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Unsere Kanutour in Schwedens wilder Natur

Veröffentlicht: 23.07.2019

Auf diese Kanutour haben wir uns schon lange gefreut, vielleicht auch weil es das einzige war, was wir fix gebucht hatten.

Am 17. Juli reisten wir mit Penelope nach Svanskog, von wo aus unserer Kanutour am nächsten Tag starten würde. Wir bekamen zwei 60 l Fässer, welche wir mit unserer Ausrüstung füllen konnten. Somit packten wir Zelt, Schlafsack, Mätteli, Kocher, Essen und Kleider in die Fässer. Diese Tour sollte auch gerade ein Test für unsere Ausrüstung für die Trekkings in Südamerika sein. Am Abend folgte noch eine Besprechung der Tour mit Bettina von der Vermietung. Vor uns lagen in den nächsten fünf Tagen 60 Kilometer, welche gepaddelt werden mussten und vier Umtragungsstellen.

Der Traum vom selbst gefangenen Fisch, ausgenommen mit dem schweizer Taschenmesser, frisch auf dem Feuer zubereitet, liess Silvio doch nicht los und so beschloss er am Donnerstagmorgen doch eine Angelausrüstung zu mieten. Die halbstündige Einführung ins Thema Angeln und wie alles funktionierte, gab es, glauben wir, aus Leidenschaft gratis dazu. Um kurz nach zehn Uhr waren wir startklar und rollten das Kanu, welches auf einem Kanuwagen stand, mit unserem Gepäck drin ca. 500 m zu unserem Startpunkt. Da stachen wir in See und Silvio warf seine Angel aus. Wirklich keine fünf Minuten später begann für mancher der lang ersehnte Traum und für andere den Albtraum… Silvio hatte einen ca. 50 cm langen Barsch an seiner Angel. Wir legten an Land an und Carla liess ihn die Sache selbst machen, zu stark war der Ekel. Als der Fisch im Sack war konnte unsere Reise über den ersten See weiter gehen. Am Ende des ersten Sees gab es einen öffentlichen Badeplatz. Da zurzeit in Schweden alles sehr trocken ist, ist es nur erlaubt bei öffentlichen Feuerstellen ein Feuer zu machen. Silvio hat da seinen Fisch ausgenommen (dank youtube) und ihn genüsslich auf dem Feuer gebraten und ihn danach genossen.
Unsere Tour ging weiter durch kleinere Kanäle vorbei an schönen schwedischen Häusern. Ein Traum solch ein Ferienhaus. Bei einem Kirchgemeindehaus konnten wir unterwegs sogar noch eine frische Waffel abstauben. Am Abend legten wir am zweiten See auf einer einsamen Insel an. Die Abendsonne wärmte uns wunderbar und wir genossen einen herrlichen Nacktschwumm im See.

Am nächsten Tag ging unserer Fahrt weiter. Dieser zweite Tag stand im Zeichen von Portagen und endlosen Kanälen eingezäunt im dichten Schilf. Den ganzen Tag haben wir kein Seeufer gesehen. Zu Beginn führte uns der Fluss durch ein niedriges Wasser und wir mussten immer wieder schieben oder unsere Köpfe einziehen, weil Bäume quer über dem Fluss lagen. Dieser Tag schien irgendwie nie zu Enden. Links und rechts sahen wir den ganzen Tag nichts anderes als Schilf. Leider hat es zwischendurch auch immer wieder genieselt und die Stimmung war im Keller. Am späteren Nachmittag tauchte wie aus dem Nichts eine offene Stelle am Waldrand auf, frei vom Schilf, wo wir schnell beschlossen das zweite Nachtlager aufzuschlagen. Nach einem anstrengenden Tag mit viel Paddeln schmeckte die Pasta am Abend umso leckerer. «Ein Bett im Schilf, das ist immer frei, denn es ist Sommer und was ist schon dabei, die Mücken summen und es duftet nach See … wenn wir paddeln.»

Der dritte Tag begrüsste uns am Morgen mal wieder mit typisch schwedischem Wetter. Das sieht wie folgt aus: am Morgen bewölkt und einige Tropfen, dann zieht es auf und die Sonne lacht vom Himmel, bis zum späteren Nachmittag, dann ziehen nochmals Wolken auf, bevor die Sonne am Abend nochmals Vollgas gibt. In Nysäter genossen wir einen kleinen Snack und eine Fanta aus einem Supermarkt. Danach ging unsere Fahrt weiter. Heute wieder links und rechts Schilf, doch wir befanden uns von nun an auf einer Route, wo früher die Wikinger auch durch gefahren waren. Endlich konnten wir die Brücke sehen, welche uns zum letzten grossen See führte. Da öffnete sich wieder die Landschaft und man konnte wunderbare Häuser und die Uferlandschaft betrachten. Wir beschlossen bei einem Badestopp, dass wir heute noch Kilometer machen möchten und wir vielleicht Glück bei der Sauna haben, welche uns empfohlen wurde. Wir wechselten die Plätze und von nun sass Silvio vorne, weil man da anscheinend die Kraft besser verteilen kann und Carla war hinten nun Steuerfrau. Wir fuhren bis zu dem Seitenarm, an den die Sauna lag. Leider war der Saunabesitzer nicht da und auch die etliche Telefonanrufe von einem Einheimischen, der es uns unbedingt ermöglichen wollte, diese Sauna zu geniessen (sahen wir so erledigt aus?) blieben ohne Erfolg. So entzündeten wir ein grosses Feuer und genossen Kartoffeln und Bratwürste. Diese sahen aus wie Cervelats, sind aber bei weitem nicht zu vergleichen mit unseren geliebten Klöpfer.

Am vierten Tag unserer Tour war das Wetter überhaupt nicht auf unserer Seite. Zum Glück gab es bei unserem Stellplatz eine kleine Schutzhütte, so konnten wir wenigstens im Trockenen frühstücken. Dem Wetter zum Trotz verliessen wir den windstillen Seitenarm und paddelten in Richtung Säffle. Regen und Gegenwind, danke. Also begannen wir wie die Sklaven früher auf ihren Schiffen zu singen. «Lemon Tree, Beatles, Haus von Rocky-Tocky und Weihnachtslieder. Ja Weihnachtslieder! Ihr könnt euch nicht vorstellen, welche Kraft so ein «Schneeflöcklein, weiss Röcklein» auslösen kann. In Säffle angekommen mussten wir noch ein letztes Mal kurz aus dem Wasser und den ganzen Karsumpel über eine Strasse tragen. Bevor es weiter ging gönnten wir uns aber vorher noch im Trockenen einen Burger und etwas anderes zu Trinken als immer nur das gefilterte Seewasser.
Am Abend fanden wir ca. 3 km vor unserem Ziel eine wunderbare Insel, welche von Moos überwachsen war. Wir mussten nicht lange überlegen und unser Zelt stand für die letzte Nacht in der Wildnis bereit. Das schwedische Wetter wollte sich wieder mit uns versöhnen und bescherte uns nach einem Regentag einen wunderbaren sonnigen Abend.

An unserem letzten Tag war der Himmel wieder blau und wir konnten die letzten Kilometer locker unter das Paddel nehmen. Unser Ziel war der letzte Bootsanleger im Byvälenkanal, bevor es auf den grossen Väner geht. Wenn wir diese Einfahrt nicht nehmen wollten, wären wir 80 km blau ausgesetzt gewesen. Der Väner ist der grösste See von Europa und sieben Mal so gross wie der Bodensee! Bei unserem Ziel wurden wir abgeholt und wieder zurück nach Svanskog gebracht. Wir blicken zurück auf fünf wunderbare einsame Tage in der beeindruckenden Natur Schwedens und freuten uns dann doch wieder mal auf eine richtige Dusche und unser Himmelbett in unserem Bus.


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