Veröffentlicht: 15.01.2020
Um kurz nach 6 war ich wach und saß schon 20min später hinterm Steuer Richtung Cape Palliser. Dies ist der südlichste Punkt der Nordinsel, ich wollte immer schon mal hier her. Die Fahrt von Ngawi, wo ich auf einem kostenlosen Platz gestanden hatte, führt tw. über eine Schotterpiste, manchmal eher für 1 Auto breit, bis zum Ende der Straße.
Die Sonne gab ihr Allerallerbestes und so kurz nach Sonnenaufgang ist das Licht einfach ein Traum. Die Berge hier sind sehr karg, dazu dunkle Strände, alles menschenleer.
Der Wind hier oben beim Leuchtturm haut einem fast die Kamera aus der Hand, aber dieser Weitblick, dieser tiefblaue Himmel, die Einsamkeit um diese Uhrzeit - einfach traumhaft. Etwas durchgefroren steige ich die 270 Stufen wieder herunter. Ich hätte eigentlich schöner direkt hier am Fuße der Treppe übernachten können. Der Platz in Ngawi war allein schon wg. der Beschaffenheit der Toiletten nicht das Beste. Hier hätte ich völlig alleine gestanden inkl. einer öffentlichen Toilette, die sicher sauberer gewesen wäre...
Ich fahre nun also wieder zurück Richtung Ngawi und mache in einer Bucht Halt, wo jede Menge Seals in der Sonne zu sehen sind. Die Seals, die in der Cape Palliser Seal Colony an mehreren Stellen zu sehen sind, aalen sich faul auf den Felsen in der Sonne und auch im Gras. Außer mir ist hier nur eine ältere Dame mit Handy, die auf dieser Stelle versucht, ein Telefonnetz zu bekommen. Sie wohnt hier oberhalb der Bucht und da gibt es kein Netz. Alternativ könnte sie auf den Leuchtturm steigen.... Sie versucht nur ihre Schwester zu erreichen. Das stelle ich mir auf Dauer echt etwas unglücklich vor, wenn man im Winter oder im Regen hier herlaufen muß - um festzustellen, es gibt heute auch hier kein Netz. So ist es auch heute und sie muß unverrichteter Dinge den Trampelpfad zurück gehen, auf dem quer ein gelangweilter sea lion liegt.
Ich komme nochmals durch Ngawi und bin amüsiert über die Reihen von Baggern und Traktoren stehen, die die Boote an Land ziehen, die hier zum Küstenfischen rausfahren. Ulkig, habe ich auch noch nirgendwo auf der Welt gesehen.
Ich bin dann heute weiter nach Norden gefahren, durch die back country roads. Es war so herrlich ❤️.
In dem hübschen Städtchen Martinborough gab's dann um 10.30h einen Kaffee, denn Frühstück war heute ausgefallen. Der Platz an dem ich in Ngawi letzte Nacht gestanden habe, war etwas bäh, daher bin ich da gleich morgens weg gefahren. Wahrscheinlich fassen sich alle schon an die Rübe, das ich dauernd meine Fahrt filme, aber es ist so schön hier (Videos sind nur auf Polarsteps in meinem Blog zu sehen:(https://www.polarsteps.com/VeeBee3/2825533-new-zealand-north-island-dec2019-jan2020.
Von anfangs kahlen Bergen am Cape Palliser, komme ich später hinter Martinborough durch die Weinregion.
Und wieder etwas weiter, als die Weinreben weniger und die Schafe mehr werden, kommen plötzlich endlose Kiefernwälder in Sicht, bis ich - vom Sturm ziemlich strapaziert - in Castle Point ankomme. Ich habe so herrliche Landschaft gesehen, bin wieder im 600 Kurven gefahren, habe heute die 2000km voll gemacht, seit ich an 18.12. in Auckland los bin.
Auf den letzten 30km sieht es aus wie in Kanada. Alle Hänge mit Kiefernwald bedeckt. Nun nochmal 5km Kurven und dann bin ich am Pazifik. Ich habe einen Stellplatz direkt oberhalb der endlosen Bucht mit Blick auf den Leuchtturm.
Der Ort Castlepoint ist nicht so wirklich auszumachen. Es gibt einen General Store, der aber leider nicht einmal ne Banane verkauft. Also irgendwie gar kein Obst... Aber 3 Eistruhen! 😂 Eis am Stiel hat wohl mehr Nachfrage...Mein Spaziergang zum Dorfkern führt hinter meinem Camper über den Strand, bis ich etwa 300m weiter die Hauptstraße durch den "Ort" erreiche.
Ich laufe die kleine Straße an der Bucht weiter und an Ende in eine riesige Sandkiste.
Hier parken auch Autos während der Ebbe und nur zu dieser Zeit kann man auf der anderen Seite den Aufgang zum Leuchtturm erreichen. Der Weg dort hoch wird zu einer echten Herausforderung, da der Wind mittlerweile in Böen Orkanstärke haben dürfte und ich mich streckenweise mit beiden Händen ans Geländer klammere.
Das Gestein neben dem Weg hat bis nach oben Zillionen von fossilen Muscheln gebunden. Der Blick auf die Bucht und die Küste Richtung Norden ist einfach gigantisch.
Völlig gesandstrahlt bin ich um 17.30h an meinem Camper, der im Sturm wackelt wie ein Lämmerschwanz. Draußen sitzen fällt definitiv flach und ich bin froh, dass ich einen Camper mit Stehhöhe habe, in dem der Koch/Küchenblock innen ist. Es gibt günstigere Camper, die flacher sind, bei denen Kühlbox, mobiler Gasherd und alle Aufbewahrungsfächer im Heck und man kommt dort nur heran, indem man draußen unter der geöffneten Heckklappe steht. Ich sitze gemütlich in meinem Camper, der Wind pfeift gnadenlos, aber ich hab Kaffee und später etwas zu essen auf Armeslänge :-D
Ich habe erst überlegt, ob ich hier noch einen weiteren Tag bleibe, aber es zieht mich weiter nach Norden und heute Nacht soll der Sturm nachlassen. Die Fahrerei mit diesen 2,70 hohen Teil ist ziemlich anstrengend bei solchen Windverhältnissen, zumal die Neuseeländer sehr ungehobelte Fahrer sind und man ewig bedrängt wird.
Es gibt jedoch kaum Ausweichbuchten und so hab ich dauernd irgendeinen Honk im Heck hängen - und das bei diesen kurvigen Straßen. Wenn es morgen noch genauso stürmen würde, wäre ich nicht gefahren, da die Strecke ziemlich von Fallwinden aus den umgebenen Hügeln versehen ist. Das war recht gemein. Nun gut - für heute hab ich genug erzählt. Der Sonnenuntergang in 30min scheint auszufallen. Ich hoffe, ich kann heute Nacht in diesem wackeligen Ding schlafen. Sicher besser als die Jungs, die 10m weiter fast eine Stunde vergeblich versucht haben, ihr Zelt 🏕 aufzubauen und dann in ihrer Verzweiflung nur noch einen Autoreifen auf das unaufgebaute Zelt geworfen haben und nun im Auto sitzen und auf dort übernachten müssen 🤣