Veröffentlicht: 20.07.2019
Bed Station Hostel,
18.Juli
Als ich nach der Stunde Shuttlebus-Fahrt mitten auf der Khao San Road rausgeschmissen wurde, verabschiedete ich mich von Shushma, eine Londonerin mit sri-lankischen Wurzeln mit der ich mich die Busfahrt über aufgeregt über all das was uns erwartet unterhalten konnte. Laut Google Maps ist mein Hostel genau eine Querstraße weiter. Ein Glück hab ich dran gedacht die Karten runterzuladen, ich muss mir als erstes mal irgendwo ne Simkarte besorgen. The Bed Station Hostel befindet sich im Hinterhof und ist zur Hauptstraße nur mit einem Din-A4 großen Schild ausgezeichnet. Das komplette Hostel ist super designed. Die Belegschaft ist jung und sehr freundlich. Ich musste noch eine Stunde bis zum Check-In warten. Die perfekte Zeit um nochmal kurz die nähere Gegend zu erkunden und rauszufinden, dass ich mit meiner Kreditkarte an sechs verschiedenen Geldautomaten keine Kohle abheben konnte. Panik. Ohne Witz, Panik. Als ich dann doch wieder zurück zum Hostel bin und mich an meinen Laptop ins Hostel gesetzt hatte, fand ich nach ewigem Hin- und Herklicken auf der Website meiner Bank zum Glück den Fehler. Hoffentlich funktioniert das jetzt.
Check-In
Okay, meine Kreditkarte funktioniert zumindest mal beim Bezahlen. Ein Glück. 🍀 Mein 12-Bett-Zimmer befindet sich im 4.Stock und mit jeder Stufe wird es schwüler und stickiger. Die Trageriemen meines Rucksacks schneiden sich langsam in meine Schultern. 20 Kilo hatte ich bisher jetzt auch noch nicht so häufig so lang auf den Schultern... 🤷🏽♀️ Als der Hostelangestellte die Zimmertüre mit meiner Schlüsselkarte entriegelt, bin ich unendlich erleichtert. Im Zimmer ist eine Klimaanlage und ich bin ENDLICH angekommen! 😍
Nachdem ich mein Gepäck in meinem Spind verstaut hatte, freute ich mich auf die Dusche und frische Klamotten und Zähne putzen. Der Nachteil: die Dusche befindet sich ebenfalls im 4. Stock und ich bin unmittelbar nachdem ich aus der Duschkabine spaziere direkt wieder voll geschwitzt. Diese Luftfeuchtigkeit ist Wahnsinn. 💦 Nach der Dusche war ich damit beschäftigt meine Liebsten zuhause auf den neuesten Stand der Dinge zu bringen und mein total übermüdetes Ich "kurz" runterzufahren. Hingelegt. Sechs Stunden lang. Ups. Um 23:30 Uhr Ortszeit wieder aufgewacht. Naja... wer braucht schon Nahrung, dachte ich mir. Ich hab ja schließlich im Flugzeug Frühstück bekommen.
Freitag 19.Juli 15:10Uhr Ortszeit.
Ich verhungere. Ich habe seit dem "Frühstück" im Flieger irgendwann gegen 7 Uhr gestern, was aus einem Brötchen mit Spinatfüllung und einem Rührkuchen bestand, nichts essbares mehr zu mir genommen.
Jetlag got me like .
Ich bin ins Schlafkoma gefallen und mein Körper holte sich über Nacht 13 Stunden Schlaf zurück. Mein Magen dachte gegen 14:30 Uhr er könne meinen Dornröschenschlaf unterbrechen. Essenssuche. Jetzt. Ich glaube mir hat noch nie im Leben ein Spiegelei mit 2 Toast so gut geschmeckt wie das aus dem ersten Restaurant, dass ich heute finden konnte.
Die Gegend um die Khao San Road ist unglaublich sinnesüberflutend. Ehe ich mich umsah waren 2 Stunden vergangen und ich bin gefühlt nur um den Block gelaufen. So viele neue Eindrücke und vorallem so viele neue Gerüche. Gerüche, die ich noch nie gerochen habe, weder noch zuordnen konnte. Als ich ein weiteres Mal orientierungslos mitten auf irgendeiner Straße rumstand, wurde ich von Sharma angesprochen. Er griff nach meiner Kette und fragte mich ob ich wüsste was ich da eigentlich für einen Stein um meinen Hals trage. Ich beantwortete seine Frage und wir kamen ins Gespräch. Ein Gespräch über Steine. Jeder der mich kennt, weiß dass das gar nicht so unnormal für mich ist.
Nachdem wir uns 5 Minuten auf der Straße unterhalten hatten, schlug Sharma vor im nächsten Café einen Kaffee trinken zu gehen. Ich war ja sowieso ziemlich planlos unterwegs und stimmte zu. Eine Stunde lang unterhielten wir uns wortwörtlich über Gott und die Welt. Sharma ist ein indischer Edelsteinhändler, der ständig auf der ganzen Welt unterwegs ist. Die Unterhaltung war unglaublich lustig, aber auch tiefgründig und war keine Minute mit Schweigen gefüllt. Sharma erzählte viel von seiner Familie in Indien, von seinem Glauben, dem Universum und seinem Job, um den er sehr dankbar zu sein schien. Ich erkundigte mich natürlich danach, denn wer bitte hätte nicht gerne einen Job, bei dem man ständig auf Firmenkosten reisen kann?
Als ich mich schließlich verabschieden wollte nachdem der Kaffee schon länger leer war, fragte Sharma ob ich auch arbeiten wolle während meiner Reise. Ich bejahte seine Frage und zwei-drei Augenblicke später saß ich plötzlich im Hinterzimmer eines Juwelier-Geschäfts mitten in Bangkok. Mir gegenüber vermutlich Sharma's Boss. Sharma schloss die Schiebetür hinter mir und ich dachte kurz "Soviel zum Thema 'Pass auf dich auf, Joy!' ". Das darauffolgende halbstündige Gespräch beinhaltete den Ablauf des Exportsgeschäfts von Juwelen und Edelsteinen. Im Endeffekt hatte ich die nette Unterhaltung mit Sharma in dem Café nichts anderem zu verdanken als meinem deutschen Pass. Dieser war nämlich ausschlaggebend für das Jobangebot, welches ich von seinem Boss erhielt. Ich nehme einfach Edelsteine im Wert von 10.000€ mit nach Deutschland und bekomme dafür die Hälfte des Ertrags. Alles natürlich total legal. Ich entschied mich für die schnellste Methode den Raum zu verlassen, sagte ich überlege es mir und nichts wie weg.
Ich beschließe das Positive aus dem Tag mitzunehmen, die komplette Sinnesüberreizung dieser unfassbaren Großstadt, den kostenlosen Kaffee und das doch sehr gute Gespräch mit einem Wildfremden.