Veröffentlicht: 05.09.2016
Aus der Sicht von Marius
Nach einer angenehmen Nacht wachen wir gegen 9 Uhr auf (doch etwas spät). Wir frühstücken alle gemeinsam bevor wieder alles eingepackt wird und es los geht. Zuerst durchstreifen wir ein langes Tal umringt von Gipfeln der über 6000m hohen Berge. Heute soll es über den höchsten Punkt unserer Route gehen, dem Punta Union in 4750m Höhe. Es Geht kontinuierlich Bergauf und das merkt man auch. Jedes Gramm im Rucksack ist dabei zu spüren. Nach ca. 2 Stunden erreichen wir eine Hochebene mit einem grandiosem Blick auf den schönsten Berg der Welt (Dachte ich zumindest) ;) Nach einer kurzen Knabberpause, weit kann es ja nicht mehr sein bis zum Punta Union, geht es weiter. Um die nächste Kurve müsste doch auch bald dieser Pass sein, ist mein Gedanke, schließlich ist es ja wohl nicht möglich, dass wir über diesen weit entfernten Kamm müssen, der kurz unter der Schneegrenze liegt. Da hab ich wohl falsch gedacht, der Weg führt uns immer weiter in diese Richtung. So langsam merke ich trotz guter Akklamation jeden Schritt. Der Gurt des Rucksacks bohrt sich immer weiter in die Hüfte und jedes Gramm im Rucksack ist zu spüren. Nach weiteren zwei Stunden wird mir langsam klar, dass wir wirklich über den Kamm müssen. Jetzt heißt es Zähne zusammenbeißen, und Schritt um Schritt setzen. Die steigende Höhe von deutlich über 4000m fordert immer mehr Pausen ein, welche es jedoch erlauben einen Blick in das zurückgelegte Tal zu werfen. (Das entschädigt zumindest ein bischen). Die Mädels sind topfit und schon längst außer Sichtweite und wahrscheinlich schon oben angekommen. Max quält sich hinter mir den Pass hoch und auf einmal fängt es an zu schneien. Dies bietet natürlich einen grandiosen Blick ins Tal und mit neuer Energie stapfen wir weiter den Berg über kargen Fels hinauf, Schritt für Schritt im Schneegestöber. Erstaunlich ist, dass durch die enorme Anstrengung der Schmerz auf den Hüften und in den Füßen einfach nicht mehr spüren ist sondern ein Automatismus einsetzt. Natürlich gehen uns auch noch unsere Wasserreserven kurz vorm höchsten Punkt aus. Max hat noch ein bischen mehr zu kämpfen als ich aber zusammen erreichen wir nach etwa fünf Stunden kontinuierlichem Aufstieg endlich den lang ersehnten Punta Union. Die Mädels warten oben schon auf uns und haben Gott sei Dank noch etwas Wasser. Der Ausblick auf die umstehenden Gipfel und Bergseen im Schnee und das Gefühl es aus eigener Kraft und mit eigener Ausrüstung ohne fremde Hilfe hoch geschafft zu haben lösen eine gigantische Euphorie aus. Schon ist alle Mühseligkeit vergessen. Aber kalt ist es hier oben, deswegen geht es schon nach zehn Minütiger Pause wieder auf der anderen Seite nach unten. Schließlich haben wir noch 500m Abstieg vor uns bis zum nächsten Camp, welches wir noch vor einsetzen der Dunkelheit erreichen wollen. Beim Abstieg wandelt sich der vorherige Schnee in ekligen Regen um welcher uns völlig durchnässt. Kurz vor Dunkelheit erreichen wir endlich das Camp2 und schlagen im Regen unser Zelt auf. Schnell noch Wasser holen und dann erstmal zum trocknen in den Schlafsack. Max und ich sind beide völlig fertig. Die Mädels sind so nett und kochen uns noch ein paar Nudeln mit Brühe (Es hat noch nie etwas so gut geschmeckt!). Nach ca. 1 Stunde hört der Regen auf und es offenbart sich ein gigantischer Nachthimmel über den schneebedeckten umliegenden Gipfeln, weswegen ich mich doch nochmal aus dem Schlafsack quäle und die Kamera auspacke, doch dann wird endlich geschlafen.
Aus der Sicht von Max
Tag 2… wie kann ich den kurz und knapp beschreiben… Tag 2 war meine persönliche Grenzerfahrung!
Aber dazu kommen wir später. Zuerst begann der Tag wie gewohnt noch immer voller Motivation. Wir machten uns Frühstück, packten die Zelte wieder in die Rucksäcke und starteten unsere Wanderung. Es ging bergauf, das Ziel für heute war es, den höchsten Punkt des Santa Cruz Tracks mit 4750m Höhe zu überwinden. Soweit so gut! Der Weg führte uns durch eine Landschaft, die der Welt von Mittelerde aus Herr der Ringe ebenbürtig war. Saftig grüne Steppen umringt von den mächtigen Bergketten vorbei ein wunderschön gelegenen Bergsehen. Nach ein paar Stunden erreichten wir, nach unserer aller Empfinden, den letzten Anstieg um den höchsten Punkt zu überqueren. Voller Euphorie und guter Laune legten wir noch fix eine kleine Pause zur Stärkung ein (ca. 20 Minuten). Es gab frisches Obst und ein paar Nüsse. Nach der Stärkung und dem Versuch eines Gruppenfotos mit Bergpanorama (was uns leider nicht gut gelang) starteten wir zum letzten Anstieg durch. Nachdem wir die Anhöhe überwunden haben wurde uns erstmal das Ausmaß der noch zurückzulegenden Strecke bewusst! Verdammt! Das wird hart! Da haben wir uns etwas eingebrockt. Zum Umkehren war es schon zu spät und es war allen bewusst, dass es über diesen Pass heute noch rüber gehen muss. Aus der Ferne erkannte man einen kleinen Spalt zwischen den Bergwänden. Das war wohl unser Durchgang. Dummerweise ging es bis zu diesem Punkt serpentinenartig durch extrem schwieriges Terrain nach oben. Die Wege führten über riesige, schräg liegende Felsen und immer wieder treppenartige Steinformationen. Der Weg erwies sich als äußerst mühsam und zehrte stark an meinen Kräften und Nerven. Der Rucksack wurde immer schwerer, die 15kg spürte ich mit jedem Schritt, die Beine brannten wie Hölle und meine Nerven lagen blank! An dem Tag verließ mich mein Optimismus und eine leichte, immer stärkere werdende Wut gegenüber dem Berg erfüllte mich! So ein scheiss dacht ich mir. Alle erzählten wie schön und leicht dieser Track ist. Zugegeben… schön ist er und im Nachhinein betrachtet erwies sich der Track auch nicht als all zu schwer. Tag zwei war es, der den Track so anspruchsvoll machte. Nach einer gefühlten Ewigkeit und roboterartigem gehen (5 Schritte gehen – 30 Sekunden Pause) und einer Wut im Kopf erreichten wir endlich den Gipfel und den Pass durch die Bergkette. Natürlich und wie sollte es auch anders sein, schneite es zu unserer aller Vergnügen noch on Top of the Mountain. Nach einer kurzen Pause und ein paar „Siegerfotos“ ging es auch schon wieder weiter Richtung Camp 2. Wir hatten nicht mehr viel Zeit da wir das Camp unbedingt noch vor Anbruch der Dunkelheit erreichen mussten. Als wäre ich nicht schon am Ende meiner Kräfte gewesen, blieb also nicht viel Zeit zum Pausieren oder Wasser auffüllen und wir machten uns schnell auf den Weg. Während des Abstieges konnten wir noch einen wunderbar, türkis schimmernden Bergsee beobachten und einen weiten Blick ins Tal erhaschen. Zu unser aller Pech fing es dann aber noch fürchterlich an zu Regnen. Patschnass aber überglücklich erreichten wir nach weiteren 2h gehen endlich den Zeltplatz. Schnell schlugen wir die Zelte im strömenden Regen auf und ich verkroch mich in den Schlafsack! Ich danke dem Rest der Bande, die sich an dem Abend um alles Weitere (Essen/Trinken usw.) gekümmert hat. Ich war zu diesem Zeitpunkt zu gar nix mehr in der Lage gewesen! Danke euch nochmal! Total erschöpft schlief ich nach dem Abendessen ein.
Das Fazit des Tages: 8h wandern, davon 6h bergauf, 15kg Marschgepäck und unwegsames Gelände brachten mich an meine körperlichen und nervlichen Grenzen! Nichts desto trotz übersteht man es doch immer irgendwie! Und genau deswegen: Never give up! Mein Fazit des Tages!