinigung vor Betreten von Kauri-Wäldern

Nicht nur, dass man die Schuhe / Sohlen abbürsten und ggf. auch mit Wasserdruck reinigen muß, sondern man geht auch über ein Desinfektionsbad, das beim Betreten nach oben sprüht. So habe ich erstmal etwas nasse Füße, als ich loslaufe. 

Die Kauris beeindrucken mich immer wieder. Ein bisschen weiter einige Treppen im Waldboden hinauf, sieht man (theoretisch) einen 24m hohen Wasserfall. Die Paranui Falls sind zu einem kümmerlichen Rinnsal geworden, denn hier hat es auch schon seit Dezember nicht mehr geregnet und der Wasserfall wird aus den umliegenden Flüssen gespeist, die aber zudem für die Landwirtschaft etc. angezapft werden und nur der overflow diesen Wasserfall bedient. Da ist dieses Jahr nicht viel übrig...

Irgendwo da hätten die Paranui Falls sein sollen


AH Reed Memorial Park

Der A H Reed Memorial Park ist auf jeden Fall eine schöne Option für einen kurzweiligen und kurzen Ausflug. 

AH Reed Memorial Park

Der Eintritt ist kostenlos, der Parkplatz allerdings für bestenfalls 10-12 Autos ausgelegt. Ich mußte erstmal etwas warten, bis ich dort parken konnte. Man kann dort auch freedom Camping machen. Drei Plätze sind dafür vorgesehen und die öffentlichen Toiletten an dem Parkplatz sind gut. 

Ich fahre weiter zu den bekannteren Whangarei Falls, wo ebenfalls der Parkplatz schon voll ist. Hier kann man auf einem Rundweg von etwa 30-40min rund um diese Fälle laufen. Sie sind wirklich schön, aber auch hier fehlt deutlich an Wasser, wenn man Fotos oder Postkarten mit der heutigen Realität vergleicht. Ein Kormoran sonnt sich auf einem Ast, der pittoresk aus dem Wasser am Fuße der Fälle ragt.  Oberhalb der Fälle hat man ein Memorial angelegt: Eine Rasenfläche mit 53 Bäumen, die man nach dem Moscheen-Attentat im März 2019 in Christchurch hier angepflanzt hat. Einen Baum für jedes Todesopfer.

Whangarei Falls
Kormoran an den Whangarei Falls

Da ich jetzt eh schon nördlich von Whangarei bin, werde ich heute nun noch zum Ruapekapeka Pa fahren. Dies ist eigentlich ein Schlachtfeld aus der Zeit der Nördlichen Kriege, die hier zwischen einigen Maori-Stämmen und den Engländern 1845-1846 stattfanden. Das Pa (also in etwa eine Festung/Verteidigungsanlage) ist eine außerordentlich erstaunliche Konstruktion gewesen. 

Die Wehranlage von Ruapekapeka

Die Maori haben sich hier im Inland auf einer Anhöhe eine Art Fort errichtet, wo sie einige logistische Vorteile hatten. Die Engländer mussten allen Kram erstmal hier her bringen, durch unwegsames Gelände, während die dennoch deutlich in der Unterzahl befindlichen Maori hier einige schwere Gefechte zunächst überstehen konnten. 

Blick von Ruapekapeka

Grund der Auseinandersetzung waren die Verträge von Waitangi. Diese Verträge machten Neuseeland zu einer Kolonie der britischen Krone. Durch Übersetzungsfehler (gewollt oder nicht) wurden die Paragraphen unterschiedlich ausgelegt und einzelne Interpretationen bemächtigten die Kolonialmacht, Maori zu enteignen, ihr Land zu beschlagnahmen und sie sowohl wirtschaftlich als auch kulturell völlig an die Wand zu drücken. Im Grunde also wie überall, ob man nun nach Kanada, in die USA, nach Afrika oder Indien schaut - die Kolonialmächte haben der nativen Bevölkerung immer praktisch alles weggenommen. 

Unterwegs nach Ruapekapeka

Nach Ruapekapeka Pa fahre ich nun knapp 40 km, wovon die letzten 5km Schotterpiste sind. Einsam fahre ich bei stürmischem Wind hier durch die Gegend und habe einen tollen Blick, wenngleich es heute etwas wolkig ist. Ruapekapeka heißt "Höhle der Fledermäuse" und umschreibt die Tatsache, dass die Maori hier eine unterirdische Anlage für sich gebaut haben, die zudem oberirdisch mit Palisaden und tiefen Gefechtsgräben und -Höhlen angelegt ist. 

Ruapekapeka Pa

Die Palisaden stehen nicht mehr und die Fläche der Anlage ist "tapu" also heilig. Man läuft also um diese grasbewachensen Kuhlen herum und kann sich kaum vorstellen, dass hier in der Einöde solche Schlacht stattgefunden hat. 

Ruapekapeka Pa in den Kuhlen waren die Krieger versteckt
Ruapekapeka

Der Häuptling, der hier allerdings zu Werke ging, hatte mehrfach einen Flaggenmast der Briten in einer nahegelegenen Siedlung abgesägt, was ihn zum Feind der Krone machte. Für ihn war dieses ein Zeichen der Nicht-Akzeptanz des Waitangi Treaty - aber von den Briten konnte dies natürlich nicht toleriert werden. Die Verträge waren 1840 von den Briten und 45 Maori-Häuptlingen unterzeichnet worden, aber der Unmut schwelte, bis es vier Jahre später zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen einigen Stämmen und den Briten kam. Andere Stämme schlossen sich den Briten wiederum an und kämpften gegen ihre eigenen Leute. Das Ruapekapeka Pa ist deswegen so berühmt und bekannt, weil es eines der größten und komplexesten Pas in Neuseeland war bzw. ist. Es wurde so angelegt, dass man sich auch gegen Kanonen verteidigen konnten. Die Briten traten hier in einer Truppenstärke an, die die der Maori um das Dreifache überstieg. Hone Heke, der Anführer dieses Maori-Stammes der Nhapuhi hat hier den ersten ganz wesentlichen und großen bewaffneten Konflikt zwischen den Maori und der Britischen Krone angeführt. Die Briten hatten zuvor über zwei Wochen gebraucht, Material und Menschen die 20km von ihrem Lager in die Nähe des Pa zu bringen. Am 27.12.1845 begann man mit dem Bombardement des Pa. Die Briten schafften es nicht, das Pa komplett zu belagern, da die Außenabmessungen zu gross für die Mannstärke war. Etwa 450 Maori mit 3 Kanonen standen hier fast 1200 Engländern mit etlichen Geschützen gegenüber. Als die Briten nach zwei Wochen Belagerung das Fort einnehmen wollten, stellten sie fest, dass die Maori praktisch alle weg waren, ohne, dass sie das gemerkt hatten. Kaum im Fort griffen die Maori an und eine blutige Schlacht entbrannte, die mehrere Menschen auf beiden Seiten das Leben kostete. 

Eingang zum Ruapekapeka Pa
Maori-Touristen in Ruapekapeka


Ruapekapeka Pa

Nach all dieser Bildung und Einblicken in diese traurige Phase der neuseeländischen Kolonialgeschichte Geschichte, mache ich mich auf in Richtung der Whangarei Heads. Eine Fels-Halbinsel hinter Whangarei. Aber schon während ich noch 30km davon entfernt bin, ziehen gelb-orangene Wolken vor die Sonne, es wird ein völlig apokalyptisches Licht und ich entscheide mich für einen kurzen Abstecher nach Onerahi einer Halbinsel südlich von Whangarei und nur 10min zu fahren. 

Unterwegs ziehen die Smog-Wolken vor die Sonne
Kaffee-Pause im Camper in Onerahi während es draußen apokalyptisch wird

Mit Blick auf das aufgewühlte Wasser, sitze ich erstmal in meinem Camper und mache mir einen Kaffee. Der Himmel sieht schlimm aus - es sind erneut die Auswirkungen der Buschbrände im 2.500km entfernten Australien. 

Versmogte Sonne


Eben war es noch warm und die Sonne schien...

Die Temperaturen sinken merklich und als ich um 16h zurück zum Campingplatz fahre, fahren alle Leute mit Licht, die Straßenlaternen sind eingeschaltet. Gestern um diese Zeit, lief ich in der Sonne durch Whangarei, heute ist nichts davon möglich. 

Whangarei Top10 Campground am 4.1. und 5.1. zur gleichen Uhrzeit am Nachmittag

Ich mache mir einen Salat, schreibe Tagebuch (also das hier) entscheide mich, hier noch eine dritte Nacht bis übermorgen zu bleiben und dann doch noch weiter nach Norden zu fahren, um auf Aroha Island eine Nachtwanderung mit hoffentlicher Kiwi-Sichtung zu machen. Für morgen hoffe ich auf klareres Wetter, um dann nochmals einen Anlauf zu den Whangarei Heads zu machen.

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