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Tag 75: Brennende Erkenntnisse

Veröffentlicht: 16.09.2016

12.09.2016


In der Nacht komme ich kaum zur Ruhe und fechte noch immer imaginäre Kämpfe mit Meister Seehund aus. Positiv daran ist, dass ich rechtzeitig aufwache, um Gudi vor den drohenden Flammen zu warnen. Noch mit leicht verschlafenem Blick bin ich mehr als sicher, dass wir uns inmitten eines Flammenmeers befinden, da es durch die angelaufenen Fensterscheiben lichterloh zu brennen scheint. Erst bei genauerer Betrachtung und nach einer etwa einminütigen, etwas panischen Schütteleskapade an meiner Freundin erkennt die nun definitiv wache Gudi, dass dies wohl nur der Sonnenaufgang sei.

Ich bin fasziniert!! Hätte ich gewusst, dass das Erscheinen der Sonne so bewegend, so ergreifend, so fesselnd, ja so wundervoll die gesamte Landschaft im tiefroten Schein füllt, ich wäre wohl nicht jeden Tag liegengeblieben, um erst bei den ersten wärmenden Sonnenstrahlen meinen Schlafsack zu verlassen. Gefesselt von diesen wundersamen Vorgängen der Natur schnappe ich mir die Kamera und begebe mich dorthin, wo ich gestern Abend noch so knapp dem Tod entronnen war. Fast in Ekstase drücke ich wie ein Verrückter auf den Auslöseknopf der Kamera und Versuche, alles, aber wirklich auch alles, fotografisch festzuhalten. Nachdem sich die aufregendsten Momente ein wenig legen, sammle ich mich und beginne mich zu fragen, was da eigentlich im linken, unteren Eck des Bildschirms steht. Mit zusammengekniffenen Augen kann ich erkennen: „ Bitte SD – Karte einlegen“. Ich Idiot! Alles umsonst. Quintessenz des Ganzen: Nicht nur, dass ich mich wohl selten um diese Uhrzeit überhaupt bewegt habe, bin ich ganz sicher noch nie so schnell gelaufen, wie jetzt. Zurück zum Auto, um das fehlende Stück zu holen, versteht sich.

Später bin ich nicht sicher, ob ich auf die immer noch relativ geglückten Fotos stolz sein, oder den ewig verlorenen, im wahrsten Sinne des Wortes goldenen Schnappschüssen, nachtrauern soll.

Um mich abzulenken beschließe ich, die eingespielten Verhältnisse umzudrehen und bereite Gudi ihr Frühstück zu. Wieso ich dies sonst nicht öfter mache, fällt mir auch im nächsten Moment wieder ein. So werde ich, sobald Gudi die Augen öffnet, zum Handlanger degradiert und darf unter detaillierter und äußerst penibler Anleitung der eben Erwachten, weiterwerken. Die kreative Entfaltung und der Überraschungsmoment bleiben dabei leider auf der Strecke.[1]

Nach elendiger, langer Autofahrt über serpentinenreiche Straßen sind Gudi und ich uns einig, dass wir uns nicht einig werden. Sie ist der festen Ansicht, dass ich zu rüde in die Kurven fahren würde, ich bin eher der Meinung, dass sie zu prüde ist. Wie auch immer, etliche Bergpanoramen später erreichen wir die Hafenstadt Nelson. Ich erwarte einen künstlerisch wertvollen, lebendigen Ort mit tollem Café und pulsierendem Nachtleben. Tatsächlich wird uns aber einmal mehr klar, dass wir uns in der Nebensaison befinden und die Straßen so leergefegt sind, dass eigentlich nur noch ein obligatorischer Strohballen im Wind fehlen würde, um das Bild der Tristesse zu perfektionieren.

Die Umgebung ist so ermüdend, dass Gudi und ich eigentlich nichts anderes übrig bleibt, als schlafen zu gehen. Diesmal so gegen 19h, selbst für uns ein neuer Rekord.


Gudis glorreiche Gesetze:


„Schmatz, glucks…oida Matthias, lass mich schlafen, da geht nur die Sonne auf, ich seh das jeden Tag….chrrr.“


Viel mehr Desinteresse auf einmal ist wohl kaum aufzubringen. Wie kann man nur so faul sein um ausschlafen zu wollen, wenn doch gerade die Nacht vom Tag verdrängt wird. Was für eine Ausrede, dies schon einmal gesehen zu haben. Wobei das erklären würde, wieso Gudi meist schon wach ist wenn ich die Augen öffne. Mysteriös, diese Vorgänge während ich schlafe.


[1] In Wahrheit musste ich wohl Gudi aufwecken, weil ich keine Ahnung hatte, wie man Porridge zubereitet.

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