molismagicmemories - goesnambia2018
molismagicmemories - goesnambia2018
vakantio.de/molismagicmemories

Tag 2: Der walartige Wahnsinn

Veröffentlicht: 04.07.2018

Normalerweise bin ich ja ein Freund der Chronologie und peniblen Ordnung - wenigstens wenn es um Erzählungen geht (weniger bei der Ordnung meines Reisegepäcks). Nun aber ist es absolut notwendig, den jetzigen Moment in der gegenwärtigen Stimmung zu beschreiben. Dies ist nun der 95. Blogartikel, den ich in meinem Leben schreibe - aber ich kann mit absoluter, zuverlässiger Sicherheit behaupten, dass ich noch nie einen solchen Platz zum Schreiben gefunden habe. Ich sitze hier, Blick in die Wüste Namibias, einzig ein paar weit entfernte, verstreute Erhebungen, um sie nicht Berge nennen zu müssen, ragen in der Ferne aus der sandigen Landschaft. Hinter einem der felsigen Erhebungen nähert sich die untergehende Sonne unaufhaltsam dem Horizont. Nichtsdestotrotz spendet die gelbe Bekannte wohltuende Wärme. Einzig der Wind versucht, die Stille der Natur und dieses wunderbare Bild zu stören. Hinter einem Felsbrocken erreicht mich der Störenfried aber nicht. Ich selbst sitze gerade auf einigen derselben. Ich schätze, hundert Meter über der Wüstenlandschaft befinde ich mich nun. Ich habe eine der unzähligen Felsformationen erklommen und fühle mich wie der König der Welt. Oder wenigstens wie der König von Afrika -oder der Tiere. Hätte ich einen Babylöwen, dies wäre der Ort um ihn meinen animalischen Untertanen zu präsentieren ----Naaaaasefeeenniiiaaa. Einfach wunderbar. Nur mein Bier habe ich vergessen, als ich spontan mit Flip Flops und Laptop ausgerückt bin, um meinen Place to be zu erklimmen.

Nun aber zurück ins Flugzeug. Als ich aufwache würde ich am liebsten einen Freudentanz veranstalten... da der Platz im Flugzeug aber durchaus begrenzt ist, belasse ich es bei einem impulsiven Hinternwackeln. Trotzdem habe ich gerade einen Tag gewonnen - die Schlaflotterie hat zugeschlagen und mir einen vollwertigen Tag und wider Erwarten einen übermüdeten und erschlagenen Erstaufenthalt beschert. Stattdessen bin ich den ganzen Tag hellwach und starte mit einem vitalen Schinken Käse Sandwich in den Morgen. Kurz danach setzen wir im morgendlichen Johannesburg auf. Dazu gibt es nicht viel zu erzählen, Ich schüttle Nelson Mandela die Hand - und bin total begeistert ob seiner Regungslosigkeit, selbst bei Besuch solch einer berühmten Persönlichkeit wie mir. Bald finde ich heraus, dass Nelosn tot ist und ich mir die Zeit mit einer lebensgroßen Legofigur vertreibe.

British Airways bringt uns kurze Zeit später nach Namibia. Schnell stellen wir fest, dass Afrika eben doch Afrika ist. Direkt über die Flughafenpiste werden wir von schwarzen, in Wollmützen und Handschuhe gepackten Guides zur Ankunftshalle geleitet. Wieso ich das schwarze betone?. Es sind die ersten Schwarzen, die wir erblicken. Im Flugzeug nach Namibia findet sich nicht ein dunkelhäutiger Passagier. Die Zweiklassengesellschaft zeigt sich schon jetzt in erschreckendem Ausmaß. Ebenso wie das Temperaturempfinden meiner afrikanischen Freunde. Ich trage zur selben Zeit T- Shirt und schwitze. Auch das mit den Freunden ist eher eine einseitige Wahrnehmung - vielmehr Hoffnung. Die Namibinesen sind, soweit mein erster Eindruck mir zeigt, nicht so offen und gastfreundlich wie gedacht. Vielleicht ist Distanziertheit aber auch die ansässige Art, Stress auszudrücken. Gestresst sollte das Securitypersonal jedenfalls sein. Die Warterei auf unser Visum wird zur Farce. Endlich angekommen - finally on namibian ground - müssen wir nochmals neunzig Minuten warten. Die Zeit vergeht allerdings wunderbar schnell, da sich Gudi und ich um die Wette wundern, woher das verzweifelte, gar flehende Geschrei stammt welches wir einer Erwachsenen Frau mittleren Alters zuordnen. Der erste Eindruck von Namibia ist also eher verstörend. Unsre gute Stimmung erfüllt sich dementsprechend mit steigender Skepsis. Gehört dies zu einem abstrusen Aufnahmeritual? Müssen wir da auch durch?

Schlussendlich geht alles aber ganz schnell. Wir werden tatsächlich von einem Angestellten der Autovermietungsfirma abgeholt. Zweieinhalb Stunden warten sind in Afrika offensichtlich nicht sehr erwähnenswert. Der erste Eindruck von den Straßen ist mehr als positiv. Geteerte, breite und gerade Straßenstriche, die den Passagier nur durch gelegentliche Erhöhungen aus der Ruhe geraten lassen, durchziehen das endlose, von diversem Getier bewohnte Land. Ich bin minutiös der Meinung, Löwen zu erblicken. Mit erschreckender Konsequenz muss ich aber feststellen, dass das Gras der Steppe ebenfalls bräunlich - gelb ist.

Als wir endlich in unserem nächtlichen Schlafquartier ankommen treffen wir auf unsere holländischen Freunde Tessa und Robbert( nein kein Rechtschreibfehler - hier einmal nicht). Die Beiden begrüßen uns wärmstens, für weiteren Austausch bleibt aber keine Zeit. Schnell geht es weiter zur Abhohlstation unseres Vehikels.

Zuhause nenne ich meinen kleinen Skoda Fabia den weißen Wahnsinn. Dies hier entpuppt sich als der weiße, walgroße Wahnsinn. Damit meine ich weder Geruch noch Schwimmfähigkeit unseres Gefährts, aber dieses Auto könnte meines dreimal fressen. So befinden wir uns nach kurzer Einschulung und dem Ansehen eines Sicherheitsvideos, dass Gudi mal wieder an den Rande des Nervenzusammenbruchs führt, in einem panzerartigen Monster .Riesengroß, mit fünf Sitzplätzen und einer geschlossenen Auflagefläche, in der mein Auto wohl alleine Platz hätte. Am Dach ist es möglich zwei Zelte aufzuklappen, in denen selbst ich angenehm Platz habe. Einfach nur geil.

Immer mehr finde ich beim Steuern des Ungetüms auf der linken Fahrbahnseite heraus, dass wir uns ein wenig in einem zweiten Mallorca befinden. Weniger ob betrunkener Personen oder Partymeilen. Ansonsten merkt man aber, dass das Gebiet vor einiger Zeit von Deutschen besiedelt war. Auf der Speisekarte beim Abendessen lassen sich genauso Palatschinken (Vienna Style Pancakes) wie Bratwurst oder Schnitzel finden. Das Bier allerdings ist hervorragend. Problematisch ist dabei nur, dass ich so müde bin dass ich nach zweien davon schlafen gehe - um 20:30. Zwei Stunden später meldet sich das Gesöff und sucht einen Ausgang. Ich suche daraufhin jenen des Zeltes - und würde in unserer zwei Meter hohen Festung beinahe auf der falschen, leiterlosen Seite aussteigen. Zum Glück ist Gudi selbst im Schlaf ein Kommandofreak und erklärt mir, dass ich mich nahe am Genickbruch befinde.

Drei Minuten später und zwei Liter leichter schlafe ich nochmals ein - für weite zehn Stunden. Na. dann Gute Nacht, ich freue mich auf weitere Abenteuer. 

Antworten