Namibia 2023
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Oranje River

Veröffentlicht: 14.02.2023

Tag 3, 30.12.22, Oranje River Rafting Day 1

Eigentlich war die Übernachtung in dem kleinen Shack nur für 2 Personen gebucht. Mitten in der Nacht stellten wir dann fest, dass sich hunderte von Mücken dazu gesellten und uns um den Schlaf brachten. Erst ein Besprühen des Raumes mit einem Spray namens „Peaceful Sleep“ verhalf uns anschließend zu ein wenig mehr friedlichem Schlaf.

Etwas müde kommen wir zum Frühstück und treffen uns wieder mit unseren beiden Guides Craig und Dumi, den Geschwistern Annemarie und Willem aus Johannesburg bzw. Mosambik, dem frisch verheiratetem Paar JC und Sam, ebenfalls aus Johannesburg und Paul und Mareike mit ihren 2 Kindern, einer deutschen Familie die momentan im Senegal lebt.

Beim zweiten Briefing wird uns noch kurz erklärt, dass wenn der Guide das Paddel nach links hält wir uns links halten müssen, entgegengesetzt nach rechts. Paddel nach oben heißt „Stopp!“. Abgesehen davon, dass man diese Zeichen auf der ganzen Tour nicht einmal angewendet hat, ist dieses Briefing nicht wirklich informativ gewesen. Aber wer braucht das schon, der Oranje River wartet auf uns.

Der Oranje ist mit 2.160 km (mit Vaal 2.360 km) nach dem Sambesi der zweitlängste Fluss im südlichen Afrika. Er fließt durch Lesotho und Südafrika. Gemäß dem Helgoland-Sansibar-Vertrag bildet an seinem Unterlauf das Nordufer die Grenze zwischen Südafrika und Namibia. Die namibische Verfassung beschreibt im Gegensatz dazu die Flussmitte als Staatsgrenze, was von Südafrika jedoch nicht anerkannt wird.

Der Oranje entspringt als Senqu im Hochland von Lesotho und fließt von dort aus durch die Plateaulandschaften der Drakensberge in westlicher Richtung durch Südafrika. Nach Austritt aus dem Hügelland etwa auf der halben Strecke seines Laufes vereinigt er sich mit dem Vaal, seinem weitaus größten Nebenfluss, der etwa 200 Kilometer länger ist als der bis hierhin oft auch Oberer Oranje genannte Hauptfluss. Die Wasserführung des Vaal beträgt jedoch nur rund 57 % des Oranje.

Kurz vor Erreichen der Grenze zu Namibia hat sich der Oranje tief in das Gestein eingegraben und bildet dort, in der Nähe der Stadt Upington, die berühmten Augrabiesfälle, die das Zentrum des gleichnamigen Nationalparks sind. Auf den weiteren 500 Kilometern Länge bildet er die Grenze zwischen Namibia und Südafrika. Dabei durchquert er den Ai-Ais Richtersveld Transfrontier Park. Bei Oranjemund mündet der Oranje in den Atlantischen Ozean, wo er ein lagunenartiges Ästuar bildet, das als „Ramsar-Schutzgebiet“ ausgewiesen ist.

Der Oranje transportiert seit vorgeschichtlicher Zeit große Mengen Sand aus dem Landesinneren in das Mündungsgebiet im Südatlantik. Dort wird der Sand durch den Benguelastrom und den ständigen Südwestwind an die namibische Küste getrieben und zum Ausgangspunkt der Dünenbildung in der Namib. Daher wird der Oranje als der „Vater der Namib“ bezeichnet.

Da es in letzter Zeit in den Drakensbergen und vor allem in Johannesburg sehr viel geregnet hat, ist der Oranje viermal breiter als sonst und seine Fließgeschwindigkeit beträgt bis zu 11 km/h anstatt 1-2 km/h zu normalen Zeiten. Um dieses am eigenen Körper zu erfahren springen wir in den Fluss und versuchen gegen den Strom zu schwimmen und uns dann kurz treiben zu lassen. Ein sehr witziges Unterfangen, das uns die Kraft des Oranje spüren lässt.

Alles notwendige in wasserdichte Bags gepackt, die Getränke in die bereit gestellten Kühlboxen gelegt, unsere Boote beladen, alles fest verzurrt und noch einmal mit voller Montur in den Fluss zur Abkühlung gehüpft (es sind inzwischen 41 Grad) geht es los auf unsere 3-tägige Reise.

Nach ein paar Paddelschlägen erreichen wir die Flußmitte und beginnen, uns treiben zu lassen. Wir können uns darauf einstellen, dass das Rafting mehr ein Floating wird, der Spaß wird aber der Gleiche sein, dass wird uns schon nach ein paar Minuten bewusst.

Der Anblick der umliegenden Landschaft ist gewaltig und atemberaubend: majestätisch sucht sich der Oranje seinen Weg durch die Richtersveld-Wüste mit seinen Bergen an den Ufern. Wir erkunden die herrliche Aussicht und lassen die Seele baumeln bis ein komisches Zischen auf der Backbordseite unsere Aufmerksamkeit erfordert. Wir stellen fest, dass sich das Innere des Schlauchbootes ein wenig Luft durch ein kleines Loch verschafft. Ein kurzes Handzeichen und Dumi gleitet heran, um sich umgehend daran zu machen, das Loch abzukleben und das Boot wieder aufzupumpen, wohlgemerkt alles bei 11 km/h.

Ein Abenteuer der besonderen Art, denken wir uns jetzt schon. Pünktlich um 11 Uhr floaten Annemarie und Willem an uns vorbei, um mit uns anzustoßen. Wir ließen uns nicht lange bitten, holten ein eiskaltes Bier heraus und kühlten unsere Kehlen. Wir wissen nicht, wie hoch die Alkohlgrenze beim kajaking ist, aber da ja keiner von uns „fährt“ dürfte sie für uns eigentlich nicht gelten.

Bis zum ersten Stopp zum Lunch lassen wir uns weitertreiben. Mit ein paar Paddelschlägen durch kleinere Stromschnellen hindurch kommen wir doch noch zu ein wenig sportlicher Betätigung. Zur Abkühlung geht es immer wieder ins Wasser, wo wir uns mit unseren Schwimmwesten treiben lassen. Bei der Hitze im Moment der beste Ort denken wir uns und wechseln uns ständig ab, damit notfalls immer einer im Boot bleibt.

Nach einem kurzen Zwischenstopp zum Lunch geht es dann auch schon auf die Suche nach einer geeigneten Stelle für unser Nachtcamp. Es gibt keine festen Punkte auf der Tour, sondern man sucht sich jeden Nachmittag eine Stelle, die sich für ein Camp eignet.

Für die erste Nacht finden wir nach insgesamt 14 km Flussfahrt eine schöne Sandbank auf der südafrikanischen Seite. Jeder sucht sich ein geeignetes Plätzchen und wir schlagen unsere Zelte auf. Sogleich erkunden wir ein wenig die Gegend, gehen schwimmen (oder besser abkühlen bei weiterhin über 40 Grad) und genießen die Aussicht. Ebendiese meint Cindy müsste von oben noch viel schöner sein, schnappt sich ihren kleinen Rucksack und verschwindet für einen kleinen Hike.

Wir anderen sitzen gemütlich bei einem Getränk zusammen und erzählen uns Geschichten aus dem Leben. Cindy gesellt sich nach ihrer Wanderung zu uns und erzählt uns von Ihrer Wanderung, die sie über den Berg hinter uns führte und sie berichtet uns von traumhaften Ausblicken. Wir beschließen, sie morgen früh für einen Hike als unseren Guide zu engagieren.

Als sich die Sonne langsam senkt wird das Feuer entzündet und Craig und Dumi bereiten uns ein herrliches Abendmahl in Form eines Hühnchen Potjiekos.

Wörtlich übersetzt bedeutet Potjiekos so viel wie: „Kleiner Topf mit Nahrung“. Traditionell wird der deftige Eintopf in einem runden dreibeinigen gusseisernen Topf über dem Feuer gegart und warmgehalten. Die Zubereitung von Potjiekos steht vor allem für gemeinsame Interaktion und Geselligkeit. Gemeinsam am Feuer oder Kamin sitzen und den Eintopf zubereiten, während sich Gespräche entwickeln. Zu den häufigsten Zutaten neben Fleisch, zählen Gemüse, Reis oder Kartoffeln. Der vielfältigen Auswahl an Gemüse ist dabei keine Grenze gesetzt. Alles was schmeckt ist erlaubt.

Nach dem Essen gibt es noch einen frisch über dem Feuer aufgebrühten Kaffee. Dieser beendet einen wundervollen Tag und entlässt uns in die Nacht.

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