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Tag 76: Das Sammeln geköpfter Puppen

Veröffentlicht: 16.09.2016

13.09.2016


Bevor die Reise weitergeht beschließen wir einstimmig, dass wir Wäsche waschen müssen. Einstimmig bedeutet in diesem Kontext, dass Gudis Stimme als Einzige dazu ausreicht um dies durchzusetzen, wobei auch ich dem Reinigungsvorgang nicht ganz abgeneigt bin. Bemerkenswert zuvorkommend ist, dass Gudi sich dem, in Foren vielfach beschriebenen, fast aussichtslosen Kampf mit der unfreundlichsten Klo/Wäschefrau ganz Neuseelands stellt. Ich bin inzwischen damit beschäftigt, mir einen Ast abzulachen, als meinen Fingern die Idee kommt, eine falsche Verlobunsgverkündung niederzuschreiben. Gudi muss zwar auch schmunzeln, verdonnert mich aber dazu, alle potenziellen Leser über Achtzig, aufgrund einer möglichen Gefährdung deren Gesundheitszustandes, vorzuwarnen.

Später fahren wir weiter nach Takaka, um uns fast am nördlichsten Punkt der Südinsel zu befinden. Auch dieser Ort ändert nichts daran, dass Serpentinen in unserer Beziehung Diskussionspotential mit sich bringen, auch wenn es diesmal eher um den Sicherheitsabstand als um die Kurvengeschwindigkeit geht. Prinzipiell will ich nicht näher darauf eingehen, allerdings betonen, dass wir uns im Schneckentempo hinter einem Lastwagen befinden und daher nur durch rückwärtsfahrend noch langsamer sein könnten.

Erst einmal in Takaka erkennen wir, dass die Ödheit einen neuen Namen hat. Wer dachte, Nelson wäre langweilig, würde diesen Ort nun als scheintot beschrieben. Außer ein paar Hinterwäldler und Bauernschädel gibt es hier nur ein Labyrinth aus Steinen, welches Gudi unglaublich begeistert, da überall kleine Spielzeuge zwischen den Felsen versteckt sind. Offensichtlich ist es die Taktik des Ortes, sich als eine Art McDonalds Kindermenü zu verkaufen, da es sonst nicht viel zu bieten hat. So muss ich, um ehrlich zu sein, mit meinen Ausführungen des heutigen Tages auch schon wieder schließen. Gerade einmal die Info, dass wir zum fünften Mal Tacos essen und auch mein Schnauzer langsam aber doch eher mexikanisch wirkt, scheint mir noch erwähnenswert. Ach ja, die Ortschaft lebt wohl zu 70% vom Kindermenü, lukriert aber definitiv auch Einnahmen aus der Tatsache, dass der Abel Tasman National Park direkt daneben liegt. Diesen, angeblich schönsten Nationalpark Neuseelands sehen wir in seinen beginnenden Ansätzen und im Nachhinein muss ich bestätigen, dass wir wirklich an außergewöhnlich schönen Stränden vorbeifahren. Leider sind meine internen Speicher für die Schönheit der Welt nach knapp drei Monaten Reise durch etliche, sich in ihrer Vollkommenheit übertreffenden, Orte, wohl zum Bersten voll. So hätte ich diese Strände ohne Gudis Erinnerung wohl einfach vergessen.


Molis mächtige Mahnungen:


„Gudi! Die schreiben das hier als Sehenswürdigkeit an und sonst haben sie nichts als hör doch bitte endlich auf das ganze Spielzeug einzusammeln, das gehört dir nicht.“


Gudi hat sich in den Kopf gesetzt, die kopflosen Puppen und schwanzlosen Dinosaurierfiguren einzupacken. Nur mit Mühe gelingt es mir, sie von dieser wahnwitzigen Idee abzubringen. Stattdessen verspreche ich ihr, dass wir im nächsten Supermarkt einen Ball besorgen werden - ein Umstand der sie so sehr begeistert, dass ich etwas Sorge, ob der intellektuellen Unterforderung meiner Freundin habe. Offensichtlich wird es langsam Zeit, zum Ernst des Lebens zurückzukehren.

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